Läuft ganz gut...
Wir hatten der Kleinen das Zimmer hergerichtet, die Transportbox reingestellt und geöffnet und sind rausgegangen. Eine halbe Stunde später holte ich vorsichtig meine Jacke mit Schlüsseln aus dem Zimmer, die ich vergessen hatte. Sie lief herum, verschwand aber blitzschnell unter dem Bett, so dass ich nur die hintere Hälfte von ihr sah. Das sah schon übel aus. Sie hat null Muskulatur und ist erbärmlich mager.
Nach einer Weile ging Chris vorsichtig nachschauen. Da lag sie auf dem Bett und Chris konnte beruhigend mit ihr reden. Bis sie sich doch entschloss, lieber wieder unter dem Bett zu verschwinden. Chris stellte fest, dass sie schon ordentlich reingehauen hatte.
Eine Weile später war ich dran, um ihr noch was zum Päppeln zu bringen, was ihren Wasserhaushalt verbessern soll. Es ist eine Art Suppe, die sie schlecken kann. Am Wichtigsten braucht sie aber Kalorien. Ihr fehlt ein Drittel ihres Gewichts. Deswegen bekommt sie hochkalorisches Trofu, dazu zwei Tage die Suppe und danach Nassfutter. Der TA meinte, dass sie ohne Hilfe in zwei bis drei Tagen gestorben wäre. Die Kleine liess sich dabei nicht blicken. Chris machte den nächsten Check und da lag sie wieder auf dem Bett und hörte Chris ein bisschen zu.
Ich habe es mir mit ihr offensichtlich etwas vergeigt, weil ich sie eingefangen habe. Und das gleich zwei Mal, weil ich ein bisschen dämlich war. Weswegen ich auch zwei Mal kräftig zerkratzt wurde. Dazwischen lagen 15 Minuten, in denen Chris heimfuhr, die Hunde auslud und mit einem Transportkorb zurück kam. Ich behielt die Kleine im Auge und folgte ihr in eine völlig verwahrloste grosse Scheune. Vor einem verrosteten Anhänger standen mehrere leere Teller. Und auf einmal waren da viele Katzen, alle in der Hoffnung, dass es was zu fressen gibt. Scheu, leicht verwildert und verzweifelt. Um.den Anhänger herum roch es so extrem nach Katerurin, dass ich flach atmen musste. Ich hoffte, dass die Kleine da blieb und sich nicht irgendwo versteckt, wo ich sie nicht packen kann. Das waren lange Minuten, in denen ich mich umsehen konnte. Einige von den Katzen brauchen Behandlung und das schnell. Alle müssen kastriert werden. In dem Stall standen auch noch 6 Kühe im kniehohen Dreck. Der Besitzer lebt im Wohnwagen. Er ist altersmässig schwer zu schätzen, aber ich schätze ihn, wenn ihn nicht der Alkohol völlig ruiniert hat, auf 60+. Er hat keine Zähne und wirkt etwas neben der Spur, war aber freundlich. Ich hatte an den WW geklopft, um ihn zu fragen, ob es seine Katze wäre. Nein, das seinen Wilde. Ob wir die kleine Kranke mitnehmen dürfen. Durften wir, allerdings wollte er helfen, was absolut kontraproduktiv war. Er war glücklicherweise froh, als ich meinte, dass wir das alleine schaffen.
Als ich darauf wartete, dass Chris mit dem Korb zurück kommt und bis dahin weiter im Auge behielt, ob die Kleine brav dableibt, wo ich sie mit etwas Glück abgreifen kann, kam der Besitzer noch mal, um seine Hilfe anzubieten. Ich fragte ihn nach den Kühen und er meinte, dass die nächste Woche auf die Weide kommen. Ich fragte ihn, ob die Katzen kastriert wären und er meinte, dass sie dann ja keine Mäuse mehr jagen würden. Ich erzählte ihm schamlos lügend, dass jede unserer 5 kastrierten Katzen uns jeden Tag mindestens drei Mäuse auf die Terrasse legt.
Die TA-Praxis, die heute Notdienst hatte, war die gleiche Praxis, in die wir den Igel gebracht haben, den Kalle damals verletzt hat, es war aber ein anderer TA. Etwas schlurig vom Aussehen, aber genial im Umgang mit der Kleinen. Wir hatten sie in eine blanke Katzenbox gepackt. Er öffnete die Katzenbox erst mal in obere und untere Hälfte. Dann nahmen wir vorsichtig das Dach ab, während er gleichzeitig eine Decke über die Kleine legte. Dann wickelte er sie sanft darin ein, so dass nur das Köpfchen rausschaute. Immer wieder gab es Pausen für die Kleine, in der sie sich unter der Decke verstecken konnte. Sie liess sich mit dieser Methode sogar die Augen reinigten.
Der TA hat selbst 10 Katzen und 7 Hunde aus dem TS und ich schilderte ihm die Zustände dort und meinen Plan, mich ob der Zustände an unseren Bürgermeister zu wenden. Er erklärte mir, dass das keine gute Idee sei, denn das könnte auch die Euthansie bedeuten könnte. Es gäbe aber Vereine, die vielleicht helfen würden. Ich muss mich also irgendwie vernetzen.