Es taut glücklicherweise schon wieder - ich mag nämlich lieber Sonne und Wärme. Ich musste als Kind und Jugendliche Wintercamping im Wohnwagen mit Skifahren machen und das hat mich irgendwas zwischen tief geprägt und schwer traumatisiert. Seitdem mag ich weder Skifahren noch Schnee noch Camping.
Ich habe grade Osterferien und die erste Woche derselben genutzt, um ein bisschen französische Bürokratie zu erleben. Dienstag hatten Chris und ich einen Banktermin bei unserer Bank, um ein paar Sachen zu regeln. Es hätte 15 Minuten dauern können, dauerte aber 1,5 Stunden. Mittwoch war ich wieder in unserer Bank, um eine Autoversicherung abzuschließen. Seit dem Umzug war ich noch in Lux versichert, weil ich mich hier erst versichern kann, wenn das Auto in F zugelassen ist. Das hat wesentlich länger gedauert als erwartet und ich fahre immer noch mit einem provisorischen Kennzeichen, weil die endgültige Anmeldung aus dem Ausland ein längerer Prozess ist. Ich hatte ja naiverweise gedacht, ich könnte wie in D online eine KFZ-Versicherung aussuchen und gleich abschließen. Das läuft hier aber leider nicht so. Zumindest nicht als grade Eingewanderte. Erstens muss die Versicherung meine Schadenfreiheitsklasse aus Lux umrechnen und dann gibt es viele verschiedenen Möglichkeiten, das Auto zu versichern, die sich untereinander kombinieren lassen.
Ich machte also Mittwoch einen Termin in der Dorfzweigstelle von unserer Bank. Die Angestellte kennen Chris und ich schon von der Kontoeröffnung, die auch nicht ganz unkompliziert war. Der Termin wurde mit einer Stunde angesetzt und ich war natürlich pünktlich da, was natürlich wir üblich unnötig war. Mittlerweile habe ich den Eindruck, dass solche Termine den Termin plus 10 Minuten bedeutet. Die Angestellte ist super nett und als sie mich um 16.10 Uhr ins Büro bat, plauderten wir erst mal ein bisschen über Hunde, Wetter, Vigy und Frankreich. Sie meinte, dass mein Französisch sehr gut sei (was der französischen Höflichkeit geschuldet ist), was ich verneinte und lachend meinte, dass ich weiß, dass ich jede Menge Fehler mache. Sie antwortete, dass das egal sei, weil man merkt, dass ich die Sprache mag und lernen möchte. Meine Antwort war, dass die französische Sprache neben der italienischen Sprache für mich die schönste Sprache in Europa wäre, was ihr wohl besonders gefiel, weil sie italienische Wurzeln hat.
Dann kamen wir zum Geschäftlichen und sie führte mich durch die verschiedenen "Forfaits". Sie fragte immer wieder nach, ob ich die Punkte verstanden hätte und erklärte mir die einzelnen Punkte an Beispielen. Ich habe letztendlich die Versicherung "mehr geht nicht" abgeschlossen. Ich habe eine Insassenversicherung für alle Mitfahrenden und eine Art "Vollkasko plus": Wenn mein Auto wegen eines selbstverschuldeten oder durch einen fremdverschuldeten Unfalls platt ist und der Gutachter den Zeitwert festlegt, zahlt die Versicherung noch mal 50% drauf. Außerdem habe ich in Europa Pannenhilfe. Das Ganze für die Hälfte meines jetzigen Versicherungsbeitrags in Lux, wobei die Absicherung in Lux schlechter war und ich mit zusätzlich im luxemburgischen ADAC versichern musste.
Gestern war Kangoo-Tag. Das arme, immer noch nur provisorisch angemeldete Känguru brauchte dringend eine Inspektion, den Wechsel auf Sommerreifen und den französischen TÜV. Der französische TÜV ist Voraussetzung für die endgültige Anmeldung. Ich sage mal so: Es lief nicht richtig rund. Chris und ich waren zwar überpünktlich um 10 Uhr da und hatten alle Papiere dabei. Das dachten wir zumindest. Dummerweise befand der Angestellte nach Rückruf bei seinem Chef, dass die vorläufige Anmeldung in F nicht dazu berechtigt, die "controle technique" (TÜV) zu machen. Sie bräuchten dazu die "Carte Grise" ( der KFZ-Schein) mit dem Stempel der Abmeldung aus Luxemburg. Die lag 19 Kilometer entfernt zu Hause und musste bis 14 Uhr vorliegen, damit der TÜV gemacht werden konnte. Chris fuhr mich nach Hause und brachte danach die Carte Grise in die Werkstatt.
Zwischendurch kam noch ein Anruf, dass auch die Bremsbeläge gemacht werden müssten und sich der Kostenvoranschlag dadurch erhöht. Damit hatten wir aber sowieso gerechnet. Abends konnten wir den Wagen wieder abholen und bis auf den TÜV war alles gemacht worden. Der französische TÜV war nicht möglich, weil er laut Behörde erst im Juli 2022 fällig ist. Darüber bekamen wir eine Bestätigung, die wir der Ummeldefirma weitergereicht haben, womit nun die endgültige Anmeldung von meinem Auto näher rückt. Glücklicherweise ist Chris Wagen ein Geschäftswagen und der läuft ohne Ummeldung einfach weiter. Als wir uns entschlossen, nach Frankreich zu gehen, hatten Chris und ich gedacht, dass wir die administrativen Aufgaben nach 6 Monaten durch haben. Das war offensichtlich zu knapp berechnet, wie wir grade merken. Aber ich bin optimistisch, dass mein Auto irgendwann sein endgültiges Kennzeichen haben wird.