Das ist sicher nett gemeint, finde ich aber irritierend. Wenn ich mich auf Französisch schalte und mir wird auf Deutsch geantwortet. Dazu ist mein Französisch zu schlecht, das bringt mich aus dem Konzept. Ich weiß in Elsass-Lothringen immer nicht welche Sprache gerade richtig ist und vermeide derlei Situationen.
Ja, anfangs hat mich das auch aus dem Konzept gebracht
Mittlerweile ist mein Französisch spontaner, ich kann also noch paar freundliche Worte auf französisch hinterher schieben "Haben Sie deutsch in der Schule gelernt?" (Manche haben auch eine Zeitlang in D oder Lux gearbeitet und sind daher mit deutsch in Berührung gekommen). Wie Sylviane meinte, arbeitet die halbe Nachbarschaft in Lux.
Ich habe aber das Glück, dass ich wenig Hemmungen habe, französisch zu reden, auch wenn ich jede Menge Fehler mache. Ich rede einfach drauf los und hoffe, sie verstehen mich
. Und es ist natürlich etwas anderes, ob Du französisch nur gelegentlich praktizierst oder mittendrin lebst. Ich kann hier in die Sprache eintauchen, mit Radio, Alltagsgesprächen, TV und das macht es wesentlich leichter, allein schon wegen der "Sprachmelodie"
Wir sind hier wirklich in einem komplett anderen Klima als in den Ardennen: Eben haben wir noch im T-Shirt und barfuß auf der Terrasse gesessen und nicht gefroren, obwohl es kurz zuvor ein bisschen geregnet hatte. In den Ardennen hätte ich auf der Terrasse schon dicke Wollsocken getragen. Am Ende der Straße findet eine Gartenparty statt. In den Ardennen brennen schon die Kamine *gg*. Das Tageslicht ist hier anders.
Chris und ich fühlen uns Zuhause und gleichzeitig ein bisschen wie in Ferien. Ich hatte erwartet, dass das Gefühl nachlässt, wenn wir wieder im normalen Alltag sind und Chris und ich arbeiten. Das Gefühl hält aber bisher an. Das liegt sicher auch daran, dass wir viel mehr Freizeit als früher haben. Das Haus und der Garten sind pflegeleicht. Wir haben heute nach dem langen Spaziergang den Tag auf der Terrasse mit Lesen vertrödelt und hatten nichts "im Nacken", was eigentlich noch gemerkt werden müsste.
Ich erinnere mich noch, wie es ans Ausmisten für den Umzug ging und es anfangs schwer war, zu entscheiden, was wir mitnehmen. Das wurde mit der Zeit leichter, weil es erleichternd war, Sachen aussortiert zu haben und irgendwann brauchten wir gar nicht mehr lange zu überlegen. Wir haben noch nicht ein Teil vermisst, dass wir nicht mitgenommen haben. Wobei ich nicht gedacht hätte, dass Chris sich so leicht von alten Familiensachen trennen würde, nachdem er angefangen hatte. Angefangen hat er mit dem Ohrensessel seines Großvaters. Den wollte er immer restaurieren und neu beziehen lassen, aber wir hatten nie Platz, das Teil irgendwo hinzustellen. Der Sessel stand also die 14 Jahre, die Chris und ich nun zusammen sind und auch vorher schon platzraubend im Keller bzw. später in Garagen. Was den Sessel nicht besser machte. Alle paar Jahre fragte ich mal vorsichtig nach, ob der Sessel nicht doch entsorgt werden könnte, stieß aber auf keine Gegenliebe.
Seine übrig gebliebenen Lieblingsstücke stehen in seinem Büro, alles andere wurde verschenkt oder entsorgt. Alles im Haus hat seinen zugewiesenen Platz und wir haben trotzdem noch viel Platz in Schränken und Kommoden. Bevor wir hierher zogen, meinte Chris, dass er auf jeden Fall möchte, dass jemand ein paar Stunden die Woche kommt, um uns beim Hausputz zu unterstützen. Der ist allerdings so unkompliziert, dass ich das ungern aus der Hand geben würde. Erstens mag ich es nicht, fremde Menschen regelmäßig im Haus zu haben, die einen recht intimen Einblick in mein Leben bekommen, zweitens bin ich, was Putzen betrifft, extrem penibel. Immerhin habe ich "Großreinschiff" quasi mit der Muttermilch eingesogen und ich putze tatsächlich gerne. Also habe ich, nachdem ich gemerkt habe, wie pflegeleicht das Haus ist, gesagt, dass ich das doch nicht möchte. Es gibt aber eine Sache in der Hausreinigung, die ich gar nicht mag und die mich immer wieder Überwindung kostet. Das ist Fensterputzen. Ich bewundere die Profis, die das Fenster einschäumen, schlierenlos abziehen, die Rahmen sauber machen und das alles in kürzester Zeit. Daher suchen wir nun jemanden, der alle 4-6 Wochen kommt und die Fenster macht. Chris macht sein Büro selbst, damit ist der Rest sehr überschaubar, der mir bleibt.
Chris und ich haben seit Februar bis letzte Woche jeden Tag miteinander verbracht, da er zwar bezahlt wurde, aber nicht arbeiten musste. Ich fand das schön, auch wenn zwischendurch viel Stress durch den Umzug war. Chris meinte, das wäre ein Vorgeschmack auf die Rente und es gefiele ihm ausgesprochen gut. Deswegen hatte ich überlegt, ob ich mich nicht ein bisschen "verloren" fühlen würde, wenn er wieder ins Büro geht. Dem war nicht so. Ich habe meine zwei Nachmittage gearbeitet, meine arbeitsfreien Tage genossen und mich gefreut, wenn er abends nach Hause kam und wir waren ratzfatz wieder im alten Rhythmus.
Meine demnächst eigentlich Exarbeitgeber, insbesondere der Vater der Kinder, arbeitet intensiv an einem neuen Arbeitsvertrag für mich. Seine Vorgaben: 8 Stunden pro Woche, gleichmäßig verteilt auf Dienstag und Donnerstag ab 15 Uhr. Keine Arbeit in den Schulferien (da sind die Kids im Hort super aufgehoben und haben ihre Peergroup um sich anstelle ihrer "alte" Nanny
). Trotzdem Versicherung über das ganze Jahr und Benzingeld für die Fahrten mit den Kindern.
Das ergab sich stückchenweise. Da die Eltern bis zu meinem Kündigungsdatum niemanden gefunden haben und immer mehr verzweifelten, bot ich ihnen an, länger zu bleiben, bis sie einen passenden Ersatz gefunden haben. Mein Nannysohn war so neben der Spur, dass er es an einem Wochenende zweimal schaffte, in der Ambulanz vom Kinderkrankenhaus zu landen. Wenn er nicht gut drauf ist, neigt er dazu, Unfälle zu haben. Meine Nannytochter erzählte mir, dass ihr Bruder jeden Abend weint und ich weinte quasi mit.
Also erklärte ich mich irgendwann bereit, mit den Eltern zu verhandeln. Mit der Mutter vereinbarte ich, dass ich mit einem vernünftigen Vertrag bleibe und sie übergab die Aufgabe wegen des Vertrags ihrem Mann, was ich nicht anders erwartet hatte. Mit dem hatte ich letzten Donnerstag das Vergnügen. Ich fragte ihn, wie er sich fühlen würde, wenn sein Boss erwartet, dass er mit seinem Privatauto fährt und das selbst bezahlen muss. Er stimmte zu, dass das nicht fair ist. Er fragte, was ich mir vorstelle, worauf ich den Ball zurück gab: "Ihr wisst, wann ich wohin die Kinder fahre. Rechnet das mal nach und macht dann einen Vorschlag."
Tja, daran arbeitet er wohl grade. Ich ließ noch einfließen, wie Kilometer bei der Steuer abgerechnet werden. Mal schauen, wie sein Angebot ist