Ich neige dazu, irgendwelche Krankheiten und Symptome zunächst mal solide zu ignorieren. Nach dem Motto "Geht von selbst wieder weg"
Hinzu kommt, dass meine Schmerzwahrnehmung etwas schräg ist.
Schon vor dem ersten Urlaub hatte ich Probleme mit dem rechten Unterarm. Ich schob das auf Überlastung durch Gartenarbeit zurück und dachte, dass die Ruhe in den Urlauben es schon richten wird.
Tat es auch teilweise, aber Chris bemerkte, dass ich nach grösseren Aktivitäten mit dem rechten Arm Probleme hatte.
Jetzt nach dem Urlaub und dem vielen Falten von Wäsche, Haus- und Gartenarbeit merkte selbst ich, dass da was nicht gut ist.
Chris nahm mir das Versprechen ab, zu einem Arzt zu gehen. Das hatte er schon vor dem Urlaub angeregt, ich fand das aber völlig unnötig
Gestern war ich also um 10.30 Uhr in der orthopädischen Ambulanz im Krankenhaus und nach 1,5 Stunden mit einer Diagnose wieder draussen. Eine dicke Sehnenentzündung, die laut netter Ärztin ganz sicher nicht allein verschwinden wird. Ich habe jetzt zwei Monate Zeit, das mit Medikamenten und Stosswellentherapie in den Griff zu bekommen. Wenn nicht, müssen andere Lösungen her *nerv*
Auf jeden Fall werde ich noch länger damit zu tun haben.
Da ich schon mal in der Stadt war, habe ich dann alles in den Tag gepackt, was ich eigentlich über die Woche verteilen wollte:
Frisör, neue Brille, ein paar Sachen im Baumarkt kaufen, Lebensmittel-Grosseinkauf…
Im Endeffekt war ich 6 Stunden ausser Haus, wobei die zurückgelassenen Hunde natürlich in den Garten konnten.
Da war ich beim Heimkommen gespannt, wie sich Kalle geschlagen hat. Als er neu hier war, hatte er Probleme mit dem Alleinsein und zerlegte währenddessen die eine oder andere Kudde. Mittlerweile ist das kein Problem mehr. Er bleibt ruhig mit den anderen zuhause und schläft, nachdem er die Schuhe aus dem Schuhregal heil im Wohnzimmer verteilt hat.
Wenn wir heimkommen, bringt er uns freudig einen der Schuhe
Wir konnten ihn auch stundenweise im Appartement in Frankreich mit den anderen allein lassen, wenn wir mal kurz essen gingen.
Aber das waren bisher immer nur 2, maximal 3 Stunden, in den wir weg waren.
So lange war neu für ihn.
Als ich vor der Haustür hielt, hörte ich als erstes Krümel, der an die Haustür eilte und mein Kommen mit fröhlichem Bellen verkündete.
Ich schloss auf und aus dem Wohnzimmer kam ein ziemlich verschlafener Kalle mit sehr müden Augen zur Tür, um mich zu begrüssen. Dann fiel ihm ein, dass das Ritual fehlte: Er ging zurück ins Wohnzimmer, schnappte sich einen Schuh, kam wieder und präsentierte ihn mir stolz.
Offensichtlich ist Alleinsein für ihn kein Problem mehr. Er weiss nun, dass wir wiederkommen und hat keinen Stress, weil wir weg sind.
Samstag in einer Woche hat er seinen Luxemburger Wesenstest. Durch seine Erkrankungen konnten wir ihn vom Dressurkurs dispensieren lassen und auch die Prüfung wird verkürzt: Er muss nur "Sitz" und "Platz" machen und auf Abruf kommen. Die Prüfer werden noch schauen, ob er ein freundliches Wesen hat. Das Ganze sollte nach 10 Minuten durch sein und es sollte ihm schwerfallen, durchzufallen
Im Urlaub wurde uns noch mal klar, wie klasse Kalle eigentlich ist. Am Hundestrand liess er sich jederzeit abrufen. Wenn wir alle im Sand lagen und uns sonnten, lag er nah bei uns und machte keine Anstalten, auf Tour zu gehen. Selbst wenn ein anderer Hund zu uns kam und ich ihm sagte, dass er liegenbleiben solle, schaute er zwar aufmerksam zum fremden Hund, bewegte sich aber keinen Zentimeter von seinem Platz.
An einem Abend haben wir meine Eltern getroffen, die auf dem Weg zu ihrem "Winterquartier" in Südspanien waren. Wir trafen uns im Restaurant in Perpignan und Kalle kam mit. Er setzte sich brav auf seine Reisematte und benahm sich vorbildlich. Am Nachbartisch sassen Franzosen und fragten, ob Kalle von ihnen ein Stück übriggebliebenes Steak haben könnte. Durfte er natürlich und ich liess ihn an den Nachbartisch. Dort setzte er sich brav und aufmerksam hin und schaute gespannt, wie das Steak in ein paar Stücke zerteilt wurde. Dann nahm er die Stückchen sehr vorsichtig aus den Fingern der Franzosen. Die waren hellauf begeistert von ihm und lobten sein Verhalten in höchsten Tönen. Worauf der Kellner anrückte und fragte, ob Kalle auch noch ein Stück Fleisch aus der Küche haben dürfe. Aber gerne!
Danach konnte sich der Kellner kaum mehr von Kalle losreissen
Da er vorher schon von meinen Eltern ein übriggebliebenes Proviantbutterbrot mit Leberwurst bekommen hatte, war das ein sehr erfolgreicher Abend für ihn.
Überall, wo wir im Urlaub mit ihm hinkamen, fand er seine Fans und ich freue mich, dass er sich so klasse verhalten hat.
Am letzten Tag trafen wir am Strand in Spanien Gäste mit einem Minibulli, die wir schon vom letzten Jahr kannten. Ich ging zu ihnen, um ein bisschen zu plaudern, sagte Kalle aber vorher, dass er auf unserem Platz bleiben soll. Er war unangeleint. Chris war in seiner Nähe, musste aber nichts machen, denn Kalle blieb aufmerksam sitzen und beobachtete mich aus 30 Meter Entfernung, wie ich den Minibulli knuddelte, ohne auf dem Platz zu wibbeln oder gestresst zu wirken.
Toller Hund mit einem ganz tollen lieben Wesen.
Der Hammer dabei ist, dass ich wirklich nur ganz wenig Arbeit in seine Erziehung stecken muss. Wir müssen nicht viel üben, das meiste ergibt sich von allein. Er bekommt ganz wenig Kommandos, weil es die im Alltag nicht braucht. Er ist abrufbar bei unseren Spaziergängen, wobei er sich sowieso nicht weit entfernt. Mal dreht er ein paar verrückte Runden auf dem Feld, um sich danach hinzuschmeissen und sich glücklich auf dem Rücken zu aalen, aber er kommt immer schnell wieder.
Bälle lässt er auf Kommando fallen
. Das hat Paco in all den Jahren nicht hinbekommen und war maximal zu einem Abtausch bereit.
Was früher in Pacos wilden Zeiten nie gegangen wäre, klappt nun: Im Haus liegt Spielzeug herum. Kalle hat Kongs im Garten und Haus verteilt und bringt die öfter mal, damit ich mit ihm spiele. Wenn ich nicht darauf eingehe, beschäftigt er sich eben selbst damit. Kein Drängeln, kein Bellen. Maximal lässt er einen Kong vor meine Füsse fallen und wenn ich dann nichts mache, nimmt er es gelassen hin, nimmt den Kong wieder auf, geht in den Garten und wirft ihn herum.
Es gibt wirklich nichts, was an Kalle schwierig ist. Als er hier ankam, dachte ich, dass es anfangs viel Arbeit werden würde, weil er fast nur im Zwinger gehalten wurde und dann in die Tötung abgegeben wurde, wo er auch ein paar Monate sass.
Anfangs war er sehr vorsichtig und manche Dinge machten ihm Unbehagen. Aber er hat sehr schnell gelernt und sich immer im übertragenen Sinn bei mir angelehnt, wenn ihm etwas unheimlich war. Es reichte, durch mein Verhalten zu signalisieren, dass da keine Gefahr droht.
Mittlerweile gibt es nur noch ganz selten Situationen, in denen er ängstlich ist und er lässt sich schnell beruhigen. In Frankreich hatten wir eine Situation, in der eine Frau mit einem Gehstock auf ihn zugekommen ist. Er hat sich kurz abgeduckt und ist hinter mich ausgewichen. Ich habe ihn dann ermuntert, sich mit mir der netten Frau zu nähern und er hat schnell gemerkt, dass der Stock ihm nichts tut.
Ich liebe diesen sanften Muckijungen