«Das ist unser schottischer Kampfhund»

YVeONNEt

Mittwoch 19. Mai 2004, 13:36 Uhr [size=+1]«Ein Restrisiko bleibt immer»[/size]

Berlin (AP) Der warme Frühlingstag ging schon zu Ende, als Bundeskanzler Gerhard Schröder vor kurzem mit seiner Frau Doris und Hund Holly durchs Berliner Regierungsviertel spazierte. Während sich die vier Personenschützer diskret im Hintergrund hielten, zerrte der Terrier ungeduldig an der Leine. «Das ist unser schottischer Kampfhund», scherzte Schröder mit Passanten. «Ein bisschen klein, aber für unsere Bedürfnisse reicht der.» Da irrte der Kanzler.

Tatsächlich werden in Deutschland hochrangige Politiker wie der Bundeskanzler, der Aussenminister oder der Bundespräsident rund um die Uhr bewacht. Zuständig für den Personenschutz der Bundespolitiker und der verfassungsgebenden Organe ist das Bundeskriminalamt. Die Abteilung mit dem Namen «Sicherungsgruppe» hat ihren Sitz in der Nebenstelle Berlin-Treptow. Ihre Aufgabe ist es, den gefährdeten Politiker notfalls unter Einsatz des eigenen Lebens zu schützen.

Vorfälle wie die Ohrfeige für Bundeskanzler Schröder am Montagabend in Mannheim sind Albträume für die Sicherheitsbeamten. «Eins ist klar: Ein Restrisiko bleibt immer», sagt der Stuttgarter Polizeibeamte Günter Loos. Mitten in der Hochzeit des Terrorismus war er Chef des Begleitkommandos von Generalbundesanwalt Kurt Rebmann. Loos weiss, dass absolute Sicherheit eine Illusion ist. «Oder man müsste die gefährdete Person so abschirmen, dass überhaupt niemand mehr an sie herankommt. Das wollen wir nicht, das widerspricht der deutschen Kultur.»

Während hochrangige Politiker in den USA oder Israel von «Bodyguards» geschützt werden, die stets versuchen, den Körper des Politikers abzuschirmen, halten sich die Sicherheitsbeamten in Deutschland eher im Hintergrund. Sie bleiben meist unauffällig, sind aber stets in unmittelbarer Nähe ihres Schützlings. Der Umfang des Personenschutzes richtet sich nach der jeweiligen «Gefährdungsanalyse», die von den Experten des BKA erarbeitet und ständig aktualisiert wird.

Genaue Angaben, wie viele Bewacher sich um welche Politiker kümmern, werden aus Sicherheitsgründen nicht gemacht. Geschätzt wird, dass sich in Deutschland zwischen 500 und 700 Polizisten allein um Politiker kümmern. Schutz geniessen sämtliche Bundesminister, eine Reihe von Bundestagsabgeordneten und eine schwer übersehbare Zahl ehemaliger Spitzenpolitiker.

Der engere Kreis von Schröders Personenschützern dürfte bis zu 20 Beamte umfassen. Der Bundeskanzler hat «Gefährdungsstufe I», ist deshalb nie allein unterwegs. Die Männer und Frauen begleiten ihn nicht nur zu offiziellen Terminen, sondern auch im Privatleben - auch wenn es Grenzen gibt, wie der Kanzler einmal im Gespräch mit Kinder erzählte: Ins Bad könne er noch allein, scherzte Schröder, der Personenschutz gehe mit ihm «weder ins Bett noch aufs Klo».

Die Experten unterscheiden zwischen gesicherten und ungesicherten Bereichen: Hält sich der Kanzler im Kanzleramt, im Reichstag oder einem anderen Gebäude auf, das bereits unter Objektschutz steht, kann der direkte Personenschutz reduziert werden. Sobald er diesen gesicherten Bereich verlässt, müssen die Bewacher aber direkt zur Stelle sein. Wie viele Beamte eingesetzt werden, wird aktuell festgelegt.

Trotz aller Diskretion: Die Personenschützer sind leicht zu erkennen. Mit dunklen Anzügen bekleidet, tragen sie kleine Knöpfe im Ohr und Mikrofone im Ärmel, über die sie sich untereinander verständigen und mit dem Lagezentrum in Kontakt treten können. Sie taxieren das Umfeld, halten Neugierige zurück, bahnen Gassen durch die Menge. Sie sind bei Geburtstagsfeiern dabei, Hochzeitsfesten und Sonntagsspaziergängen.

«Dazu ist absolute Diskretion nötig», sagt Loos. «Und ein gewisses Vertrauensverhältnis. Anders geht es nicht».» Der Beamte weiss, wovon er spricht. Er blieb bis zum Ende der Amtszeit bei Rebmann, insgesamt 13 Jahre und damit weit länger als üblich. Normalerweise gilt, dass Personenschützer spätestens nach fünf Jahren ausgetauscht werden sollten, um eine Routine zu vermeiden, die gefährlich werden könnte. Auch heute noch hat Loos ein gutes Verhältnis zu Rebmann. In drei Wochen ist er zu dessen 80. Geburtstag eingeladen.




 
  • 28. März 2024
  • #Anzeige
Hi YVeONNEt ... hast du hier schon mal geguckt?
  • Gefällt
Reaktionen: Gefällt 21 Personen
#VerdientProvisionen | Als Amazon-Partner verdiene ich an qualifizierten Verkäufen.
YVeONNEt schrieb:
Mittwoch 19. Mai 2004, 13:36 Uhr [size=+1]«Ein Restrisiko bleibt immer»[/size]

Berlin (AP) Der warme Frühlingstag ging schon zu Ende, als Bundeskanzler Gerhard Schröder vor kurzem mit seiner Frau Doris und Hund Holly durchs Berliner Regierungsviertel spazierte. Während sich die vier Personenschützer diskret im Hintergrund hielten, zerrte der Terrier ungeduldig an der Leine. «Das ist unser schottischer Kampfhund», scherzte Schröder mit Passanten. «Ein bisschen klein, aber für unsere Bedürfnisse reicht der.» Da irrte der Kanzler.

Rein symbolisch gesehen hat er für den Spruch gleich die nächste Schelle verdient :sauer:
 
Wenn dir die Beiträge zum Thema „«Das ist unser schottischer Kampfhund»“ in der Kategorie „Off-Topic“ gefallen haben, du noch Fragen hast oder Ergänzungen machen möchtest, mach doch einfach bei uns mit und melde dich kostenlos und unverbindlich an: Registrierte Mitglieder genießen u. a. die folgenden Vorteile:
  • kostenlose Mitgliedschaft in einer seit 1999 bestehenden Community
  • schnelle Hilfe bei Problemen und direkter Austausch mit tausenden Mitgliedern
  • neue Fragen stellen oder Diskussionen starten
  • Alben erstellen, Bilder und Videos hochladen und teilen
  • Anzeige von Profilen, Benutzerbildern, Signaturen und Dateianhängen (z.B. Bilder, PDFs, usw.)
  • Nutzung der foreneigenen „Schnackbox“ (Chat)
  • deutlich weniger Werbung
  • und vieles mehr ...

Diese Themen könnten dich auch interessieren:

lektoratte
Ich gönne das jedem. Auch jedem Bayern ;) Es ging darum, dass der Artikel eigentlich nicht sooo positiv ist, was die Fakten angeht. Und bei der Rechtsunsicherheit muss man genau wie bei jedem Bayern mit AmStaff sagen: „es geht solange gut, bis es schief geht“.
Antworten
19
Aufrufe
1K
Crabat
Lucie
"Du musst registriert sein, um diesen Inhalt sehen zu können." Tiersicherungsdienst Frank Weisskirchen Noch etwas, was man berücksichtigen sollte! Natürlich wird immer wieder erwartet (alleine schon eine Erwartung zu haben, ist für mich in dieser Situation eher befremdlich), dass Tiere nach...
Antworten
8
Aufrufe
448
Lucie
Papaschlumpf
Ne, das liegt daran, dass die zu 1000 billig produziert werden. Frag jeden Listihalter woher der Hund ist, hier in der Region sind 75% Vermehrerhunde 15% TS und der Rest von echten Züchtern. Und dann sieh dir an, wer am anderen Ende der Leine ist.... Sorry, aber in diesem Bereich bist du...
Antworten
97
Aufrufe
6K
pat_blue
pat_blue
DobiFraulein
Antworten
6
Aufrufe
707
lektoratte
lektoratte
T
Ich denke das geht deshalb, weil mit dauerndem gebell gegen die hausordnung verstößt. Aber generell ist es schwer, einen mieter wirklich rauszubekommen, der nicht raus will und die kündigung erst mal gepflegt ignoriert.
Antworten
104
Aufrufe
5K
lupita11
lupita11
Zurück
Oben Unten