Intressante Diskussion. Viel zu lesen.
Eigentlich wollt ich mir schon längst wieder mal Clockwork Orange reinziehn, überschneidet sich irgendwie mit dieser Diskussion hier.
Denn letzten Endes lässt einen der Film auch wieder im Regen stehn.
Er dreht die Täter-Opfer-Rolle hin und her und wirft lediglich die Frage auf, ob wir unsere Menschlichkeit verlieren, wenn uns die Selbst-Wahl von Gut oder Böse sein genommen wird.
Der Film reflektiert ausserdem das Dilemma, das "wir", die Gesellschaft, der Staat, nur die eine Wahl haben, die Moral zu erhöhen, indem wir anderen die Freiheit nehmen (oder töten).
Und das ist, wie kangalklaus richtig erkannte, tatsächlich eine philosophische Frage.
Allerdings kann ich kangalklaus nicht recht geben, wenn er meint, körperliche Arbeit ersetzt einen Psychologen. Eigentlich hätt da Natalie laut aufschrein müssen. Eins ist klar: Auf irgendeine Weise müssen Mörder, sowieso ein relativer Begriff, reflektieren und aufarbeiten. Entweder mit Hilfe von Psychologen, mich persönlich können allerdings nur Psychologen mit einem heilerischen/schamanischen Background überzeugen, weil die nämlich über den Tellerrand hinaussehn können.
Also entweder in diesem oder einem anderen Leben. Und nun sind wir in der Philosophie oder wie man das nennen soll.
Honesty bevorzugt die Ezekiel-Racheengel-Lösung ala Pulp Fiction (Der Pfad der Gerechten ...
).
Nur, sorry, den Tötungsauftrag gibt sie wieder ab. Weil sie selbst ein reines Karma haben will? So einfach sind die Dinge nicht. Wer wegschaut, macht sich genau so schuldig.
Verantwortlich ist man nicht nur für das, was man tut, sondern auch für das, was man nicht tut. sagte Lao-Tse.
A legt B um und C legt A um.
Toll.
Wer legt dann C um?
Hinterbliebene gibt es auf allen Seiten...
Und: Apropo
unschuldig. Vor 2000 Jahrn lief so ein Wanderprediger rum und sagte:
Wer ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein. Er sagte auch:
Wir sind alle Sünder.
Hinweis auf karmische Belastung? Es gab in der heiligen r.-k. Kirche sicherlich noch Hinweise auf karmische Belastungen, aber in der kommerzialisierten Version is das entfallen. Warum wohl.
Wer mit Karma nichts anfangen kann, der braucht nicht weiterzulesen. Und ich würde auch niemandem raten, sein Karma zu erforschen. Denn es hat seinen guten Grund, dass es verdeckt ist. Sinnvoll ist allerdings eine -soweit mögliche- karmische Reinigung/Auflösung, die allerdings nur von einer entsprechend ausgebildeten Person durchgeführt werden sollte. Eine Freundin von mir macht dies, sie hat u.a. eine indianisch-schamanische Ausbildung. Sie arbeitet auch für eine grössere staatliche Institution als "normale" Psychologin, ist kein so dahergelaufener Esoterik-Spinner. Jedenfalls hab ich indirekt einen kleinen Einblick in mein Karma bekommen und von daher würd ich nicht mehr sagen, dass jemand grundsätzlich unschuldig ist.
Das Ganze ist also ein "höheres" Thema. Und dafür ist unser Verstand etwas zu klein. Wie können wir da eigentlich "richtig" urteilen?
Podifan, der ein Fan von Gandhi ist hat das erkannt:
Außer natürlich, sie nehmen für sich in Anspruch, so über alles Menschliche erhaben zu sein, dass sie selber gar nie nicht zum Täter werden können. Das allerdings würde ich als maßlose Selbstüberschätzung werten.
Wars nicht Gandhi, der sagte: Frieden wird es erst geben, wenn alle Menschen allen Menschen verziehen haben, sinngemäss? Find das Zitat grad nicht. Klar, bis dahin ist der Weg noch sehr, sehr lange. Aber der Weg soll ja das Ziel sein heisst es. (Ausserdem sollte man vorher alle Religionen abschaffen, mei Meinung).
Allerdings glaube ich, dass Verzeihung/Vergebung erst dann hilft, wenn sich der Täter selbst verziehn hat.
Vielleicht ist die grösste Strafe das Leben.
Auch ein Herr K. wirds irgendwann lernen. Er bleibt sowieso ein Gefangener seiner Schuld.
Nichts dazugelernt hat die Pild.
Die -vorzeitige- Freilassung könnte auch als Zeichen gedeutet werden, dass der Staat zeigen will: Wir sind stärker wie ihr. Und wer es noch einmal wagt, der siehe Klar, kommt irgendwann als alter Mann wieder raus und kann sein marxistisches Gedankengut vor sich hinlabbern und niemand wird es mehr interessieren.
Wie auch immer, eine Lösung zu finden, für etwas, was bereits geschehen ist, ist nur an Symptomen rumdoktern. Letzten Endes muss man/frau bei sich selbst anfangen, wenn man eine bessere Welt ohne Gewalt möchte und auch immer alles schön hinterfragen und nicht nur gedankenlos vor sich hinleben.
Man kann dies in zig Variationen mit der gleichen Aussage fassen. Mir gefällt z.Zt Thomas D. sehr gut, vor allem seine brilanten Text aus dem Album "Lektionen in Demut".
Willst du ein Held sein, dann tritt für die Welt ein. Wichtig ist die Erkenntnis:
ich werde der held meiner welt sein Dafür muss man/frau allerdings etwas tun.
Die meisten Leute existieren, weiter nichts.
Schrieb Oscar Wilde, der selbst von der Gesellschaft zerbrochen wurde.
Und jetzt ... geh ich zur
Korova Milkbar und trink erstmal nen
moloko-plus.
thomas d - Reinhörn
Thomas D - Lektionen in Demut
Thomas D - Vergebung hier ist sie
Du sollst nicht töten, fängt auch irgendwo an....
Thomas D - Gebet an den Planet