Zeit statt Zähne
THÜRINGEN.Thüringens Hunde bringen Innenminister Christian Köckert (CDU)
ins Schwitzen. Nicht dass er sich vor scharfen Zähnen fürchtet, eher vor
seinen eigenen Ankündigungen.
Noch im Sommer hatte Köckert eine Rasseliste angekündigt, nach der
Kampfhunde nur noch mit Behörden-Erlaubnis gehalten werden dürfen. 13
Rassen waren im Gespräch, nun scheint damit so schnell nichts zu werden.
Dabei kommt Thüringen mittlerweile als einziges Bundesland ohne so eine
Liste aus und wird unter Urlaubern mit Hund immer beliebter.
Schuld an Köckerts Ungemach ist der CDU-dominierte Innenauschuss des
Landtages. Dort formierte sich während der parlamentarischen Sommerpause
eine Hundelobby. Der Ausschussvorsitzende und Hundefreund Willibald Böck
konnte den Argumenten von Hundeexperten, Tierfreunden und Tierärzten nicht
widerstehen und mit ihm hundenärrische Abgeordnete aller Fraktionen:
Roland Hahnemann (PDS), Christine Klaus (SPD), Jörg Schwäblein (CDU). Sie
sprachen sich alle Anfang September gegen die Rasseliste aus.
Nun sitzt der Innenminister in der Klemme. Die Abgeordneten mag er nicht
brüskieren. Andererseits kann er hinter seinen Amtskollegen der anderen
Bundesländer schlecht zurückstehen, gilt es doch, den Ruf zu verteidigen,
energisch durchzugreifen. Ganz abgesehen davon ist eben eine solche Liste
schon angekündigt worden, alle erwarten seine Entscheidung.
Einer der strengsten Mahner und Kämpfer für eine strenge Hundeordnung ist
der Gemeinde- und Städtebund. Hier denkt man inzwischen praktisch. Ab
Mitte Oktober bietet er Mitarbeitern der Ordnungsämter Seminare zum Thema
"Kampfhund" an. In der Weimarer Hundeschule "Passion" können 600 Kollegen
lernen, wie man gefährliche Hunde erkennt, einen Angriff abwehrt und auch,
wie man sich gegenüber Hundebesitzern verhält. Aus Brandenburg,
Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz kamen bereits Anfragen, ob so was
bei ihnen nicht auch zu machen wäre. Das Leben der Hundebesitzer und ihrer
Lieblinge normalisiert sich.
Und der Innenminister? Er setzt auf Zeit. Andere Bundesländer rudern
inzwischen ein Stück zurück, verkürzen und entschärfen ihre Listen, so
Nordrhein-Westfalen und Hessen. Anfang November will sich die
Innenministerkonferenz noch mal mit der Sache beschäftigen. Danach wird es
in Erfurt Entscheidungen geben müssen, mit kühlerem Kopf.
____________________________
THÜRINGEN.Thüringens Hunde bringen Innenminister Christian Köckert (CDU)
ins Schwitzen. Nicht dass er sich vor scharfen Zähnen fürchtet, eher vor
seinen eigenen Ankündigungen.
Noch im Sommer hatte Köckert eine Rasseliste angekündigt, nach der
Kampfhunde nur noch mit Behörden-Erlaubnis gehalten werden dürfen. 13
Rassen waren im Gespräch, nun scheint damit so schnell nichts zu werden.
Dabei kommt Thüringen mittlerweile als einziges Bundesland ohne so eine
Liste aus und wird unter Urlaubern mit Hund immer beliebter.
Schuld an Köckerts Ungemach ist der CDU-dominierte Innenauschuss des
Landtages. Dort formierte sich während der parlamentarischen Sommerpause
eine Hundelobby. Der Ausschussvorsitzende und Hundefreund Willibald Böck
konnte den Argumenten von Hundeexperten, Tierfreunden und Tierärzten nicht
widerstehen und mit ihm hundenärrische Abgeordnete aller Fraktionen:
Roland Hahnemann (PDS), Christine Klaus (SPD), Jörg Schwäblein (CDU). Sie
sprachen sich alle Anfang September gegen die Rasseliste aus.
Nun sitzt der Innenminister in der Klemme. Die Abgeordneten mag er nicht
brüskieren. Andererseits kann er hinter seinen Amtskollegen der anderen
Bundesländer schlecht zurückstehen, gilt es doch, den Ruf zu verteidigen,
energisch durchzugreifen. Ganz abgesehen davon ist eben eine solche Liste
schon angekündigt worden, alle erwarten seine Entscheidung.
Einer der strengsten Mahner und Kämpfer für eine strenge Hundeordnung ist
der Gemeinde- und Städtebund. Hier denkt man inzwischen praktisch. Ab
Mitte Oktober bietet er Mitarbeitern der Ordnungsämter Seminare zum Thema
"Kampfhund" an. In der Weimarer Hundeschule "Passion" können 600 Kollegen
lernen, wie man gefährliche Hunde erkennt, einen Angriff abwehrt und auch,
wie man sich gegenüber Hundebesitzern verhält. Aus Brandenburg,
Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz kamen bereits Anfragen, ob so was
bei ihnen nicht auch zu machen wäre. Das Leben der Hundebesitzer und ihrer
Lieblinge normalisiert sich.
Und der Innenminister? Er setzt auf Zeit. Andere Bundesländer rudern
inzwischen ein Stück zurück, verkürzen und entschärfen ihre Listen, so
Nordrhein-Westfalen und Hessen. Anfang November will sich die
Innenministerkonferenz noch mal mit der Sache beschäftigen. Danach wird es
in Erfurt Entscheidungen geben müssen, mit kühlerem Kopf.
____________________________