Da ich mit einem sehr robusten Hund trainiere, weiss ich nicht so genau, ob ich so viel sinnvollen Rat zu Kleinhunden geben kann.
Da fehlt mir die Erfahrung. Sicherlich ist
@Crabat mit Tiny da der bessere Ansprechpartner. Bei kleinen Hunden muss man ja auch beachten, dass hier Ängste vor Beinen etc. eine Rolle spielen können, auch Entfernung zum Menschen von wegen Kopfhaltung und Genickstarre beim ständigen rauf Schauen. Mit meinem robusten Bulli war Angst vor Beinen etc. nie ein Thema.
Also einfach nur etwas aus meiner Erfahrung, weil ich hier angesprochen wurde:
Ich habe "Fuss" tatsächlich mit dem Clicker aufgebaut, aber zuhause im ruhigen und reizarmen Wohnzimmer.
Grund: Wenig Ablenkungen, der Hund konnte erstmal begreifen, was ich überhaupt von ihm will, ich konnte den Befehl aufbauen und ich konnte mit Leckerchen arbeiten.
Also Mila bekam tatsächlich mit Clicker reihenweise Leckerchen in die Schnute gestopft, dafür dass sie mit mir zuhause mit und ohne Leine bei Fuß laufen lernte, so wie Du es anscheinend mit Deinem hund auch gerade machst oder zumindest erwägst.
Mit Leckerchen können wir draussen aber nicht arbeiten. Sie ist leider nichtmal bei rohem Steak futterorientiert genug, dass das funktionieren könnte. Spielzeug direkt als Ablenkung oder Belohnung IM Training fiel auch lange flach. Der kleinste Umweltreiz war, als wir das Training begonnen haben, stärker.
Deshalb trainiere ich draussen ohne Clicker und ganz klassisch aufbauend auf den den zuvor zuhause geclickerten Übungen mit viel Geduld und viel Lob mittels Stehenbleiben und Richtungswechsel und Belohnung mit ausgelassenen Spielrunden zwischendurch (als Trainingsunterbrechung). Ich benutze kein Halsband, sondern ein Harness, obwohl oft gesagt wird, dass man damit nicht ausreichend Einfluss auf den Hund hätte. Kann ich nicht bestätigen. Bei uns funktioniert es. Wir sind damit auch schon - soweit es meine persönlichen Erwartungen angeht - sehr weit gekommen. Wir trainieren aber auch schon recht lange. Haben das zu einer unserer Alltagsroutinen gemacht.
Mein Bullterrier ist vom Temperament her schon wie alle anderen Hunde einer, der gern gefallen will, aber eben auch typisch Bulli und damit die Abenteuerlust in Person. Deshalb muss man sich - wenn man so wie ich mittels "Wattebauschmethoden" und ohne Druck trainieren möchte - bei diesen Hunden darauf einstellen, dass es etvl. etwas dauern kann, bis sich Erfolg einstellt.
Ich weiss nicht, was für einen Kleinhund Du hast, vielleicht habe ich es übersehen, und ob dieser Aspekt für Dich überhaupt eine Rolle spielen wird.
Unter starker Ablenkung zieht Mila immer noch. Das liegt aber auch daran, dass ich selten Gelegenheit bekomme, solche Situationen unter sehr starker Ablenkung durch viel Wiederholung mit ihr zu üben, während ich hier in unserer eher ruhigen Gegend üben kann bis zum Erbrechen. Unter viel Ablenkung (Tierarztbesuch z.B.) siegt oft immer noch die Neugier. Sie ist ne kleine Partybüchse. Bis zu einem gewissen Grad lebe ich damit, nutze aber auch jede Trainingschance, die sich mir bietet.
Meist braucht sie einfach nur einen Moment, um sich in der reizintensiveren Umgebung zu akklimatisieren und ist dann auch wieder ansprechbar.
Wenn absehbar ist, dass der Hund zu aufgeregt ist, um meine Anforderungen überhaupt wahrzunehmen, verzichte ich auf Kommandos und manage, um mir meinen Trainingserfolg nicht kaputt zu machen. Mit Harness recht einfach, ohne den Hund zu erwürgen.
"Normales" Laufen in unserer Wohngegend ist absolut kein Problem mehr. Absitzen an der Straße, warten bis ich sage, dass es weitergeht. Läuft alles und wurde "klassisch" auch mit Bestärken von Blickkontakt zur Kommunikation geübt.
Die Anatomie des Hundes zu berücksichtigen finde ich gut. Da Mila auch eine Größe und Anatomie hat, bei der sie sich nahe neben mir laufend den Hals verrenken müsste, um mich im Gehen immer wieder anzuschauen, erlaube ich es ihr auch, sich an der Leinenspannung zu orientieren, solange sie nicht zerrt. Manche Halter möchten das überhaupt nicht bei ihrem Hund. Mich stört es nicht, solange ich merke, meinem Hund ist klar, dass ich kein Schlitten bin. Also ein bisschen kommt es auch auf die eigenen Toleranz- und Komfortgrenzen an.
Teilweise hatten wir auch eher das Problem, dass Mila NICHT laufen wollte. Auch das haben wir inzwischen ein bisschen besser im Griff.
Alles, was draussen auf der Straße stattfindet haben wir uns wie gesagt über Monate aufbauend aus dem zuhause erworbenen Grundwissen mittels viel Geduld und stetiger Wiederholung aufgebaut.
Das einzige Buch zum Thema "Clickern" das ich gelesen habe, ist dieses hier:
When Pigs Fly: Training Success with Impossible Dogs von Jane Killion
Leider weiss ich nicht, ob es das auf Deutsch gibt. Ich habe das Buch gekauft, weil es sich speziell auf das Clickern mit Bullterriern konzentriert. Heute denke ich rückblickend, dass man gerade beim Clickern gar nicht so nach Rasse unterscheiden muss.
Einzig muss man beim Bulli hier und da damit leben, dass manches etwas länger dauern kann.
Aber das war mir damals alles noch nicht in dieser Form bewusst. Ist auch insofern egal für mich, als dass ich von dem Buch bis heute total begeistert bin. Will damit nur sagen, ich glaube, dass es auch andere gute Literatur zu diesem Thema gibt.
Letztlich geht es darum, das Prinzip zu verstehen und mit welchen Fehlern man sich selbst im Wege stehen könnte. Der Rest ist Übung, Kreativität und Intuition. Ich bin sehr begeistert vom Clickern, mache es immer noch und kann es nur empfehlen.
Aber der von mir geschilderte Trainingsweg zeigt, dass ich Clickern nicht für die einzig wahre Methode halte für jeden Hund, jede Hund-Halter-Kombi und jedes beliebige Ziel, das man erreichen möchte. Es hat seine Limitierungen, wie jede andere Trainingsmethode auch. Wenn man irgendwo steckenbleibt, hilft die Kombi mehrerer Methoden manchmal weiter.
Ich weiss wirklich nicht, ob ich gerade überhaupt eine Hilfe bin oder ob ich vielleicht tausend Sachen schreibe, die Du überhaupt nicht wissen wolltest. Das ist halt auch nur EIN Weg von vielen möglichen, eben der, den ich gegangen bin mit meinem jetzigen Hund. Aber man weiss ja nie. Vielleicht ist ja irgendein hilfreiches Stichwort dabei.
Falls noch Tipps zum Clickern benötigt werden, kann man das am besten an konkreten Situationen/ Beispielen diskutieren. Da hilft sicherlich auch die restliche "clickernde" Hundehaltergemeinde hier gerne weiter. Ich natürlich bei Bedarf auch.
Fragen würden dann auch in die
Clicker-Diskussion sicher gut reinpassen und dort auch die entsprechende Aufmerksamkeit finden, denke ich.