Auch Tiere können Computer-süchtig werden

merlin

20 Jahre Mitglied
Meldung vom 21.03.2001 08:59 < Zurück

Auch Tiere können Computer-süchtig werden

Rostocker Wissenschaftler kommt mit «Animal-Computer» zur CeBIT Von AP-Korrespondent Lutz Jordan

Rostock (AP)

Auch Tiere können süchtig nach Computern werden. Das ist für Hartmut Franz von dem in Dummerstorf angesiedelten Forschungsinstitut der Rostocker Universität für die Biologie landwirtschaftlicher Nutztiere keine Frage. Auf vielfältige Weise werden in diesem Institut die Lernfähigkeit und der Hang von Tieren zu Computern getestet und wissenschaftlich beobachtet.

Spektakulär ist ein von Franz gemeinsam mit dem Elektrotechniker Dirk Timmermann entwickelter Animal-Computer (animal ist das englische Wort für Tier), der auf der bevorstehenden Computermesse CeBIT in Hannover vorgestellt wird, zusammen mit der ausgestopften Ziege «Rosel». Sie steht stellvertretend für 200 auf Video gebannte Zwergziegen, die an der «Dummerstorfer Ziegenschule» Erstaunliches beim Umgang mit dem Animal-Computer leisten, wie Franz versichert. So lernte beispielsweise die Hälfte der vierbeinigen Schüler bereits am ersten Unterrichtstag, welche von vier Symbol- oder Buchstabentasten mit dem Nasenrücken gedrückt werden muss, damit Tränkwasser fließt.

Die Ziegen zeigten laut Franz sogar numerische Fähigkeiten, beispielsweise, wenn sie unter gepunkteten Feldern das mit den meisten Punkten herausfinden müssen, damit sie an das Wasser kommen. Die Erfolgsquoten erreichten in relativ kurzer Zeit 70 bis 80 Prozent. Doch - und da geht es den Tieren offenbar wie den Menschen - ein kleiner Rest der meckernden Schüler hat auch nach mehreren Tagen noch nichts begriffen.

Lernfähigkeit und Lernbereitschaft der Nutztiere machen den Einsatz von Futter-, Tränk-, Melk- oder Pflegeautomaten überhaupt erst möglich und tragen so im hohen Maße zur Effektivität in der Landwirtschaft bei, wie Franz sagt. So werden die Tiere zwecks gleichmäßiger Auslastung der Automaten zur Einhaltung von Reihenfolgen und zur Disziplin angehalten.

Das gilt beispielsweise für Kühe, die nach der Nachtruhe erhöhten Milchdruck verspüren und naturgemäß alle auf einmal zum Melkroboter drängen. Um diesen «Morgenstau an der Melkanlage» zu vermeiden, werden die Tiere in Gruppen wie Rot, Grün, Blau eingeteilt, die jeweils über das entsprechende Farbsignal zum Melken aufgerufen werden. Da der Roboter «Vordrängler» aus anderen Farbgruppen abweist, lernen die Kühe in kürzester Zeit, dass sie nur dann von der Milchlast erleichtert werden, wenn ihre Farbe an der Reihe ist, und halten sich daran.

Beschäftigung für Haustiere

Franz sieht noch große Perspektiven der Computertechnik für eine «sinnvolle Beschäftigung» von Heim- und Zootieren, die oft sich selbst überlassen sind. Schon bald wird es nach seiner Überzeugung Heimelektronik mit tierfreundlicher Bedienung geben, die neue Spiel- und Beschäftigungsmöglichkeiten für Hunde, Katzen, Papageien und andere Tiere erschließen. Dabei sollten als Anreiz möglichst alle Sinne angesprochen werden.

So könnte ein sich langweilender Hund über Duftsignale an den Computer herangeführt werden, meint Franz. Beim richtigen «Zappen» durchs Programm stünden als Belohnung dann nicht nur Bilder auf dem Monitor, sondern von Fall zu Fall auch ein Leckerbissen bereit. Den könne der Hund indes nur erreichen, wenn er sich wunschgemäß etwas bewegt und nicht faul auf seinem Lager liegen bleibt. Für eine Katze wäre als Belohnung eine angenehme Warmluftdusche denkbar, für den Papagei ein akustischer Ansprechpartner. Falls die Tiere sich allerdings nur noch mit ihrer Elektronik unterhalten, der Hund keine Lust mehr auf Gassigehen hat oder sich sonstige suchtähnliche Anzeichen bemerkbar machen, müsse die Computerspielzeit gedrosselt werden, empfiehlt Franz.

Da beim Animal-Computer Möglichkeiten gesucht werden, wie die verschiedenen Sinne angesprochen werden können, wird diese Technik zunehmend auch Bedeutung für Menschen gewinnen, meint Franz. Er denkt dabei an Behinderte, die etwa wegen Blindheit, Taubheit, fehlender Gliedmaßen oder anderer Einschränkungen auf Ersatzwahrnehmungen zurückgreifen müssen. Ein Blinder etwa müsse über Akustik oder auch Geruchs- und Temperatursignale durch das Computerprogramm geführt werden.
 
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