Hallo zusammen,
meine Freundin ist gestern vom OA informiert worden, dass gegen sie auf Grund eines Beißvorfalls Anzeige erstattet wurde, ihrer Hündin droht jetzt Maulkorb- und Leinenzwang. Da sie selbst kein Internet hat, schreibe ich hier mal rein in der Hoffnung, dass jemand einen Tipp für uns hat. Aber erst mal zu dem ganzen Hergang - Achtung, das wird länger ...
Sally ist ein 8 Jahre alter Schäfer-Border-Mix, den meine Freundin (ich nenn sie mal Bettina) vor zwei Jahren aus dem Tierheim geholt hat. Die Hündin ist selbst unsicher und neigt dazu, andere, vor allem ängstliche Hunde zu fixieren. Meine Freundin arbeitet seit zwei Jahren mit ihr, auch mit Hundetrainerin, Schleppleine etc, das ganze Programm. Sie ist mit ihrer Hündin sehr konsequent und hat sie auch gut im Griff. Ansonsten ist die Hündin gut sozialisiert, spielt gern mit anderen Hunden, aber bei ängstlichen Hunden neigt sie dazu, aus ihrer Unsicherheit heraus nach vorn zu gehen und zu mobben.
Soweit zum Hund. Am 14.4. (ja, das war Karfreitag) war Bettina mit ihrer Hündin in Hessen, wo sie auch wohnt, in den Mainauen. Die Wiese ist ein sehr großes Freilaufgebiet. Bettina war allein unterwegs. Ihr entgegen kam ein Pärchen mit einer jungen Hündin, die wohl ein mittelgroßer Jagdhund-Mix aus Spanien ist. Beide Hunde liefen frei und waren relativ dicht bei ihren Haltern.
Bettina bemerkte, dass Sally die andere, offenbar ängstliche Hündin fixierte, hat Sally daraufhin auf sich konzentriert und ist nach links abgebogen, also der Begegnung im rechten Winkel ausgewichen. Sie hat Sally zu diesem Zeitpunkt nicht angeleint (war ein Fehler, wie wir beide inzwischen wissen), weil Sally bei diesem Manöver üblicherweise zuverlässig bei Fuß bleibt und auch das Fixieren und die Begegnung mit dem anderen Hund unterbrochen war.
Leider ist die junge Mix-Hündin dann losgerannt, hat auf keine Rufe mehr gehört und ist im spitzen Winkel an Bettina und Sally vorbeigerannt. Als sie in Sallys Blickfeld kam, ist diese losgesprintet und hat der jüngeren Hündin im Rennen in die Flanke geknappt. Dabei ist wohl ein Zahn hängengeblieben, denn die sehr kurzhaarige Mix-Hündin hatte einen Riss in der Flanke, der genäht werden musste.
Bettina hat Sally sofort abgerufen, aber da war es zu spät, Riss war schon passiert. Der andere Halter, der mit seiner Freundin unterwegs war, hat daraufhin seinen Hund auf dem Arm genommen und angefangen, Bettina zu beschimpfen und ihrem Hund mit Genickbruch zu drohen. Er war auch der Ansicht, seine 9 Monate alte Hündin habe noch Welpenschutz, und Sally sei ein mordsgefährlicher Hund, der Welpen anfällt und unbedingt nur mit Leine und Maulkorb laufen darf. Besser sofort einschläfern.
Bettina hat es trotzdem geschafft, ihm ihre Adresse für die Versicherung zu geben. Von ihm bekam sie seine Handynummer. Sie war natürlich ziemlich fertig und macht sich (immer noch) Vorwürfe, weil sie das Verhalten des anderen Halters und Hundes nicht korrekt eingeschätzt hat und ihre Hündin hätte anleinen müssen.
Abends hat sie dann den Mann noch mal angerufen, um die Sache in Ruhe zu klären, allerdings hat der Mann sie weiter beschimpft und unter Druck gesetzt. Bettina hat den Vorfall dann ihrer Haftpflicht gemeldet. Der Mann war mit seinem Hund beim Tierarzt, wo der Riss eben genäht wurde und hat dann später an Bettina die Rechnungen für Nähen und Fädenziehen geschickt plus Fahrtkosten. Die Versicherung hat, da beide Hunde frei liefen, die Hälfte der TA-Kosten gezahlt, nicht jedoch die Fahrtkosten.
Daraufhin hat der Mann Bettina einen Brief geschrieben, das war Ende Mai, und hat von ihr die nicht erstatteten Kosten eingefordert, andernfalls würde er sie anzeigen wegen Halten eines gefährlichen Hundes. Bettina hat auch diesen Brief in Kopie an die Versicherung geschickt, die ihr im Zweifelsfall Rechtsbeistand zugesagt hat. Die Kosten hat sie nicht gezahlt (und ich muss sagen, ich fand das in Ordnung, denn das war in meinen Augen Erpressung).
Ach ja, Bettina war nach dem Vorfall mit Sally erneut bei der Hundetrainerin und hat auch das Schleppleinentraining wieder intensiviert. Die Bindung zwischen den beiden ist sehr gut, und Sally ist wirklich in hohem Maße aus kritischen Situationen abrufbar, wobei Bettina eben ihr Bestes tut, um solche Situationen gar nicht erst aufkommen zu lassen.
Gestern nun hat Bettina den Brief vom OA bekommen, dass der andere Halter sie tatsächlich angezeigt hat und dass Sally Leinen- und Maulkorbzwang droht. Jetzt kann Bettina sich erst mal zu dem Vorfall äußern, was sie natürlich tun wird. Fraglos hat ihr Hund zugebissen und Schaden angerichtet, und wie gesagt, Bettina macht sich immer noch Vorwürfe und arbeitet mit ihrem Hund, damit sowas nie wieder passiert.
Trotzdem bin ich der Meinung, dass auch der andere Halter eine Teilschuld trägt, denn obwohl er gesehen hat, dass Bettina deutlich ausgewichen ist, hat er seinen Hund nicht bei sich behalten. Über Welpenschutz bei einem 9 Monate alten Hund sag ich jetzt mal nix .
Die Hälfte der TA-Kosten einzufordern und ansonsten mit Anzeige zu drohen erfüllt für mich den Tatbestand von Erpressung. Ich denke auch, dass Bettina bei dieser Sache recht gute Karten hat, denn sie kann nachweisen, dass sie mit ihrem Hund arbeitet (Huschu), und sie hat natürlich auch noch den Brief von diesem Mann. Allerdings war der mit seiner Freundin unterwegs, und sie war allein.
Bettina ruft heute erst mal die Versicherung an, weil sie mit denen abstimmen muss, wie sie vorgeht. Trotzdem hat sie jetzt ziemliche Sorge, dass ihrem Hund ein Wesenstest bevorsteht (wäre das kleinere Problem, obwohl sie wirklich wenig Geld hat) oder schlimmer, Leine und Maulkorb auf ewig. Hat jemand von Euch Erfahrung mit solchen Situationen?
Sorry, ist echt lang geworden ...
meine Freundin ist gestern vom OA informiert worden, dass gegen sie auf Grund eines Beißvorfalls Anzeige erstattet wurde, ihrer Hündin droht jetzt Maulkorb- und Leinenzwang. Da sie selbst kein Internet hat, schreibe ich hier mal rein in der Hoffnung, dass jemand einen Tipp für uns hat. Aber erst mal zu dem ganzen Hergang - Achtung, das wird länger ...
Sally ist ein 8 Jahre alter Schäfer-Border-Mix, den meine Freundin (ich nenn sie mal Bettina) vor zwei Jahren aus dem Tierheim geholt hat. Die Hündin ist selbst unsicher und neigt dazu, andere, vor allem ängstliche Hunde zu fixieren. Meine Freundin arbeitet seit zwei Jahren mit ihr, auch mit Hundetrainerin, Schleppleine etc, das ganze Programm. Sie ist mit ihrer Hündin sehr konsequent und hat sie auch gut im Griff. Ansonsten ist die Hündin gut sozialisiert, spielt gern mit anderen Hunden, aber bei ängstlichen Hunden neigt sie dazu, aus ihrer Unsicherheit heraus nach vorn zu gehen und zu mobben.
Soweit zum Hund. Am 14.4. (ja, das war Karfreitag) war Bettina mit ihrer Hündin in Hessen, wo sie auch wohnt, in den Mainauen. Die Wiese ist ein sehr großes Freilaufgebiet. Bettina war allein unterwegs. Ihr entgegen kam ein Pärchen mit einer jungen Hündin, die wohl ein mittelgroßer Jagdhund-Mix aus Spanien ist. Beide Hunde liefen frei und waren relativ dicht bei ihren Haltern.
Bettina bemerkte, dass Sally die andere, offenbar ängstliche Hündin fixierte, hat Sally daraufhin auf sich konzentriert und ist nach links abgebogen, also der Begegnung im rechten Winkel ausgewichen. Sie hat Sally zu diesem Zeitpunkt nicht angeleint (war ein Fehler, wie wir beide inzwischen wissen), weil Sally bei diesem Manöver üblicherweise zuverlässig bei Fuß bleibt und auch das Fixieren und die Begegnung mit dem anderen Hund unterbrochen war.
Leider ist die junge Mix-Hündin dann losgerannt, hat auf keine Rufe mehr gehört und ist im spitzen Winkel an Bettina und Sally vorbeigerannt. Als sie in Sallys Blickfeld kam, ist diese losgesprintet und hat der jüngeren Hündin im Rennen in die Flanke geknappt. Dabei ist wohl ein Zahn hängengeblieben, denn die sehr kurzhaarige Mix-Hündin hatte einen Riss in der Flanke, der genäht werden musste.
Bettina hat Sally sofort abgerufen, aber da war es zu spät, Riss war schon passiert. Der andere Halter, der mit seiner Freundin unterwegs war, hat daraufhin seinen Hund auf dem Arm genommen und angefangen, Bettina zu beschimpfen und ihrem Hund mit Genickbruch zu drohen. Er war auch der Ansicht, seine 9 Monate alte Hündin habe noch Welpenschutz, und Sally sei ein mordsgefährlicher Hund, der Welpen anfällt und unbedingt nur mit Leine und Maulkorb laufen darf. Besser sofort einschläfern.
Bettina hat es trotzdem geschafft, ihm ihre Adresse für die Versicherung zu geben. Von ihm bekam sie seine Handynummer. Sie war natürlich ziemlich fertig und macht sich (immer noch) Vorwürfe, weil sie das Verhalten des anderen Halters und Hundes nicht korrekt eingeschätzt hat und ihre Hündin hätte anleinen müssen.
Abends hat sie dann den Mann noch mal angerufen, um die Sache in Ruhe zu klären, allerdings hat der Mann sie weiter beschimpft und unter Druck gesetzt. Bettina hat den Vorfall dann ihrer Haftpflicht gemeldet. Der Mann war mit seinem Hund beim Tierarzt, wo der Riss eben genäht wurde und hat dann später an Bettina die Rechnungen für Nähen und Fädenziehen geschickt plus Fahrtkosten. Die Versicherung hat, da beide Hunde frei liefen, die Hälfte der TA-Kosten gezahlt, nicht jedoch die Fahrtkosten.
Daraufhin hat der Mann Bettina einen Brief geschrieben, das war Ende Mai, und hat von ihr die nicht erstatteten Kosten eingefordert, andernfalls würde er sie anzeigen wegen Halten eines gefährlichen Hundes. Bettina hat auch diesen Brief in Kopie an die Versicherung geschickt, die ihr im Zweifelsfall Rechtsbeistand zugesagt hat. Die Kosten hat sie nicht gezahlt (und ich muss sagen, ich fand das in Ordnung, denn das war in meinen Augen Erpressung).
Ach ja, Bettina war nach dem Vorfall mit Sally erneut bei der Hundetrainerin und hat auch das Schleppleinentraining wieder intensiviert. Die Bindung zwischen den beiden ist sehr gut, und Sally ist wirklich in hohem Maße aus kritischen Situationen abrufbar, wobei Bettina eben ihr Bestes tut, um solche Situationen gar nicht erst aufkommen zu lassen.
Gestern nun hat Bettina den Brief vom OA bekommen, dass der andere Halter sie tatsächlich angezeigt hat und dass Sally Leinen- und Maulkorbzwang droht. Jetzt kann Bettina sich erst mal zu dem Vorfall äußern, was sie natürlich tun wird. Fraglos hat ihr Hund zugebissen und Schaden angerichtet, und wie gesagt, Bettina macht sich immer noch Vorwürfe und arbeitet mit ihrem Hund, damit sowas nie wieder passiert.
Trotzdem bin ich der Meinung, dass auch der andere Halter eine Teilschuld trägt, denn obwohl er gesehen hat, dass Bettina deutlich ausgewichen ist, hat er seinen Hund nicht bei sich behalten. Über Welpenschutz bei einem 9 Monate alten Hund sag ich jetzt mal nix .
Die Hälfte der TA-Kosten einzufordern und ansonsten mit Anzeige zu drohen erfüllt für mich den Tatbestand von Erpressung. Ich denke auch, dass Bettina bei dieser Sache recht gute Karten hat, denn sie kann nachweisen, dass sie mit ihrem Hund arbeitet (Huschu), und sie hat natürlich auch noch den Brief von diesem Mann. Allerdings war der mit seiner Freundin unterwegs, und sie war allein.
Bettina ruft heute erst mal die Versicherung an, weil sie mit denen abstimmen muss, wie sie vorgeht. Trotzdem hat sie jetzt ziemliche Sorge, dass ihrem Hund ein Wesenstest bevorsteht (wäre das kleinere Problem, obwohl sie wirklich wenig Geld hat) oder schlimmer, Leine und Maulkorb auf ewig. Hat jemand von Euch Erfahrung mit solchen Situationen?
Sorry, ist echt lang geworden ...