ANGST
Behördenärger: Lokstedts bissige Hunde
Zwei Tiere beißen, ihre Halterin verstößt gegen Auflagen. Niemand greift ein.
Zwei Hunde, die die ganze Nachbarschaft terrorisieren. Eine Halterin, die gegen behördliche Auflagen verstößt, die Tiere ohne Leine laufen lässt. Monatelang. Und keiner kümmert sich darum.
Dies ist eine Geschichte behördlicher Untätigkeit. Sie beginnt am 19. September 2000. Die Jacke um den Arm gewickelt, wehrte sich Petra S., zweifache Mutter aus Lokstedt, verzweifelt auf offener Straße gegen einen dunklen Schäferhund-Mischling. Trotzdem biss das Tier ihr in den Oberschenkel.
Petra S. erstattete Anzeige und meldete den Vorfall dem Wirtschafts- und Ordnungsamt Eimsbüttel. Eine Aufforderung der Behörde an die Hundehalterin, ihre beiden Tiere binnen zehn Tagen beim Veterinäramt vorzuführen, war da bereits auf dem Weg. Ein Mann hatte sich acht Tage zuvor von den Hunden bedroht gefühlt.
Doch die Halterin ignorierte die Aufforderung ebenso wie das schon 1999 ausgesprochene Verbot, Hunde unangeleint zu führen. Und beim Ordnungsamt wurde der Fall vergessen. Erst als Petra S. sich im Oktober 2000 an das Abendblatt wandte, kam Bewegung in die Sache.
"Das ist einer unserer misslichsten Fälle. Es ist ungewöhnlich, dass jemand überhaupt nicht reagiert", räumte Ordnungsamtsleiter Klaus-Günter Scholz damals ein. "Wir arbeiten mit Hochdruck an der Sache", versprach Scholz.
Tatsächlich schien nur zwei Tage später alles in Ordnung. Eine Amtstierärztin hatte die Hunde untersucht und bei ihnen kein "ausgeprägtes Aggressionsverhalten" festgestellt. Die Tiere seien nur unerzogen. Einen Grund zur Wegnahme gebe es nicht.
Trotzdem, hieß es aus dem Bezirksamt, habe sich die Halterin freiwillig entschlossen, das jüngere Tier wegzugeben. Der Bezirk Eimsbüttel werde bei der Vermittlung helfen. Bis dahin gelte der Leinenzwang für beide Hunde - überwacht durch Kontrolleure des Bezirksamtes!
Doch fast elf Monate später hat sich nichts geändert. "Die Frau hat beide Hunde behalten und läuft weiter mit den unangeleinten Tieren durch die Gegend", klagt Petra S. Am Donnerstag, 19. Juli, - zehn Monate nach der ersten Attacke - soll einer der Hunde sogar wieder zugebissen haben. "Ich wurde in die Hand gebissen und habe sofort Anzeige bei drei Beamten gestellt. Dabei habe ich auch den Namen der Halterin angegeben", sagt Günter Groß.
Merkwürdig: Bei der zuständigen Polizeirevierwache 23 ist der "Bissvorfall" zwar bekannt, eine namentliche Anzeige liege aber nicht vor. "Wir ermitteln gegen unbekannt", heißt es dort. "Mit den Hunden gibt es sicherlich Vorfälle. Dass sich Menschen bedroht fühlen, ist aber sehr subjektiv. Das sind Einzelfälle. Uns gegenüber ist die Halterin sehr kooperativ", sagt ein Beamter.
Aber auch im Ordnungsamt sieht man keinen Handlungsbedarf. "Erstens haben wir keinen Bericht über einen Biss am 19. Juli, und zweitens hat ein Amtstierarzt festgestellt, dass die Hunde nicht gefährlich sind", sagt die stellvertretende Amtsleiterin Ursula Ebel. "Wir können uns nicht den ganzen Tag hinzustellen, um den Leinenzwang zu überwachen. Das ist ja nicht unser einziger Fall."
Und so passiert weiterhin nichts . kab