Angriffe von Kampfhunden auf Menschen wurden weniger

Amaliana

20 Jahre Mitglied
Berlin, 2.7.02

Ob Pitbull oder Bullterrier: die Zahl der Angriffe von Kampfhunden auf Menschen hat sich in den vergangenen zwei Jahren deutlich verringert. Wurden im Jahr 1999 in Berlin noch 330 Menschen von Kampfhunden gebissen oder angesprungen, zählten die Behörden im vergangenen Jahr nur noch 84 solcher Angriffe. "Die Hundeverordnung hat sich bewährt", erklärte am Dienstag Gesundheitssenatorin Heidi Knake-Werner (PDS). Seit zwei Jahre gibt es jetzt die Hundeverordnung, sie trat am 5. Juli 2000 in Kraft. Seitdem müssen Hundebesitzer die als besonders gefährlich eingestuften Rassen Pitbull, Staffordshire Terrier, Bullterrier, Staffordshire Bullterrier und Tosa-Inu bei den Veterinärämtern melden. Mehr noch, sie brauchen für die Haltung dieser Tiere eine besondere Bescheinigung. Die Hunde müssen eine grüne Plakette am Halsband tragen. Damit ist amtlich: Von Tier und Halter geht keine Gefahr aus.
Von den rund 5 800 gemeldeten Kampfhunden haben 1 200 noch keine solche Plakette. In den Veterinärämtern wird allerdings davon ausgegangen, dass die Zahl deutlich geringer ist, weil einige der gemeldeten Tiere gestorben, getötet oder von den Behörden eingezogen wurden. Bei den Amtstierärzten der Bezirke sind die meisten Halter von Kampfhunden bekannt. Der Leiter des Veterinäramtes Friedrichshain-Kreuzberg, Jürgen Bach, schätzt, dass sämtliche Hundehalter ihre Tiere gemeldet haben. "Die Leute sind eigenartigerweise sehr verordnungstreu." Fast alle der 370 gemeldeten Hunde in Friedrichshain-Kreuzberg tragen grüne Plaketten am Halsband. Lediglich bei 21 Mischlingen müsse noch geklärt werden, ob sie mehr Kampfhund oder mehr normaler Hund seien. Allerdings greift Friedrichshain-Kreuzberg mit Hilfe der Polizei auch rigoros durch. Wer sich nicht an die Bestimmungen hält, wird zur Kasse gebeten. Bei Hundebesitzern, die von Sozialhilfe leben, ist das zwar schwierig. Aber andere zahlen. Sein Amt habe schon mehr als 10 000 Euro Bußgeld wegen Verstößen gegen die Hundeverordnung eingenommen, die dem Bezirk zugute kämen, sagt Bach. Sein Fazit: "Die Hundeverordnung hat sich bestens bewährt."

In anderen Bezirken sieht man die Lage etwas kritischer: Die Senatsverwaltung habe eine Verordnung erlassen, aber deren Realisierung nicht gesichert, heißt es in Charlottenburg-Wilmersdorf. Dem dortigen Veterinäramt sind Hundehalter ohne Eignungsprüfung und grüne Plakette durchaus bekannt. Theoretisch könnten deren Tiere - wie in der Verordnung gefordert - eingezogen werden. Aber wohin dann mit den Hunden? Das Tierheim in Falkenberg ist voll; von den 252 Hunden dort sind 164 Kampfhunde. "Wir werden sie nicht los", sagt eine Sprecherin. Und um Tiere anderweitig unterzubringen, fehlt den Bezirken das Geld.

Mit "eher gemischten Gefühlen" betrachtet Lichtenbergs Gesundheitsstadtrat Andreas Geisel (SPD) die Hundeverordnung. Geisel würde die Bestimmungen für Kampfhunde gern auch auf andere Hunderassen ausdehnen. Er plädiert für einen Hundeführerschein für all jene, die große Hunde halten. Weil ihm nicht einleuchtet, dass Menschen nicht auch besser vor Schäferhunden und Rottweilern geschützt werden sollen.

Immerhin führten Schäferhunde mit 302 Angriffen auf Menschen im Jahre 2001 noch immer die Beißstatistik an. Eine Verschärfung der Bestimmungen wäre mit einem neuen Hundegesetz möglich, über das die Parteien seit langem streiten.

Aber das in der vergangenen Legislaturperiode noch anvisierte Hundegesetz wird es für Berlin nicht mehr geben. "Die gegenwärtige Verordnung hat sich bewährt", erklärte am Dienstag Gesundheitssenatorin Heidi Knake-Werner (PDS). "Ich sehe deshalb keinen Grund, ein neues Gesetz vorzulegen."


Ergänzend dazu:
BZ

Die Hundeverordnung trat am 5. Juli 2000 in Kraft. Sie gilt solange, bis ein Hundegesetz beschlossen ist.
Nicht mehr gezüchtet werden dürfen folgende Rassen und deren Kreuzungen: Pitbull, Bullterrier, Staffordshire Bullterrier, American Staffordshire Terrier und Tosa Inu. Der Tosa Inu kommt allerdings selten vor, in Berlin ist zumindest keiner registriert. Diese fünf Rassen dürfen zwar gehalten werden, ihre Haltung muss aber vom Veterinäramt genehmigt werden.

Der Pitbull ist ein muskulöser Hund mit enormer Beißkraft. Im 19. Jahrhundert wurde er für Kämpfe gezüchtet. Der Bullterrier ist ein starker Kampfhund, der sich nicht gut mit anderen Tieren verträgt. Staffordshire Bullterrier sind kräftige, schnelle und eigenwillige Tiere. Sie werden ebenfalls für Hundekämpfe gezüchtet. Größer, schwerer und kraftvoller ist der American Staffordshire Terrier. Der japanische Tosa Inu ist ein schweres, großes und potenziell aggressives Tier. Diese fünf Hunderassen sind als gefährlich eingestuft und dürfen nur mit Maulkorb und Leine ausgeführt werden.

Der Maulkorb- und Leinenzwang gilt auch für die folgenden Hunderassen; auch sie sind als gefährlich eingestuft: Mastiff, Bullmastiff, Mastin Espanol, Mastino Napoletano, Bordeauxdogge, Dogo Argentino und Fila Brasiliero.

Die grüne Plakette bekommen Hundehalter, wenn sie ein polizeiliches Führungszeugnis vorlegen können. Außerdem müssen sie eine Sachkunde-Prüfung ablegen. Ein Sachverständiger muss das Tier auf Unbedenklichkeit überprüfen. Die Plakette wird am Hundehalsband befestigt.

Die Veterinärämter können die Haltung eines Hundes untersagen oder das Tier töten lassen, wenn von ihm eine Gefährdung für Menschen oder Tiere ausgeht. Als Verstoß gegen die Verordnung gilt unter anderem das Abrichten von Kampfhunden, sie ohne Maulkorb und Leine laufen zu lassen oder das Fehlen der Sachkunde-Prüfung. Wer gegen die Verordnung verstößt, kann mit einer Geldbuße von rund 5 000 Euro belangt werden.

5 796 Kampfhunde sind derzeit in Berlin gemeldet. Die meisten davon, 4 762, tragen eine grüne Plakette an ihrem Halsband. Die Behörden haben seit Einführung der Hundeverordnung 2 748 Fälle gezählt, in denen Menschen von Hunden verletzt oder angesprungen worden sind. 1 528 Hunde wurden von anderen Hunden verletzt. 90 Hundehaltern wurde ihr Tier weggenommen. 21 Hunde mussten getötet werden.

Im August 2001 löste die Polizei ihre Kampfhunde-Interventionsteams mangels Bedarf wieder auf. Acht je drei Mann starke Teams hatte die Polizei mit In-Kraft-Treten der Hundeverordnung gebildet.

Quelle:




Grüße
Andrea
Sam & Laika


Wenn Du mit den Tieren sprichst,
werden sie mit Dir sprechen,
und ihr werdet euch kennen lernen.
Wenn Du nicht mit ihnen sprichst,
dann werdet ihr euch nie kennen lernen.
Was Du nicht kennst wirst Du fürchten.
Was Du fürchtest,
zerstörst Du.

Häuptling Dan George
 
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