@lana
Es gibt natürlich viele Wege die nach Rom führen, wenn man ein unerwünschtes Verhalten verändern will. Allerings sollte man wissen was man macht. Im Gegensatz zu Dir weiß meine Nachbarin mit Beagle und die nachbarin mit Schäferhund nicht, was sie tun. Der Ball wird geworfen, damit der Hund mit etwas anderem beschäftigt ist, als mit Bellen, hochspringen, in Taschen und Ärmel beißen, weil er anders von ihr nicht zu stoppen ist. Obwohl ihr Hund bereits 3-4 Jahre alt ist, weiß sie über Hundeerziehung nicht viel mehr zu sagen, als das man den Hund körperlich und verbal zu maßregeln hat, wenn er etwas unerlaubtes macht.
Die Schäferhund-Halterin beruhigt ihren Hund nicht, sondern puscht ihn erts richtig hoch, in dem sie ohne Grund die Aufmerksamkeit des Hundes weckt und ihn durch übertriebenes und grundloses Aggieren erst richtig auf Touren bringt. Kommen Passanten, die nach Ansicht der Halterin ein Problem darstellen könnten, bleibt sie stehen, ruckt und zuckt am Hund herum, redet hysterisch auf ihn ein, versucht seinen Kopf wegzudrehen und ihn hinter sich zu bringen. Wenn er dann das Verhalten zeigt, dass sie erwartet hat, versucht sie ihn mit Leckerchen davon ab zu lenken und stopft ihm das Zeug ins Maul.
Bei dem ängstlichen Hund ist das eigentliche Problem nicht das Loben und Bestätigen zur falschen Zeit, sondern die absolute Überforderung des Hundes, der eigentlich keine Möglichkeit hat, um seine Angst zu verlieren. Das wäre so, wie wenn man einen Arachnophobiker damit heilen will, dass man ihn mit verbundenen Augen durch einen Keller voller Spinnen treibt, während man selber im Hintergrund aufgeregt atmet und stöhnt.
@Hovi
Ich sehe selber auch keine besondere Gefahr, die von Hunden ausgeht, aber sehrwohl eine Gefahr, die von Nichthundehaltern ausgeht und deshalb sehe ich auch einen Handlungsbedarf. Hinzu kommt, dass die Verordnungen bzw. Rasselisten niemals ohne Ausgleich gestrichen werden. Es ist eh sehr fraglich ob sich hier etwas positives tun wird.
Ein Hundeführerschein glingt gut und stellt für den Nichthundehalter sicher, dass zumindes grundelementare Kenntnisse vermittelt wurden. Bei aller Skepsis über den Sinn solcher Schulungen darf man aber realistisch davon ausgehen, dass die Meisten dabei etwas lernen würden und es sie weiterbringen würde.
Wenn ich lese, dass man sich einen Dobberman aus dem Tierheim nachhause holt und nach drei Tagen beißt der Hund das kleine Mädchen der Familie, weil dieses den Hund beim Kuscheln so bedrängt hat und ihm versehentlich Schmerzen zugefügt hat, dann denke ich schon, dass sogar eine Doppelstunde Hundeführerscheinkurs den Vorfall hätte verhindern können. Um zu erkennen, dass man sein Kind nicht mit dem (fremden) neuen Hund ungezügelt spielen und schmusen lassen sollte und schon gar nicht so, dass er sich bedrängt fühlt und Schmerzen hat, bedarf es nicht mehr als 2 Doppelstunden. Das sind primitivste Basics, die jeder Hundehalter beherrschen sollte.
Wenn der pubertierende Hovi ein Mädchen vom Fahrrad zieht, dass am Hof vorbei fährt und das nur deshalb möglich ist, weil das Tor zum Grundstück offen ist, dann sind das auch Basics für Blöde. Da sollte man vorher auch denken, dass solche Sachen jedem vorher klar sind. Auch hier handelt es sich nicht um besonders komplizierte Kynologie.
Wir gehen wie selbstverständlich davon aus, dass die Basics jedem klar sind, aber dem ist nicht so.
Ich nenne nur einpaar reale Beispiele, die ich selber erlebt habe und die man als "normaler" Hundehalter nicht für möglich halten würde, dass andere Halter so denken und so handeln, die aber klar machen, dass vielen bereits mit einer Doppelstunde Hundeführerschein sehr geholfen wäre:
Unsere Büro-Putzfrau erzählte mir, dass ein guter Hund sein Futter verteidigen müsse und ich das meinem Hund auch so beibringen müsste. Begründung: Weil ihr Großvater das ihr so beigebracht hat.
Ich habe mal gesehen, wie ein Halter seinem Hund die Schnauze zugehalten hat, während er von Kindern gestreichelt wurde. Jedes Mal, wenn der Hund sich aus der Situation befreien wollte, bekam er einen Klapps auf den ***** und wurde angeschrien. Begründung: Damit er lernt, dass Kinder nicht gebißen werden dürfen.
Einen Halter eines pubertierenden Rüden beobachtete ich mal dabei, wie er seinen Hund immer wieder hoch nahm und auf den Rücken der anderen Hunde versuchte zu legen, die mit ihm im Auslauf herumliefen. Wenn er sich auf den Rücken drehte oder beschwichtigende Signale zeigte, hat er ihn gemaßregelt. Begründung: Damit er etwas mehr Selbstbewusstsein bekommt.
Ein anderer erzählte, dass er seinen unbeugsamen Dobberman-Rüden gelegentlich an einen Zaun binden würde und dann mit einem gartenschlauch mit askaltem Wasser solange nass machen würde, bis dieser nicht mehr kann und sich regungslos auf den Boden legt. Begründung: Das hätte ihm jemand vom Verein als Tipp gegeben, um den Hund devot zu machen.
Solche Geschichten hat jeder zu erzählen und ich denke, dass es genug Handlungsbedarf gibt.