wuschel
Quelle Kölner Express vom 29. September 00
NRW-Minister Behrens attackiert Kollegin
Kampfhunde-Krach: Alle beißen Frau Höhn
Von TH. BREUSTEDT
Steht unter Beschuss: Bärbel Höhn
exp Düsseldorf - Wer mit seinem Hund von Niedersachsen nach Bayern in Urlaub will, muss zu Hause das Tier anleinen. In NRW kommt der Maulkorb dazu. In Hessen wird der Hund sicherheitshalber eingeschläfert, damit er in Bayern frei rumlaufen darf …
Mit diesem Kalauer hat FDP-Hundeexperte Stefan Grüll stets viele Lacher sicher. Doch der lässige Spruch ist bittere Realität. 16 Bundesländer, 16 verschiedene Hundeverordnungen. Das Hunde-Chaos in Deutschland ist perfekt.
Dabei kann man den Politikern den ursprünglich guten Willen gar nicht absprechen. Als Ende Juni ein Pitbull den sechsjährigen Volkan in Hamburg totgebissen hatte, wurden unter dem Druck der Öffentlichkeit neue Hundeverordnungen zusammengezimmert, um die Menschen besser vor den Kampf-Bestien zu schützen. Viele mit sehr heißer Nadel.
In NRW steht Umweltministerin Bärbel Höhn (Grüne) seit Wochen unter Beschuss. Experten, Kommunen und SPD fordern Verbesserungen an ihrer Hundeverordnung. Mächtig unter Druck gerät die Grünen-Ministerin nun auch innerhalb der NRW-Landesregierung.
Innenminister Fritz Behrens (SPD) meldete in einem vertraulichen Brief an die „sehr verehrte Frau Kollegin“ massive Zweifel an Höhns Konzept an. Behrens, zurzeit Chef der Länder-Innenminister-Konferenz , soll eine möglichst bundeseinheitliche Hunde-Regelung aushandeln.
Doch auf Grund von Höhns Verordnung sei das nicht machbar, stellte der einflussreiche Behrens in dem Schreiben (liegt EXPRESS vor) unmissverständlich klar. Ein Konsens sei nur zu erreichen, wenn man bereit sei, „bisherige eigene Regelungen zu überdenken. Dies dürfte insbesondere für Inhalt und Umfang von Rasselisten gelten“, schrieb der SPD-Minister seiner Grünen-Kollegin ins Stammbuch.
Fraglich sei auch, ob an „bestimmten Sonderregelungen“ wie Leinen- und Maulkorbzwang für alle Hunde über 40 cm oder 20 Kilo „uneingeschränkt festgehalten werden sollte“. Mit „Sachkunde-, Zuverlässigkeitsnachweis sowie Kennzeichnungspflicht“ bedeute das einen „hohen Verwaltungsaufwand“. Im Klartext: Höhns Verordnung ist zu kompliziert und nicht umsetzbar.
Der von Ministerpräsident Clement hoch geachtete Behrens schlägt stattdessen in Wohngebieten eine „leicht zu überwachende Anleinpflicht für alle Hunde jeder Größe“ vor - vom Dackel bis zur Dogge.
Zudem regt er an, ein Hunde-Gesetz statt einer Verordnung zu erlassen. Dadurch wären wie in anderen Ländern viel höhere Bußgelder von bis zu 10.000 Mark möglich. Nach dieser Abrechnung sei Höhns Verordnung kaum noch das Papier wert, auf dem sie stehe, hieß es in Regierungskreisen.
NRW-Minister Behrens attackiert Kollegin
Kampfhunde-Krach: Alle beißen Frau Höhn
Von TH. BREUSTEDT
Steht unter Beschuss: Bärbel Höhn
exp Düsseldorf - Wer mit seinem Hund von Niedersachsen nach Bayern in Urlaub will, muss zu Hause das Tier anleinen. In NRW kommt der Maulkorb dazu. In Hessen wird der Hund sicherheitshalber eingeschläfert, damit er in Bayern frei rumlaufen darf …
Mit diesem Kalauer hat FDP-Hundeexperte Stefan Grüll stets viele Lacher sicher. Doch der lässige Spruch ist bittere Realität. 16 Bundesländer, 16 verschiedene Hundeverordnungen. Das Hunde-Chaos in Deutschland ist perfekt.
Dabei kann man den Politikern den ursprünglich guten Willen gar nicht absprechen. Als Ende Juni ein Pitbull den sechsjährigen Volkan in Hamburg totgebissen hatte, wurden unter dem Druck der Öffentlichkeit neue Hundeverordnungen zusammengezimmert, um die Menschen besser vor den Kampf-Bestien zu schützen. Viele mit sehr heißer Nadel.
In NRW steht Umweltministerin Bärbel Höhn (Grüne) seit Wochen unter Beschuss. Experten, Kommunen und SPD fordern Verbesserungen an ihrer Hundeverordnung. Mächtig unter Druck gerät die Grünen-Ministerin nun auch innerhalb der NRW-Landesregierung.
Innenminister Fritz Behrens (SPD) meldete in einem vertraulichen Brief an die „sehr verehrte Frau Kollegin“ massive Zweifel an Höhns Konzept an. Behrens, zurzeit Chef der Länder-Innenminister-Konferenz , soll eine möglichst bundeseinheitliche Hunde-Regelung aushandeln.
Doch auf Grund von Höhns Verordnung sei das nicht machbar, stellte der einflussreiche Behrens in dem Schreiben (liegt EXPRESS vor) unmissverständlich klar. Ein Konsens sei nur zu erreichen, wenn man bereit sei, „bisherige eigene Regelungen zu überdenken. Dies dürfte insbesondere für Inhalt und Umfang von Rasselisten gelten“, schrieb der SPD-Minister seiner Grünen-Kollegin ins Stammbuch.
Fraglich sei auch, ob an „bestimmten Sonderregelungen“ wie Leinen- und Maulkorbzwang für alle Hunde über 40 cm oder 20 Kilo „uneingeschränkt festgehalten werden sollte“. Mit „Sachkunde-, Zuverlässigkeitsnachweis sowie Kennzeichnungspflicht“ bedeute das einen „hohen Verwaltungsaufwand“. Im Klartext: Höhns Verordnung ist zu kompliziert und nicht umsetzbar.
Der von Ministerpräsident Clement hoch geachtete Behrens schlägt stattdessen in Wohngebieten eine „leicht zu überwachende Anleinpflicht für alle Hunde jeder Größe“ vor - vom Dackel bis zur Dogge.
Zudem regt er an, ein Hunde-Gesetz statt einer Verordnung zu erlassen. Dadurch wären wie in anderen Ländern viel höhere Bußgelder von bis zu 10.000 Mark möglich. Nach dieser Abrechnung sei Höhns Verordnung kaum noch das Papier wert, auf dem sie stehe, hieß es in Regierungskreisen.