Sechs Tiernahrungs-Fleischereien in Berlin
Drei Sorten Wurst hält Joseph Heidingsfelder bereit. Nach eigenem Rezept kocht der Fleischermeister Rindfleischwurst mit Knoblauch, Leber- sowie Reis-/Gemüsewurst. Mit dieser Auswahl ist das Geschäft am Frohnauer Ludolfingerplatz einzigartig in Berlin. Denn Joseph Heidingsfelder bereitet frische Nahrung für Hund und Katze zu.
Trotzdem unterscheidet sich die sechs Meter lange Theke, in der mehr als 30 Sorten Fleisch liegen, kaum von einer gewöhnlichen Fleischerei. Sauberkeit ist das A und O. Sie wird kontrolliert von Mitarbeitern des Veterinäramtes, die unangemeldet etwa alle vier Wochen vorbeischauen und Proben untersuchen. Kunden bekommen dort für ihre vierbeinigen Hausgenossen, was die moderne menschliche Küche inzwischen meist verschmäht: Innereien und den Blättermagen der Kuh.
Dabei kann sich Manfred Serno noch genau erinnern, dass seine Eltern 1953 eine normale Fleischerei in der Marheineckehalle eröffnet haben und dort in der «schlechten Nachkriegszeit» vorwiegend Innereien angeboten haben. Als der Sohn Ende der 70er-Jahre gegen die wachsende Konkurrenz der Supermärkte zu kämpfen hatte und einer nach dem anderen der ehemals zehn Fleischerstände in der Markthalle aufgaben, hat er sich auf neue Kundschaft, die Tierhalter, umgestellt.
«Mir gefällt gut, dass das Fleisch schon klein geschnitten ist», lobt eine Frohnauer Katzenbesitzerin das Angebot von Joseph Heidingsfelder, das aber mit seinen «fanggerechten» Häppchen repräsentativ für seine Branche ist. Und der Geschäftsinhaber gibt zu: «Die Zubereitung ist nicht jedermanns Sache. Da bekommt man nasse Finger, kalt ist es, und es macht eine mörderische Arbeit.»
Das war sicherlich auch ein Argument für Tierfreunde, im Supermarkt verstärkt nach industriell hergestellter Dosennahrung zu greifen. «Etwa 90 Prozent aller Hunde- und Katzenhalter verwenden fertige Tiernahrung zumindest gelegentlich», zitiert die Sprecherin der Firma «Master Foods», Margrit Kolbe Hopp, eine Studie. Doch das seit Mitte der 80er-Jahre starke Wachstum der Branche sei auf ein bis zwei Prozent pro Jahr geschrumpft, zugelegt werden könne jetzt nur noch im Bereich der Snacks und Belohnungsartikel. Die Verdener Firma «Master Foods», vormals «Effem», ist mit Produkten wie «Brekkies, Cesar, Frolic und Whiskas Marktführer bei Tierfertignahrung.
Die auf Hunde und Katze spezialisierten Fleischereien bekamen es zu spüren. Viele gaben auf. Sechs größere Händler sind übriggeblieben, die frische Ware anbieten und teilweise andere Geschäfte damit beliefern. «Die Fertignahrungsindustrie hat alle Register gezogen», beklagt Joseph Heidingsfelder. Selbst Studenten der Veterinärmedizin werde gelehrt werde, dass Trockennahrung die beste Form der Ernährung sei.
Auch der Tegeler Händler Ernst Warnecke hält das für Unsinn. «Trockennahrung ist nicht artgerecht. Gerade die Katze als Raubtier frisst frisch geschlagene Beute.» Auch für Hundehalter bietet er Fleisch an, dass alle zwei Tage vom Schlachthof angeliefert wird. Seine Kunden danken es ihm. «Hier gibt es immer frische Ware», sagt Gisela Karsten, deren Hovawart weder Dosennahrung noch altes Fleisch anrühren würde.
Manfred Serno dagegen rät Hundehaltern, pflanzliche Flocken von Firmen wie «Royal Canin» oder «Blacky» zum Fleisch zu mischen, da diese Tiere in der Natur auch Vegetarisches zu sich nehmen.
Einen guten Rat kann jeder in den Tiernahrungsgeschäften bekommen. «Unser Boxer hatte jahrelang mit Durchfällen zu tun. Kein Tierarzt konnte helfen. Bis Herr Heidingsfelder uns den Rat gab, Knochenmehl unter das Fleisch zu mischen», freut sich noch heute Christine Schiefelbein über den Tipp. Auch wer nur gelegentlich vorbeikommt, wird mit einem guten Witz bedient und für Bello fällt rein zufällig ein guter Happen in den bereit stehenden Futternapf.
Bei Heidingsfelder schauen im Sommer besonders viele Frauchen oder Herrchen mit ihren Tieren vorbei. Dann gibt es den nicht ganz geruchlosen Blättermagen direkt aus der Kühltheke in einen der sauberen Futternäpfe. Das erspart den Transport der Innereien bei Wärme und den starken Duft im eigenen Haus. Damit ist das Frohnauer Geschäft auch ein Hunde-Imbiss.
Mit dem Konzept eines Hunde-Bistros ist Peter Behrendt an der Reichenberger Straße in Kreuzberg gescheitert. Obwohl als Kuriosum in Zeitungen und Fernsehen publik gemacht, seien wohl nicht genügend Kunden gekommen, vermuten die Gäste in der benachbarten Kneipe.
Auch diese Branche bietet das Besondere. Heidingsfelder beispielsweise handelt mit Wildfleisch aus Brasilien, Neuseeland und Argentinien. Das sei vor allem gut für Tiere mit Allergien. Und: Seine Wurst enthalte keine Konservierungsstoffe. Hans Däumichen und Manfred Serno wiederum trocknen Fleisch fachgerecht. Und Erich Wolkenstein in Biesdorf, seit mehr als 25 Jahren in der Branche tätig, bietet das Fleisch günstiger an als die Konkurrenz, dafür aber ohne Ladentheke und in kleinerer Auswahl.
Drei Sorten Wurst hält Joseph Heidingsfelder bereit. Nach eigenem Rezept kocht der Fleischermeister Rindfleischwurst mit Knoblauch, Leber- sowie Reis-/Gemüsewurst. Mit dieser Auswahl ist das Geschäft am Frohnauer Ludolfingerplatz einzigartig in Berlin. Denn Joseph Heidingsfelder bereitet frische Nahrung für Hund und Katze zu.
Trotzdem unterscheidet sich die sechs Meter lange Theke, in der mehr als 30 Sorten Fleisch liegen, kaum von einer gewöhnlichen Fleischerei. Sauberkeit ist das A und O. Sie wird kontrolliert von Mitarbeitern des Veterinäramtes, die unangemeldet etwa alle vier Wochen vorbeischauen und Proben untersuchen. Kunden bekommen dort für ihre vierbeinigen Hausgenossen, was die moderne menschliche Küche inzwischen meist verschmäht: Innereien und den Blättermagen der Kuh.
Dabei kann sich Manfred Serno noch genau erinnern, dass seine Eltern 1953 eine normale Fleischerei in der Marheineckehalle eröffnet haben und dort in der «schlechten Nachkriegszeit» vorwiegend Innereien angeboten haben. Als der Sohn Ende der 70er-Jahre gegen die wachsende Konkurrenz der Supermärkte zu kämpfen hatte und einer nach dem anderen der ehemals zehn Fleischerstände in der Markthalle aufgaben, hat er sich auf neue Kundschaft, die Tierhalter, umgestellt.
«Mir gefällt gut, dass das Fleisch schon klein geschnitten ist», lobt eine Frohnauer Katzenbesitzerin das Angebot von Joseph Heidingsfelder, das aber mit seinen «fanggerechten» Häppchen repräsentativ für seine Branche ist. Und der Geschäftsinhaber gibt zu: «Die Zubereitung ist nicht jedermanns Sache. Da bekommt man nasse Finger, kalt ist es, und es macht eine mörderische Arbeit.»
Das war sicherlich auch ein Argument für Tierfreunde, im Supermarkt verstärkt nach industriell hergestellter Dosennahrung zu greifen. «Etwa 90 Prozent aller Hunde- und Katzenhalter verwenden fertige Tiernahrung zumindest gelegentlich», zitiert die Sprecherin der Firma «Master Foods», Margrit Kolbe Hopp, eine Studie. Doch das seit Mitte der 80er-Jahre starke Wachstum der Branche sei auf ein bis zwei Prozent pro Jahr geschrumpft, zugelegt werden könne jetzt nur noch im Bereich der Snacks und Belohnungsartikel. Die Verdener Firma «Master Foods», vormals «Effem», ist mit Produkten wie «Brekkies, Cesar, Frolic und Whiskas Marktführer bei Tierfertignahrung.
Die auf Hunde und Katze spezialisierten Fleischereien bekamen es zu spüren. Viele gaben auf. Sechs größere Händler sind übriggeblieben, die frische Ware anbieten und teilweise andere Geschäfte damit beliefern. «Die Fertignahrungsindustrie hat alle Register gezogen», beklagt Joseph Heidingsfelder. Selbst Studenten der Veterinärmedizin werde gelehrt werde, dass Trockennahrung die beste Form der Ernährung sei.
Auch der Tegeler Händler Ernst Warnecke hält das für Unsinn. «Trockennahrung ist nicht artgerecht. Gerade die Katze als Raubtier frisst frisch geschlagene Beute.» Auch für Hundehalter bietet er Fleisch an, dass alle zwei Tage vom Schlachthof angeliefert wird. Seine Kunden danken es ihm. «Hier gibt es immer frische Ware», sagt Gisela Karsten, deren Hovawart weder Dosennahrung noch altes Fleisch anrühren würde.
Manfred Serno dagegen rät Hundehaltern, pflanzliche Flocken von Firmen wie «Royal Canin» oder «Blacky» zum Fleisch zu mischen, da diese Tiere in der Natur auch Vegetarisches zu sich nehmen.
Einen guten Rat kann jeder in den Tiernahrungsgeschäften bekommen. «Unser Boxer hatte jahrelang mit Durchfällen zu tun. Kein Tierarzt konnte helfen. Bis Herr Heidingsfelder uns den Rat gab, Knochenmehl unter das Fleisch zu mischen», freut sich noch heute Christine Schiefelbein über den Tipp. Auch wer nur gelegentlich vorbeikommt, wird mit einem guten Witz bedient und für Bello fällt rein zufällig ein guter Happen in den bereit stehenden Futternapf.
Bei Heidingsfelder schauen im Sommer besonders viele Frauchen oder Herrchen mit ihren Tieren vorbei. Dann gibt es den nicht ganz geruchlosen Blättermagen direkt aus der Kühltheke in einen der sauberen Futternäpfe. Das erspart den Transport der Innereien bei Wärme und den starken Duft im eigenen Haus. Damit ist das Frohnauer Geschäft auch ein Hunde-Imbiss.
Mit dem Konzept eines Hunde-Bistros ist Peter Behrendt an der Reichenberger Straße in Kreuzberg gescheitert. Obwohl als Kuriosum in Zeitungen und Fernsehen publik gemacht, seien wohl nicht genügend Kunden gekommen, vermuten die Gäste in der benachbarten Kneipe.
Auch diese Branche bietet das Besondere. Heidingsfelder beispielsweise handelt mit Wildfleisch aus Brasilien, Neuseeland und Argentinien. Das sei vor allem gut für Tiere mit Allergien. Und: Seine Wurst enthalte keine Konservierungsstoffe. Hans Däumichen und Manfred Serno wiederum trocknen Fleisch fachgerecht. Und Erich Wolkenstein in Biesdorf, seit mehr als 25 Jahren in der Branche tätig, bietet das Fleisch günstiger an als die Konkurrenz, dafür aber ohne Ladentheke und in kleinerer Auswahl.