Vielen Dank für Euer Mitfühlen und Eure lieben Wünsche. Wir normalisieren uns alle mit einander wieder ein bisschen und in den Schmerz um Krümel mischt sich bei Chris und mir auch wieder Lachen, wenn wir uns an witzige Situationen mit Krümel erinnern. Es tut immer noch weh, wie er gehen musste, aber es ist gleichzeitig tröstlich, dass er fast 8 Jahre bei uns sein durfte und sich (hoffentlich) bei uns wohlgefühlt hat. Wir sind dankbar dafür, dass es keine lange Krankheit war, sondern er bis fast zuletzt sein normales Leben geführt hat und wir uns nicht entscheiden mussten, ob und welche Behandlung vielleicht noch ein bisschen Zeit schinden könnte. Das war halt Krümel: Immer wild entschlossen, wenig verhandlungsbereit und mit einem großen Dickkopf versehen.
Chris war heute bei unseren Nachbarn, um nachzufragen, ob sie ein Problem damit haben, wenn wir ein recht großes Gartenhaus an unseren gemeinsamen Zaun stellen. Das haben sie natürlich nicht, wie sie versicherten und da, wo wir es hinstellen möchten, sei sowieso der ideale Platz. Dann erzählte Chris, dass Krümel nicht mehr bei uns ist und das hat sie ziemlich getroffen. Sylviane standen die Tränen in den Augen und Jean-Pierre erzählte, dass er bei ihnen liebevoll "Papy" genannt wurde. Das ist die französische Koseform für "Großvater"
Wir hatten heute T-Shirt-Wetter und strahlenden Sonnenschein. Ich war mit den Hunden drei Stunden auf den Feldern, zwischendurch haben wir einfach nur auf dem Feld gesessen und in die Sonne geblinzelt. Lotta verschwand kurz hinter einer Hecke und als sie lachend wiederkam, war sie ein bisschen tarnfarben gefleckt, zwischen dunkelgrün und hellgrün. Immerhin sieht sie ein, dass das Zuhause abgewaschen wird, bevor sie aus der Waschküche wieder raus darf. *gg*
Die Hunde scheinen Krümel nicht mehr zu suchen und wirken wieder fröhlicher. Gestern war ich mit Kalle auf dem Unterwasserlaufband und die Physiotherapeutin merkte an, dass Kalle traurige Augen hat und nicht glücklich auf sie wirkt, bevor ich ihr von Krümel erzählen konnte. Auf dem Spaziergang hat er gestern auch ständig nach hinten geschaut, wo Krümel immer tippelte. Heute war das bei ihm nicht mehr so, aber ich habe ganz oft automatisch nach hinten geschaut und mich dann daran erinnert, dass er ja nicht mehr da ist
Heute kann ich mich auch darüber freuen, dass die Gärtner vorgestern die Hecken sehr schön geschnitten haben. Wir haben eine Hecke zum sowieso schmalen Trottoir, die mit ihren nun 2,70 Metern Höhe auch arg in die Breite gewachsen ist und den Bürgersteig etwas eingeschränkt hat. Das stört hier zwar keinen, denn keiner benutzt den Bürgersteig, weil die Straßen so wenig befahren sind, aber wir fanden, dass den Hecken ein Grundschnitt in Höhe und Breite gut tun würde und zwar bevor Vögel ihre Nester in die Hecke bauen. Im Vorgarten ist die Vogelfutterstation vor der Hecke und auch die wurde von der Hecke mit Ausläufern bedrängt. Wir haben die Hecken auf 1,80 Meter Höhe stutzen und in der Breite in Form bringen lassen. Die Spatzen haben immer noch genug Platz in der Hecke, wie ich heute zufrieden feststellte.
Heute ist auch die große wetterfeste Box gekommen, in der das Vogelfutter im Vorgarten an der Hauswand gelagert werden soll. Als Übergangslösung hatten wir eine kleine Kiste für das Streufutter und hatten Meisenringe und Mehlwürmer in der Garage aufbewahrt. Nun passt alles in die neue Box und wir müssen nicht extra in die Garage, um alles aufzufüllen. I like!
Gestern wurde mir wieder klar, dass Frankreich, so sehr ich es liebe, auch seine Schwächen hat. Ich musste nämlich auf die "Mairie". Wegen nichts Wichtigem: Uns waren nur die gelben Säcke, die hier blau sind, ausgegangen und die gibt es nur auf der Mairie. So war es auch in Lux, allerdings lagen dort die Müllsackrollen am Eingang und man holte sich einfach welche, wenn man welche brauchte.
Hier in Vigy ist das Rathaus auch die Poststelle. Es gibt drei Frauen, die dort abwechselnd arbeiten. Zwei sind locker, eine ist die Bürokratin in Person. Ich wollte die Müllsäcke holen, bevor ich mit Kalle zu der Orthoklinik weiterfuhr und plante sicherheitshalber schon 15 Minuten ein. Als ich dort ankam, waren zwei Frauen vor mir dran und eine dritte kam nach mir und setzte sich in den Wartestuhl hinter mir. Im Dienst waren die Bürokratin und eine Kollegin und beide waren an der Theke. Ich berechnete meine Chancen, bei wem zuerst ein Platz frei werden würde, wobei ich den üblichen Plausch einkalkulierte und kam auf die lockere Kollegin. Das war eine Fehleinschätzung, denn die lockere Kollegin nahm einen Anruf entgegen und war damit nicht mehr im geschätzten Zeitrahmen. Womit der nächste freie Platz bei der Bürokratin war und ich tapfer zu ihr ging. Freundlich bat ich um Müllsäcke, während die Bürokratin mich streng musterte. Hinter ihr an der Wand hing ein großes Portrait von Macron, daneben auf dem Regal stand ein Marmorkopf von Jeanne d'Arc. Beobachtet wurden wir von der Dame, die hinter mir auf dem Stuhl saß und wartete. Ich kenne sie, weil sie in derselben Straße lebt wie wir.
Die Bürokratin ging zu den Kartons mit den Müllsackrollen und schlug bedächtig mit dem Rücken zu mir ein Buch auf, worauf meine entfernte Nachbarin schon mit den Augen rollte und ich zurück grinste. Die Angestellte fragte schnarrend, wo ich wohne. Ich nannte meine Adresse. Sie befeuchtete einen Finger und blätterte im Buch. Nachbarin rollte noch mehr die Augen, ich rollte zurück. Die Bürokratin stellte fragend fest, dass wir zwei Personen im Haushalt wären? Ich bestätigte das und musste mir ein fettes Grinsen in der Stimme verkneifen, als ich sah, wie meine Nachbarin nicht nur mit den Augen rollte, sondern auch noch entnervt den Kopf schüttelte. Die Angestellte versicherte sich noch mal unserer Hausnummer, die ich mit einem innerlichen Seufzer freundlichst bestätigte und gab mir dann widerwillig zwei Rollen. Ich bedankte mich höflich und wünschte meiner Nachbarin grinsend viel Glück. Worauf sie trocken erwiderte: "Das kann ich brauchen"
Morgen, spätestens aber am Montag bekomme ich mein französisches Autokennzeichen.