Nur noch 2 Tage
Ein bisschen Trost gibt aber das Wissen, dass wir nächstes Jahr um die gleiche Zeit wieder kommen, wenn auch in ein anderes Ferienhaus.
Wir sind gedanklich schon ein bisschen mit Abreise beschäftigt, überlegen, wann und wie wir packen und losfahren. Der Kühlschrank wird bis Samstag morgen leer gegessen sein und in meinem "Cruesli" sind noch genau 3 Portionen. Der Wein reicht auch noch genau 2 Abende. Passt.
Morgen und übermorgen Abend essen wir in unserer geliebten Osteria noch mal unsere Favoriten. Freitag kommt Tano auf jeden Fall mit, denn dann ist er genau ein Jahr bei uns
Unser neues Ferienhaus liegt glücklicherweise so, dass wir alles, was uns hier ans Herz gewachsen ist, wiedersehen werden: Der Hundestrand und Francesco, der uns täglich mit kalten Getränken versorgt hat und immer mit uns einen Plausch hielt. Heute hat er uns erzählt, dass er sechs Kinder hat, vier Jungen und zwei Mädels.
Die Osteria mit dem bezaubernden Personal, das sich immer gefreut hat, wenn wir mit einem unserer Hunde kamen und uns ganz doll verwöhnt hat.
Die Pasticceria, in der es die wunderbaren Cremetörtchen gibt.
Die Aurelia, auf der schon die Römer marschierten und auf der wir zu unserem Hundestrand gefahren sind. Der schiefe Turm von Pisa, an dem wir täglich vorbeikamen.
Wir sind echte Kulturbanausen: Wir haben nichts besichtigt, sondern uns einfach treiben lassen. Die einzigen Fixpunkte waren der Hundespaziergang über die Felder und in die Wälder, der Hundestrand und jeden zweiten Abend die Osteria. Wir hatten so viel Zeit für uns, für schöne Gespräche, viel Lachen, Fröhlichkeit und Herumalbern. Neben all der Wehmut, abreisen zu müssen, ist aber auch schon ein bisschen die Freude auf Zuhause. Unsere Miezen und unser Haus und natürlich auch auf meine Nannykids, die mir tolle Fotos und Mails aus ihrem Urlaub geschrieben haben
Ein bisschen schwierig war es am Anfang auch:
Nachdem wir letztes Jahr schon einen so schönen Urlaub hier verbracht hatten und uns mit der Besitzerin angefreundet hatten (und den Kontakt auch über das Jahr gehalten hatten), merkten wir schnell, dass sich etwas verändert hatte:
Die Besitzerin wirkte auf uns schon letztes Jahr ein bisschen überspannt, aber durchaus liebenswert. Ein bisschen Wolkenkuckucksheim mit für uns etwas unrealistischen Plänen, irgendwelche Coaching-Geschichten von irgendwelchen teuren "Gurus", aber das war ja nicht unser Problem. Wir kamen trotzdem gut miteinander zurecht und mochten uns gegenseitig, auch wenn wir manchmal innerlich ein bisschen die Augen verdreht haben angesichts ihrer Thesen.
Dieses Jahr war es schwieriger: Das Minischwein war immer noch allein, nur mit einem Kaninchen als Gesellschaft. Eigentlich sollte schon lange ein Gefährte eingezogen sein, aber "die Zeit reichte nicht"
Die vier Hunde, darunter 3 Rhodesian Ridgebacks, sind in der Zeit, in der wir hier waren, nie spazieren geführt worden. Dafür irre Pläne, wie sie sich das Haus komplett renovieren lassen möchte mit EU-Mitteln und zusätzlich im alten Stall eine TA-Praxis aufbauen möchte, in der zwei TÄ arbeiten sollen und sie die geistigen Heilungen von Besitzern und deren Haustieren übernimmt.
Zu uns wurde sie rigide: Sie hat sich mit den Nachbarn 300 Meter entfernt verkracht, weil deren Hunde oft bellen und sie sich davon gestört fühlt. Deswegen wollte sie, dass wir den Garten, der zur Ferienwohnung gehört, nicht nach 23 Uhr benutzen, weil unsere Hunde bellen könnten und das den Nachbarn "Munition" liefern könnte. WTF...
Verkracht hat sie sich außerdem mit diversen anderen Leuten und deswegen unter anderem eine Arbeitsstelle verloren, was sie aber als Erfolg verbuchte, weil sie sich "endlich nichts mehr gefallen lässt"
Ich sprach sie auf die nicht artgerechte Haltung ihrer Tiere an (einerseits das Minischwein, das den größten Teil vom Tag in einem kleinen dunklen Stall hockt, weil sie es nicht schafft, das Grundstück schweinesicher einzuzäunen, andererseits die Hunde, die nur auf dem Grundstück leben und wesentlich unausgeglichener als im letzten Jahr wirkten).
Oha, das kam gar nicht gut an. Sie wurde wütend, erklärte, dass das Minischwein seine Zustimmung dazu gegeben habe, uns das nichts anginge, wir sie ja anzeigen könnten und überhaupt könne sie mit Tieren kommunizieren und Tano hätte ihr erzählt, dass er totunglücklich bei uns wäre. Daran schloss sie an, dass sie einen TSV gründen wolle und ob wir Mitglieder werden möchten?
Chris und ich ahnten schnell, dass da psychisch etwas ziemlich aus dem Gleichgewicht geraten sein musste. Ich telefonierte mit meinem Exmann, der sich aufgrund seiner Arbeit sehr gut mit psychischen Störungen auskennt und erzählte ihm, was passiert ist. Während ich auf eine Persönlichkeitsstörung tippte, tippte er auf eine bipolare Störung. Auf jeden Fall riet er uns, klare Grenzen zu ziehen und den Kontakt zu meiden.
Chris und ich erklärten ihr also deutlich, dass wir zahlende Gäste sind, wir keinerlei Kontakt mehr zu ihr wünschen und wir unseren Urlaub so verbringen, wie wir es möchten. Inklusive Nutzung des zur Ferienwohnung gehörenden Gartens nach 23 Uhr. Sollte sie uns dabei Schwierigkeiten machen wollen, würden wir sofort in eine andere Unterkunft umziehen und unser Geld zurückfordern. Sie ging uns danach aus dem Weg und wir konnten unseren Urlaub wie geplant genießen, schauten uns aber für nächstes Jahr nach einer andern Unterkunft um, die wir quasi sofort fanden und buchten. Der Vermieter vom neuen Ferienhaus wohnt 30 Kilometer weg - darauf haben wir u.a. Wert gelegt.
Schade - es ist eigentlich ein wunderschöner Ort hier. Aber unter diesen Umständen möchten wir ganz sicher nicht mehr hier Urlaub machen.