Auch verstehe ich nicht, was ihr so gegen das Abi nach 12 Jahren habt? Bei uns war es schon immer so und ich habe es auch nach 12 Jahren gemacht und das jetzt nicht mit schlechtem Ergebnis.
Ganz einfach. Der Knackpunkt ist das "Bei uns war das schon immer so".
Ich habe
gar nichts gegen das Abitur nach 12 Jahren - gut gemacht und gut durchdacht hätte es der große Wurf werden können, zumal es bei uns so war, dass wir die letzten 4 Monate der 13 nur mehr rumgesessen haben, nach dem wir durchs erste Halbjahr galoppiert sind, bis wir nicht mehr konnten.
Allein, so sollte es nicht sein.
Ich habe zufällig die Umstellung damals in BaWü direkt mitbekommen, weil ich damals dort ein halbes Jahr in einem Verlag gearbeitet habe - und die Älteste meines Chefs gerade in der 5 auf eigenen Wunsch auf ein Sportgymnasium gewechselt ist.
Die hatten, grob gesagt, die Lehrpläne der 13 Jahre einfach in 12 gequetscht.
Sprich: Die hatten in Klasse 5 dann einfach an 2 Tagen 8 Stunden Unterricht, an einem Tag 10 (weil sie ja zusätzlich Sport auf dem Lehrplan hatten) - ohne Mittagspause, denn eine Mensa gab es noch nicht. In Klasse 5, wohlgemerkt.
Das Mädel war eine fleißige Schülerin, an sich auch hoch motiviert, aber die kam nach Hause und schlief am Abendbrottisch ein,. Hausaufgaben hatte sie da noch gar keine gemacht.
Fand ich ganz furchtbar, damals schon.
Und derer Böcke gab es einige. So richtig geschafft, den Lehrplan zu entrümpeln und alles gut zu vermitteln, haben wohl viele der Alten Bundesländer bis zum Ende nicht. Schade eigentlich. Die Neuen hatten das Problem in der Form ja nun nicht, und ich glaube dir gern, dass dort das Abi nach 12 Jahren kein großes Ding war.
Drei meiner Nichten und Neffen haben ca. von 2008 oder 2009 bis 2015 Abi gemacht; mindestens einer davon in 12 Jahren.
Ich muss dazu sagen, die sind alle drei nicht dumm und dazu noch ehrgeizig.
Ganz ehrlich, was die zu Hause machten ist schon deutlich mehr, als ich damals (Abi 1996) machen musste.
ich denke schon, dass durch die kürzere schulzeit mit g12 die allgemeinbildung leidet.
Wir sind ja jetzt zu G9 zurück, aber so richtig entspannt finde ich das immer noch nicht.
Mein Eindruck ist; Es wird unglaublich viel in sehr kurzer Zeit gelernt - und wenn man Glück hat, bleibt es hängen. Wenn nicht, dann nicht.
Ein Beispiel: Das große Ü hat die erste Mathearbeit nach den Sommerferien über die - mit dem neuen Schuljahr neu eingeführten - negativen Zahlen, Bruchzahlen, Dezimalzahlen und Prozent und das wechselseitige Umrechnen ineinander geschrieben - nach 2,5 Wochen!
(Das war bei uns jeweils ein Thema von zwei Wochen. Nacheinander, nicht alles auf einmal.)
Das fand ich sportlich. Und er hatte nicht wirklich das Gefühl, das irgendwie sicher zu beherrschen. Das wurde natürlich alles in der Folge noch vertieft, und er rechnet da jetzt sehr sicher. Aber so ging es eben mit allem weiter. Alle drei Wochen na Klassenarbeit pro Hauptfach, jedes Mal mit was Neuem, Bam, Bam, Bam.
Zu den Weihnachtsferien war er ziemlich durch, und er ist wie gesagt ein guter Schüler und die Arbeiten waren auch gut.
(Und das Gymnasium hat hier übrigens den Ruf, eher schluffig und nachsichtig zu sein, und wenig elitär.)
Es heißt ja oft, die Kinder lernen heute in der Schule nix mehr. Das erweckt dann den Eindruck, die hängen da alle nur an ihren Handys und im Unterricht wird auch nix vermittelt.
Mein Eindruck ist, dass die Kinder wirklich viel lernen müssen und das auch tun. Die sind wirklich durch die hohe Frequenz der Klassenarbeiten und Tests spätestens ab Klasse 6 nur noch am Pauken - aber: Es bleibt viel weniger hängen, weil auf den einzelnen Stoff gar nicht mehr länger eingegangen wird. Es werden Themen, Themen, Themen vorgestellt, abgefragt, abgehakt und dann muss schon das Nächste in den Kopf rein.
Die Kinder lesen auch Bücher aus der Bücherei und müssen danach testen (nennt sich AR Test) und ein bestimmter Anteil dieser Bücher muss non fiction sein. Gestern hat der Bub ein Buch über Jane Goodall, diese Schimpansenfrau, heimgebracht und heute wird anhand von 5 Fragen getestet ob er es gelesen und verstanden hat.
So etwas ähnliches gibt es hier in der Grundschule auch.
Das ist zwar freiwillig, aber es hatte zumindest beim Großen wirklich den gewünschten Erfolg in der Klasse - gerade die sehr ehrgeizigen Kinder wurden extrem eifrige Leser, weil sie da, schon bevor es Zensuren gab, punkten konnten.
Edit: Ich sehe gerade,
@KsCaro hatte das auch schon gepostet.
Ja, das ist nett und macht Spaß. Die Klasse vom Großen hat in der ersten Klasse damit auch schon angefangen. Die Klassenlehrerinnen jetzt beim Kleinen wollen noch etwas warten, bois alle Kinder auf dem Niveau sind, dass sie mitmachen können.