@Mauswanderer
Es gibt mE mehrere Möglichkeiten, warum du das Gefühl hast, im Moment überall Gegenwind zu kassieren.
1) Du bist verständlicherweise sehr empfindlich und ziehst nur diese Antworten aus dem raus, was andere dir sagen, bzw. bewertest sie übermäßig stark.
2) Du zeichnest in deinen Berichten die Lage
so dramatisiert negativ, dass deine
Freunde glauben, es gibt keine Hoffnung mehr und es ist wirklich aus. Und sie denken, du glaubst das eigentlich auch.
Und gehen dann wirklich zum Schritt: "Trösten mit Plattitüden" über. Oder so. "Ach, wer weiß, wozu es gut ist?" - "Ich mochte den ja eh noch nie..."
Oder
3) Was du gerade von dir erzählst, ist live und in Farbe etwas zu viel für eine Person, und die versucht, bewusst oder unbewusst, das abzuwehren.
Ich hab das einmal so gemacht. Ich hatte eine Freundin, die sehr im Tierschutz engagiert war. Was ja an sich schön und gut ist, wenn nicht jedes kranke Nottier, dass sie aufgenommen hatte, und das es
nicht geschafft hat (und deren gab es viele) bei ihr zu regelrechten Nervenzusammenbrüchen geführt hätte. Bis hin zu tageweiser Arbeitsunfähigkeit und "nur noch mit Beruhigungsmitteln handlungsfähig sein".
Bei jedem (!) einzelnen gestorbenen Tier. Und sie hatte Hasen und Meerschweinchen. Der geneigte Leser kann sich vorstellen, was das bedeutet.
Irgendwann rief sie mich auf der Arbeit an und heulte mir am Telefon ins Ohr, weil schon wieder ein Tier gestorben und x andere krank waren, das sie ja alles so schrecklich, und sie wolle das nicht mehr, und sie könnte das nicht mehr, sie ertrage das einfach nicht mehr, und sie wolle, das das aufhört, sie hätte ja dies getan und das getan und das sei ja alles so ungerecht, und sie sei ganz sicher am Durchdrehen, weil... -worauf ich irgendwann , als sich nach über 15 Minuten (mein Experiment lag derweil auf Eis und taute langsam vor sich hin) immer noch kein Aufbruch des Gesprächs ergab und sich die Schleife in die dritte Runde begab, sagte, wenn sie das alles so mitnehmen würde und sie wirklich nicht mehr könnte,
müsse sie die Tiere eben abgeben. Oder keine
kranken Tiere mehr aufnehmen.
So sei sie den verbliebenen jedenfalls auch keine Hilfe. Wer sich davon jedes einzelne Mal so runterziehen ließe, könne diese Art von Arbeit dann eben nicht machen!
Sie war dann sehr verschnupft, und das Gespräch war jäh beendet. (Und ich war ehrlich gesagt in dem Moment stinksauer auf sie. Und über ihren "Unverstand". )
Auch wenn wir abends, nach der Arbeit, nochmal ausführlich und freundlicher drüber geredet haben, und sie grundsätzlich wusste, dass ich ihr nichts Böses will, war's in dem Moment für sie
sicher nicht sehr nett.
Ich bedaure das aber grundsätzlich nicht. Für sie war das wirklich nicht gesund.
(Ich möchte außerdem zu meine Ehrenrettung sagen, dass das nicht der erste Ausbruch dieser Art war, sondern vielleicht der 24. ! Und der zweite oder dritte innerhalb von wenigen Tagen.)
Wobei der Grund dafür, warum ich es gesagt habe, zu gleichen Teilen aus: "Wollte ich schon lange sagen" und dem Wunsch entstand, das Gespräch abzukürzen, weil ich arbeiten musste und zudem das Gefühl hatte, es führt zu nichts.
Ich denke andererseits, dass sie sich bei einem kurzen und knappen: "Tut mir leid, ich habe jetzt keine Zeit" etwa
genauso zurückgewiesen und mies gefühlt hätte. Vielleicht sogar noch mehr, weil es noch unpersönlicher gewesen wäre.
In jedem Fall war ich mit dem Ganzen schon länger etwas überfordert und habe das auch durch eine wenig empathische Reaktion kommuniziert. Sowas gibt's.