Für viele Situationen und Hunde wirst du damit wohl absolut recht haben.
Allerdings habe ich das Gefühl, je mehr Möglichkeiten man dem Hund durch Interaktion und Training gibt, sich auszudrücken, umso mehr nutzt er das auch.
Ich denke da gerade schmunzelnd an unsere "Laufsituation": Mila an der kurzen Leine "schlägt eine andere Richtung vor" (also sie zerrt).
Ich bleibe stehen, um die Situation nicht ausarten zu lassen. Sie bleibt auch stehen, lässt aber die Spannung auf der Leine, dreht sich leicht, sodass sie die Leine erreichen kann (sie trägt Harness), schaut mich fragend an. Auf meine völlig sinnfreie Frage hin "WAS?" stupst sie die Leine seitlich an, einmal, zweimal. Und ich kann es förmlich auf ihrer Stirn geschrieben sehen: "Zieh doch nicht so!!! Ich will doch DA lang!"
Und das ist nur EINE Begebenheit. Mila ist ausgesprochen "gesprächig" und nimmt jede Chance wahr, sich verständlich zu machen.
In dem Bericht ist auch eine interessante Stelle, an der es in dieselbe Richtung geht: Die Trainerin geht davon aus, dass der Hund grad Hunger hat oder so, weil er unruhig wird. Da der Hund sich ausdrücken kann, zeigt er ihr, dass ihr Eindruck sie getäuscht hat und er sich in Wirklichkeit auf Herrchens Ankunft freut oder sowas in der Richtung. Hab's jetzt nich nochmal genau nachgelesen.
Ich denke, dass Hunde mangels Verständigungsmöglichkeit sich schon vielfach "in ihr Schicksal ergeben", Kommunikation aber mehr nutzen würden, wenn sie die Möglichkeit sehen würden.
Das bedeutet aber wiederum auch nicht, dass es dem Hund deshalb schlecht geht.
Viele Hunde können sich sehr gut darauf verlassen, dass Frauchen und Herrchen das Richtige für sie tun, auf ihre Sicherheit, Ernährung und Unterhaltung achten und die sind damit auch sehr glücklich nach meiner persönlichen Wahrnehmung. Da braucht jetzt niemand ein schlechtes Gewissen zu bekommen, wenn er Wuffi keine Gute-Nacht-Geschichten oder Rilke vorliest.
Solche Erkenntnisse, wie aus dem Bericht, lassen mich glauben, dass grundsätzlich dieses Bedürfnis, nicht nur zu existieren, sondern sich weiterzuentwickeln - individuell wahrscheinlich so unterschiedlich stark ausgeprägt, wie beim Menschen
- auch in Tieren steckt. Und das wiederum finde ich für alle Halter, die gerne mit ihren Hunden arbeiten, kommunizieren und trainieren, wahnsinnig motivierend.