Die Frage ist auch nicht nur WAS, sondern auch WIE lange es jeweils probiert wurde.
Ich kann nicht beurteilen, ob es im vorliegenden Fall auch so ist, aber nach meiner Erfahrung erwarten gerade Ersthalter besonders bei diesen anspruchsvolleren Ausgaben für den Hund viel zu schnell Ergebnisse und stecken mit den verschiedenen Methoden meist viel zu schnell auf, wenn diese sich ihrer Meinung nach als erfolglos erweisen, weil der Hund nicht nach 14 Tagen im Stechschritt und ohne eine Miene zu verziehen sauber neben Herrchen an einer Wiese voller Hasen, Gerüche oder anderer spielender Hunde vorbei schreitet.
Dass das SAUBERE Laufen an der Leine auch so ein bisschen Rasse-bedingt schwieriger und langwieriger ausfallen kann, ist aber nach meiner Erfahrung doch eher normal und auch eines der am weitesten verbreiteten Probleme, gerade mit jungen Hunden.
Als Halter sollte man sich auch am besten einfach mal fragen, was man wirklich persönlich möchte, das der Hund kann (und worauf man ggf. auch verzichten kann ohne dass es anderen schadet) und was "ein Hund können sollte", um zu einem realistischen Trainingsziel zu gelangen, für das man dann ja auch die notwendige Ausdauer mitbringen muss.
Dinge, wie andere Personen anspringen oder andere Hunde belästigen bedürfen keiner Überlegung. Das geht gar nicht und diese Form der Rücksichtnahme auf andere gehört einfach zum gesellschaftlichen guten Ton - sehe ich jedenfalls so.
Bei einem Hund von 3 Kilo Gewicht liegt es aber durchaus beim Besitzer, zu entscheiden, ob man das toll findet, wenn der Hund nur in der Leine liegt oder ob man lieber das Laufen mit ihm übt. Da genügt im Zweifelsfall auch ein kleiner Ruck, um die Sache zu managen.
Bin ich persönlich auch kein Fan von, aber nüchtern betrachtet ist es aber eben so.
Bei 30 Kilo Hund sieht das insgesamt schon anders aus. Da sollte der Hund schon leinenführig sein, zumindest in dem Maß, dass es keine Gefahr für den Halter, andere oder den Hund darstellt, wenn man mit dem Tier auf der Straße ist.
Eine Gefahr geht nicht nur von einem beißenden Hund aus, das kann auch ein zerrender Hund sein, der Passanten umreißt.
Beim zerrenden besteht eben nicht nur die Gefahr von ausgekugelten Schultern oder Brüchen durch Sturz, sondern auch des Losreißens, was wiederum zur Belästigung oder Gefahr für andere, vor allem aber auch für den Hund selbst (z.B. im Straßenverkehr) werden könnte.
Aus diesem Grund wäre bei einem Hund mit diesem Gewicht ein konsequentes, langfristiges Training Teil meiner Alltagsplanung (auch ohne dass da zeitlich irgendwann ein Ende angesetzt wird. Das dauert eben bis es klappt und bis dahin wird gemanagt zum Besten für alle - ruhige Gassiwege, sicheres Geschirr, gut in der Hand liegende Leine ...)
Zusätzlich bei einem Hund mit diesem Gewicht + viel Energie und Lebensfreude ist ein Aspekt sicherlich auch genügend Auslauf bzw. Beschäftigung. Denn das nimmt manchmal auch schon ein bisschen den Dampf raus. Weiß nicht, ob das in diesem Fall eine Rolle spielt.
Mit meinem Bullterrier habe ich weit über ein Jahr lang regelmäßig das Laufen trainiert. Nach dieser Zeit lief der Hund nicht etwa wie eine Eins neben mir. Aber sie hört und renkt mir nicht mehr die Arme aus.
Mit dem Bullterrier davor hatten wir mehr Glück, da dauerte das Ganze 2 Wochen und sie lief ihr Leben lang recht ordentlich. Nicht nur jede Rasse, auch jeder Hund ist ein bisschen anders.
Ich habe von Anfang an mit einem Geschirr trainiert. Damit dauerte das Training länger, es ist aber wesentlich halsschonender für einen zerrenden Hund als ein Halsband.
Bis heute zieht Mila immer noch manchmal (wir benutzen immer noch Harness), wenn es seeeehr aufregend wird und sie mir zeigen möchte, dass sie irgendwo hin (oder NICHT hin) möchte.
Aber es ist kein "Berserker-mit-nach-hinten-gerollten-Augen-mir-ist-alles-egal"-Zerren mehr.
Mit dem aktuellen Zustand bin ich zufrieden. Mein Hund muss nicht im Stechschritt neben mir laufen.
Das ist eine Entscheidung, die ich bewusst so getroffen habe, weil ich im jetzigen Zustand meinen Hund sicher führen kann, ohne gesundheitlich Schaden zu nehmen oder die Kontrolle zu verlieren. Andererseits fehlt mir aber das Interesse, in der Disziplin Laufen mit meinem Hund zur wettbewerbsreifen Perfektion zu gelangen.
Training findet trotzdem immer noch statt, aber eben wesentlich punktueller, wenn ich das Gefühl bekomme, dass die Kleine unser gemeinsames Ziel, nicht wie Dick und Doof auf der Straße rumzulaufen, aus den Augen verliert. Manieren können sich beim Hund nämlich auch durchaus wieder verschlechtern. So herum funktioniert's auch.
Also wenn man den Aspekt Sicherheit für sich, andere und den Hund ganz oben anstellt, dann ergibt sich daraus schon automatisch ein erster Anreiz fürs Training, der einen auch über ein paar Wochen hinaus tragen sollte. Sehr wichtig ist es auch, sich klar zu machen, dass Training eine längerfristige Sache ist, die deshalb mit Zwischenzielen und so gestaltet sein sollte, dass es Mensch und Hund Spass macht. Manchmal hilft da die Anleitung in einem Kurs wirklich am besten weiter.
Ein Fehler, den viele am Anfang machen, ist den Hund gerade beim Lauftraining oder beispielsweise auch beim Rückruf mit Eindrücken von Anfang an viel zu sehr zu überfordern.
Gerade mit Hunden, die schnell hochdrehen, ist es extrem hilfreich, wenn man für den Start erstmal ein Gebiet mit wenig Ablenkungen findet, wo man sich ganz in Ruhe aufeinander konzentrieren kann.
Lauftraining kann man sogar erstmal zuhause anfangen und dann langsam die Anforderungen steigern (ich hab's so gemacht, bei Fuß laufen hat mein Hund zuhause gelernt).
Der Hund muss letztlich nicht nur begreifen dass er alle seine momentanen Interessen fallen und nur auf den Halter hören soll und das auch umsetzen (wollen). Er muss dazu auch lernen, mit dem Halter zu arbeiten, also das Trainieren und Zusammenarbeiten selber erstmal lernen, bevor man irgendwann Ergebnisse in den Alltag übertragen kann.
Man kann es auch anders angehen und den Hund grundsätzlich "unter Betriebsbedingungen" im Alltag trainieren.
Dann kommt aber auch wieder das Thema Geduld ins Spiel. Es muss einem klar sein, dass der ungeübte Hund unter so viel Einflüssen und Ablenkung eine enorme Leistung in Sachen Konzentration, Wahrnehmung, Fokus, Verstehen und Lernen erbringen muss und dass das Training unter diesen für den Hund sehr schwierigen Bedingungen eben Resultate auch nur mit großer Verzögerung bringen kann.
Also egal, was hier in diesem Fall nun zutrifft, ich bin mir fast sicher, dass das größte Problem bisher mit einer hohen Wahrscheinlichkeit das Thema Geduld bzw. Erwartungshaltung und sicher auch einfach noch zu wenig Erfahrung gewesen ist.
@David80, wenn du noch ein bisschen genauer beschreibst, was und wie lange ihr schon ausprobiert habt, dann kommen ja auch vielleicht noch ein paar handfeste Tipps hier zusammen.
Ohne Witze, auch Lesen hilft weiter, ein gutes Erziehungs-/ Trainingsbuch wär auch eine Idee. Aus Büchern habe ich mir selbst schon viele gute Tipps angelesen.
Wenn du da Empfehlungen brauchst, gibt es hier sicherlich auch reichlich Input von Hundeliebhabern. Ich kann leider nur Englisches empfehlen.