Ich denke, es ist beides.
Für Männer ist es ein Problem, wenn ihr Freund oder Kumpel sich als schwul outet, weil es, denke ich, erstens die Lage verkompliziert (Es werden Untertöne angenommen, die vorher einfach keine Rolle gespielt haben. Anders herum entzerrt sich aus demselben Grund das Verhältnis zu Frauen möglicherweise) - und es sie zweitens in ihrer Selbstgewissheit angreift.
"Wenn ich den bisher immer total nett fand und gut mit ihm auskam - oder gar dachte, wir sind voll auf einer Wellenlänge - und nun ist er
so einer... also quasi
gar kein echter Mann... was sagt das dann über mich???"
Ich weiß nicht, wie ich das sehen würde. Normalerweise würde ich denken, wenn vorher kein S.exuelles Interesse in der Beziehung im Spiel war, dann S.exualisiert sich das Verhältnis nicht plötzlich, nur weil rauskommt, das ich "Zielobjekt" sein könnte.
Ich bin verheiratet. Mit einem Mann. Und von Haus aus definitiv monogam. Ich arbeite regelmäßig mit Männern zusammen oder habe so mit ihnen zu tun, zB mit anderen Eltern im Kindergarten. Ich habe doch mit denen kein Problem, und lasse mich dadurch verunsichern, dass es Männer sind? Die zumindest theoretisch bei meinem Anblick denken könnte: "Boah, scharfes Gerät!!!" - Und dann erstmal ganz lange gar nichts...
(
- Vielleicht sehe ich das so entspannt, weil ich es total unwahrscheinlich finde.
- Und es wäre weniger komisch, wenn ich mit einem besseren Aussehen gesegnet wäre. Das das Verhältnis zum anderen Geschlecht in einer Hinsicht erleichtern und in einer anderen eben belasten würde...)
Selbst wenn einer von denen S.exuelles Interesse an mir haben würde, ist das umgekehrt nicht der Fall. Und selbst wenn es rein vom Aussehen her mal von meiner Seite so sein sollte, bleibt es genau beim Anschauen, weil das so ist, wie ich ticke. Ist also alles völlig irrelevant. Und genauso wäre es, wenn mir eine Bekannte erzählen würde, sie wäre lesbisch. Ja jut. Ist dann halt so.
Wird eventuell in dem Moment schwierig, wo diese Eröffnung mit einer Liebeserklärung einherginge, die nicht erwidert werden könnte, aber sonst?
Wie kommt man in dem Fall darauf, nur aufgrund der eröffneten S.exuellen Ausrichtung direkt erotisches Interesse zu unterstellen? - Und dadurch alles in Frage zu stellen?
Finde ich nicht sinnvoll. Passiert aber anscheind noch häufig - und führt dann zu so Aktionen wie getrennten Umkleiden etc.. Auschluss aus der Fußballmannschaft etc.
Edit: ich glaube, eine weitere Rolle spielt der Fakt, dass Männer es nicht gewohnt sind, offen und sehr expansiv als "Objekt der Begierde" betrachtet zu werden. - Und sich in die Probleme,. die Frauen damit haben, erstens komplett nicht hineinversetzen zu können - bzw. übermäßig heftig zu reagieren, wenn es sie selbst mal erwischt. Weil es eben nichts ist, was für sie alltäglich ist.
Männer überlegen normalerweise nicht in demselben Ausmaß, wo sie im Dunkeln allein langgehen können und wo nicht, wie Frauen. Die sehen sich nicht als mögliches Ziel eins in ihre Sphäre und im Zweifel in sie selbst eindringenden Angreifers. Isso.
Wenn sie's mal anders erleben, ist der eine oder andere dann vielleicht dezent aus der Bahn geworfen.
Beispiel: Mein Arbeitskollege, der, als eine Kollegin meinte, an Tag X seien in einem Schwulenclub auch Heteros und Frauen erlaubt und da gäbe es genau die Musik, die er auch gut findet, entsetzt meinte: "Was? Da? - Nee. Da starren mir dann alle auf den Hintern, das kann ich nicht ab."
Meine Frage, wieso er meinte, dass die alle da ausgerechnet auf
seinen Hintern starren würden, konnte er nicht wirklich beantworten. (Aber echt mal - hunderte von aufgebrezeöten Männer auf Partnersuche, davon 99 vH vermutlich aufgeschlossen und amüsierter wirkend als er nun gerade...
- Der Junge war nicht hässlich, aber da halt nur einer unter vielen.
)