Bullterrierfun

Hallo in die Runde,
ich möchte hier eine Information einstellen, von der ich denke, dass sie für viele interessant sein könnte.

Kurz zum Hintergrund:
Vor einiger Zeit hatte ich in meinem (englischsprachigen) Blog einen Artikel veröffentlicht über Hunde, die an Decken und Spielzeug nuckeln, weil Mila das auch tut und ich das Verhalten zwar niedlich finde, es mir aber bislang nicht so recht erklären konnte. Der Begriff "Zwangsverhalten" kam mir in diesem Zusammenhang bisher nie in den Sinn, weil das Nuckeln zwar wiederholt vorkommt, aber weder in exzessivem Ausmaß, noch ist es schwer oder gar nicht unterbrechbar und das Abbrechen führt auch nicht zu erkennbarem Ersatzverhalten (diese Aspekte machten bisher mein persönliches Verständnis von Zwangsverhalten aus).
In meinem Artikel stellte ich im Wesentlichen die Frage an die Leser, ob sie auch Hunde haben, die nuckeln und wie sie sich das erklären. Der Artikel gehört zu den meist kommentierten in meinem Blog. Bisher konzentrierte sich das Feedback aber vor allem auf andere Hundebesitzer, die bei ihren Hunden - verschiedenste Rassen - dasselbe Verhalten beschrieben und eben ihre eigenen Erklärungsversuche posteten.

Nun bekam ich von einem Leser eine Antwort, die für mich extrem informativ war und die ich daher hier gerne teilen würde. Ich habe sie übersetzt, weil ich schon von mehreren hier gehört habe, dass Englisch nicht bevorzugt ist (kann aber auch gerne nochmal die Original-Antwort posten, wenn das jemand möchte).

Ich habe das Forum nach einer schon vorhandenen Diskussion zum Thema abgesucht, aber nur verschiedene Beiträge zu vereinzelten Symptomen gefunden, weshalb ich mich entschlossen habe, hier nochmal ein neues Thema draus zu machen. Denn wie man an dem unten stehenden Text sieht, haben viele vereinzelt beobachtete Verhaltensweisen aber anscheinend dieselben Ursachen. Das war mir bislang selbst nicht so bewusst.
Liebe Admins, falls ihr das Thema woanders besser platziert findet, sortiert es gerne um. Ich habe nicht jede Diskussion, die ich fand, komplett gelesen und es mag durchaus sein, dass sich das Thema hiermit wiederholt.
Für manchen ist das vielleicht alles ein alter Hut.
Auch wenn einige Zwangsstörungen schon lange sehr bekannt sind, waren für mich persönlich zumindest viele Informationen und hergestellte Zusammenhänge aus den unten zitierten Artikeln (siehe auch Quellenangaben, ist aber alles Englisch) trotzdem neu. Der Umfang dieser Erkenntnisse scheint tatsächlich auch noch gar nicht so alt zu sein. Die Veröffentlichungen sind glaube ich aus 2014 und 2016.
Ich bin mir selbst noch nicht ganz sicher, welche der Informationen mich uneingeschränkt überzeugen und welche Schlüsse ich daraus ziehe. Darüber muss ich noch ein wenig länger nachdenken.
Aber ich dachte mir, es ist für den ein oder anderen Hundebesitzer genauso wie für mich vielleicht einfach ein Ansatz, kuriosen Verhaltensweisen seines Hundes auf den Grund zu gehen.

Hier also der Text, so wie ich in erhielt ohne Ergänzungen oder eigene Wertungen von meiner Seite aus:

Ich glaube ich habe eine Antwort auf deine Frage. Ich habe einen Pomeranian, der an Plüschspielzeug saugt, während er das Spielzeug rhythmisch mit seinen Pfoten knetet, als ob er einen Teigball knetet. Er setzt dieses bizarre Ritual bis zu einer Stunde lang fort, bis er mit dem Spielzeug im Mund einschläft. Es scheint ihn so zu beruhigen, dass ich keine Versuche unternehme, das Verhalten zu verhindern. Aber ich versuche, das Verhalten besser zu verstehen und es stellte sich heraus, dass ich es bisher aus einem völlig falschen Blickwinkel betrachtet habe ... Heute hatte ich endlich einen Durchbruch, als ich einen Artikel über OCD (Obsessive Compulsive Disorder/ Zwangsstörungen) bei Hunden entdeckte. Die korrekte Terminologie lautet: Canine Compulsive Disorder (CCD) und eine der aufgelisteten Störungen ist: das Saugen an Plüschtieren oder Decken.

Der folgende Artikel bestätigt das:

"Wissenschaftler identifizieren mit OCD/ Zwangsstörung verknüpfte Gene ... bei Hunden

Wissenschaftler haben Gene identifiziert, die an der Zwangsstörung bei Hunden beteiligt sind. Die in der Zeitschrift Genome Biology veröffentlichten Ergebnisse zeigen vier Gene auf, die eng mit Zwangsstörungen bei Hunden verbunden sind, und legen nahe, dass dies ein vereinfachtes Modell des menschlichen Zustands sein und neue Wege für die Erforschung der komplexeren Zwangsstörung bei Menschen eröffnen könnte.

Zwangsstörungen betreffen 1-3% der Menschen, bei Hunden hingegen gibt es Rassen, bei denen sie häufiger auftreten als bei anderen. Ähnlich wie bei der menschlichen Zwangsstörung beinhaltet die Hundeversion der Erkrankung das Wiederholen normaler Verhaltensweisen. Während es sich beim Menschen beispielsweise in einem Wasch-, Reinigungs- oder Kontrollzwang oder auch im Hoarding manifestieren kann, gehören zu den Symptomen beim Hund wiederholte Körperpflege, regelmäßiges Schwanz- oder Schattenjagen und Nuckeln oder Saugen an Decken.


Quelle:



Ein anderer Artikel zum Thema besagt:

“Akrales Lecken (Gesamtheit der äußersten, endenden Körperteile, wie Nase, Kinn, Extremitäten, besonders Finger und Zehen) war das erste dokumentierte Zwangsverhalten bei Hunden, aber sicherlich nicht das letzte! Das Spektrum der Symptome für Zwangsstörungen beim Hund wurde nun um zwanghaftes Schwanzjagden, Flankensaugen / Deckensaugen, Licht- / Schattenjagen, Schnappen nach "imaginären Fliegen", Laufen in geometrischen Mustern und viele weitere sich wiederholende Verhaltensweisen erweitert.

Die Anfälligkeit für Zwangsstörungen bei Hunden beruht auf genetischen Einflüssen aber auch Angstzuständen, manchmal ausgelöst durch unvollständige biologische Abläufe. Ein Zwangs-Zyklus kann als eine Angststörung angesehen werden, die zu dem wiederkehrenden Gedanken führt, diese zu mildern (Zwangsverhalten), der Zwang führt zu vorübergehender Erleichterung, wird aber gleichzeitig zur Ursache dafür, dass sich der Zyklus wiederholt."

Quelle:



Eine der interessantesten Informationen, die ich zu diesem Thema gefunden habe, ist die, dass "Hunde, die am häufigsten dazu neigen, zwanghafte Verhaltensprobleme zu entwickeln, häufig sehr angespannt und impulsiv sind. Hochmotivierte und hochgradig angespannte Hunde, die wenig konflikt- und frustrationstolerant sind, scheinen besonders gefährdet zu sein, zwanghafte Verhaltensweisen zu entwickeln.
Es ist naheliegend anzunehmen, dass Hunderassen, deren Neigung zu intensiver Motivation durch selektive Zucht erhöht wurde, besonders betroffen sind.


Der gleiche Artikel enthält:

"Eine Liste mit zwanghaften Verhaltensweisen bei Hunden:
... Flankensaugen oder Saugen von Gegenständen: Hund saugt an seiner eigenen Flanke oder an Spielzeug, Decken oder anderen Gegenständen."

und
"Rassen, die für Zwangsstörungen prädisponiert sind:


Dobermann Pinscher: Flanken saugen und lecken
Bullterrier: Drehen um die eigene Achse, Erstarren (Trancen)
Deutscher Schäferhund: Schwanzjagen
Zwergschnauzer: Hinteres Ende prüfen
Cavalier King Charles Spaniel und Berner Sennenhund: Fliegen schnappen
Retriever: Pica (krankhaftes Verlangen, ungenießbare Dinge zu essenz. B. Erde, Papier, Exkremente), Lecken an Füßen und Beinen
Border Collie, Corgi, andere Hütehunde: Drehen um die eigene Achse, Schwanzjagen, Licht und Schattenjagen
Zwergspitze: Lecken, Objektlutschen "

Quelle:
 
  • 19. April 2024
  • #Anzeige
Hi Bullterrierfun ... hast du hier schon mal geguckt?
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Eine der interessantesten Informationen, die ich zu diesem Thema gefunden habe, ist die, dass "Hunde, die am häufigsten dazu neigen, zwanghafte Verhaltensprobleme zu entwickeln, häufig sehr angespannt und impulsiv sind. Hochmotivierte und hochgradig angespannte Hunde, die wenig konflikt- und frustrationstolerant sind, scheinen besonders gefährdet zu sein, zwanghafte Verhaltensweisen zu entwickeln.
Es ist naheliegend anzunehmen, dass Hunderassen, deren Neigung zu intensiver Motivation durch selektive Zucht erhöht wurde, besonders betroffen sind.

"Eine Liste mit zwanghaften Verhaltensweisen bei Hunden:
... Flankensaugen oder Saugen von Gegenständen: Hund saugt an seiner eigenen Flanke oder an Spielzeug, Decken oder anderen Gegenständen."

und
"Rassen, die für Zwangsstörungen prädisponiert sind:


Dobermann Pinscher: Flanken saugen und lecken

Kann ich so bestätigen, wobei beim Dobermann auch "Decken Nuckeln" sehr verbreitet ist.
Für mich hat es immer den gleichen Status, wie Kinder, die "verträumt" am Daumen nuckeln - eine selbstberuhigende Handlung.

Anders als z.B. Tailchaising kommt das "Nuckeln" beim Dobermann nur in Ruhephasen vor - egal ob "freiwillig" (der Hund legt sich zum Ruhen) oder "erzwungen" (der Hund wird auf seinen Platz/Box geschickt).
 
  • 19. April 2024
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Mein Benny ist auch so ein echter Chaoshund... 



Habt ihr es schon mit einer Hundeschule probiert? In zwei Hundeschulen haben wir seine Macken nicht in den Griff bekommen. Wir haben es dann letztlich mit einem Online Hundetraining von einer Hundetrainerin geschafft. Deutlich günstiger als die Hundeschule vor Ort ist es auch noch gewesen!

Hier der Link zu ihrer Seite! 
Möchte ich jedem Hundehalter ans Herz legen, der sich offen eingestehen kann, dass er seinen liebsten Vierbeiner eben doch nicht immer wie gewünscht im Griff hat.

Melde dich doch mal zurück, ob sie dir auch helfen konnte! 

LG Meike mit Benny
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Hier ist es Flanken saugen und Krallen kauen.
Interessanter Weise immer abends, nach dem Fressen, wenn der Tag rum ist und nix mehr passiert.
Morgens nach dem Fressen nicht.

Eine der interessantesten Informationen, die ich zu diesem Thema gefunden habe, ist die, dass "Hunde, die am häufigsten dazu neigen, zwanghafte Verhaltensprobleme zu entwickeln, häufig sehr angespannt und impulsiv sind. Hochmotivierte und hochgradig angespannte Hunde, die wenig konflikt- und frustrationstolerant sind, scheinen besonders gefährdet zu sein, zwanghafte Verhaltensweisen zu entwickeln.
Es ist naheliegend anzunehmen, dass Hunderassen, deren Neigung zu intensiver Motivation durch selektive Zucht erhöht wurde, besonders betroffen sind.
Passt hier
 
Hier bei Tyson in Ruhe, wenn er aufgeregt ist. Er kompensiert damit.
Es reicht schon, dass Besuch hier anwesend ist, auch Besuch, den er sehr mag.

Ich muss irgendwo noch eine wiss. Arbeit zu OCD aus DE hier haben.
Ich werde in den nächsten Tagen mal suchen.
 
Interessant.... ich habe einen Hund, der abends zum Einschlafen (nur dann!) an der Decke nuckelt, ohne dass sie dabei kaputt geht, ganz zart. Ich habe das nie unterbunden und als individuelles und wohliges Einschlafritual gewertet.

Wenn ich jetzt gezwungen bin, das als "krank" zu betrachten, da es eine Zwangserkrankung sein soll, müsste ich das ja ab sofort unterbinden?

Wie seht ihr das?
 
  • 19. April 2024
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Wie seht ihr das?

Ich hab es bei der Madame nicht unterbunden.
Sie hat ja an der eigenen Flanke genuckelt, aber war dabei nie wund oder kahl. Manchmal wurde sie "manisch" und hat dabei gequietscht/geseufzt (auch noch so ein Dobermannding Geräusche ohne Sinn und Grund), dann hab ich sie angesprochen und sie kam auch jedes Mal "gut raus".

Da es bei uns nach "schlimmen" Tagen - also Tagen mit vielen Eindrücken positiv wie negativ - oder bei Unterforderung heftiger war, hab ich es bewusst nicht unterbrochen, weil sie es brauchte um sich selber runterzufahren. An den Ursachen konnte ich nichts ändern und es hat sich (anders als z.B. Tailchaising, Schattenjagen etc.pp.) nicht verselbstständigt oder sie sonstwie eingeschränkt. Von daher habe ich es ihr als Ventil gelassen, sehe das aber auch kritisch.
 
Die Grenze ist sicher fließend, dann Tyson nuckelt schon so,dass Löcher entstehen, obwohl er auch zart nuckelt. Verbieten kann ich es nicht, weil er es nicht bewußt tut.
Man sollte OCD auch nicht verbieten.
Ich muss halt aufpassen und ihm in solchen Situationen seine "Nuckeldecke" geben.
(Allerdings vergesse ich es häufig, wenn Besuch hier ist, den er mag und wenn er sich dann von selbst eine Ruhephase verordne, weshalb ich häufiger Decken mit Löchern hier habe.)

Das Verhalten von Tierheimhunden, weswegen ich mich damals damit beschäftigte, war auf jeden Fall krankhaft, war aber auch kein Nuckeln.
 
Interessant.... ich habe einen Hund, der abends zum Einschlafen (nur dann!) an der Decke nuckelt, ohne dass sie dabei kaputt geht, ganz zart. Ich habe das nie unterbunden und als individuelles und wohliges Einschlafritual gewertet.

Wenn ich jetzt gezwungen bin, das als "krank" zu betrachten, da es eine Zwangserkrankung sein soll, müsste ich das ja ab sofort unterbinden?

Wie seht ihr das?

Exakt dieselbe "zwangsläufige" (???) Schlussfolgerung beschäftigt mich auch gerade. Ich bin noch nicht zu einem Ergebnis gekommen.
Zwangsstörung/ Zwangshandlung/ Zwangsverhalten klingt für mich per Definition nach: "Etwas ist NICHT normal, etwas ist, wie es NICHT sein sollte." Und wahrscheinlich ist es absolut naheliegend, dass man als erstes denkt: "WAS kann ich tun? Ich MUSS doch jetzt was tun, oder?"
Ich finde, das wird auch dadurch verstärkt, dass besonders in einer der zitierten Quellen das Verhalten sehr drastisch bewertet wird und Intervention dringend empfohlen.
Ich habe die Situation hier bei uns bisher nie aus diesem Blickwinkel gesehen oder als irgendwie negativ bewertet und bin nach wie vor schon der Ansicht, dass es auch graduelle Unterschiede gibt.
Hier im Forum wurde beispielsweise 2008 ein Fall diskutiert, in dem der Hund das Nuckeln stundenlang betrieb, dabei unaufhörlich fiepte und beim Unterbrechen glaube ich auch nicht weniger angenehme Ersatzverhalten zeigte.
Das wurde für die Besitzerin zum Problem und auch der Hund schien tatsächlich ein emotionales oder mentales Problem zu haben.
Zu dieser Zeit schienen ihr nicht einmal die konsultierten Experten so richtig helfen zu können.
Ich empfand diesen Fall beim Lesen als sehr extrem, hatte Mitleid mit Hund und Besitzerin, konnte aber nicht zu dem Schluß kommen, dass wir dieses Problem hier auch haben.

Natürlich ist es auch nicht ganz leicht, zu akzeptieren, dass man also streng genommen einen gestörten Hund zuhause hat - wenn man ihn zuvor als vollkommen normal empfunden hat.
Aber unabhängig davon kann ich - und das obwohl ich bei Mila sogar schon mehrere Verhaltensweisen identifiziert habe, die offensichtlich unter diese Kategorisierung "Zwangsverhalten" fallen - mich noch nicht dazu durchringen, die Schädlichkeit hier speziell in unserem Fall und auch in vielen Fällen, wie die in meinem Blog zum Beispiel geschildert wurden, zu erkennen und zu akzeptieren. Weder für Halter, noch für den Hund.

Ich tue mich damit zugegebenermaßen schwer, zu dem Schluß zu kommen, dass ich das Verhalten unterbinden muss, weil ich bisher immer das Gefühl hatte, dass das Nuckeln meinen Hund beruhigt und ihm gut tut. Ich hätte eher das Gefühl, ich nehme ihr eine ausgleichende Beschäftigung, wenn ich das unterbinde, als dass ich ihr damit irgendwie mental helfen würde.
Bin mit der Sache gedanklich absolut noch nicht bei einem Ergebnis für mich persönlich.

Ich habe auch in der Zwischenzeit von diversen Tierärzten gelesen, die explizit in vielen Fällen empfehlen: NICHT verbieten. Auch weil wohl die Gefahr bestünde, dass sich der Hund ein (evtl. schädlicheres) Ersatzverhalten suchen könnte. Auch die Wissenschaft oder die Experten sind sich also anscheinend nicht 100%ig einig.

Interessant finde ich aber auch hier wieder, die innerhalb bestimmter Rassen aufzufindenden Parallelen im Verhalten unterschiedlicher Individuen.
Mein Mann und ich haben schon so oft im Spaß gesagt: "Bullterrier sind wie Clone ... haben alle dieselben kleinen liebenswerten Macken."
Eine wissenschaftliche Erkenntnis also offenbar, nur einfach ausgedrückt. :D
 
Das Flanken Nuckeln unterbinde ich nicht.
Sie bleibt dabei ruhig und hört auch von selbst irgendwann wieder auf (hier geht das auch keine Stunde). Ich habe den Eindruck, es entspannt und hat sonst keinerlei Folgen. Also - selbst wenn es krankhaft ist, seh ich keinen Grund, das zu verbieten.

Das Krallen kauen lass ich eine Weile zu. Manchmal hört sie von selbst wieder auf. Aber manchmal kommt sie dabei in Stress, steigert sich rein und ich hab den Eindruck, dann kann sie auch nicht von selbst wieder aufhören. Wenn ich also Ansätze von Stress bemerke (was aber weniger oft vorkommt, als dass sie von selbst wieder damit aufhört), unterbinde ich es.
 
Ich tue mich damit zugegebenermaßen schwer, weil ich bisher immer das Gefühl hatte, dass das Nuckeln meinen Hund beruhigt und ihm gut tut. Ich hätte eher das Gefühl, ich nehme ihr eine ausgleichende Beschäftigung, wenn ich das unterbinde, als dass ich ihr damit irgendwie mental helfen würde.
Bien mit der Sache gedanklich absolut noch nicht bei einem Ergebnis für mich persönlich.

Wenn es deinen Hund beruhigt und nicht schadet, dann muss du dir doch eigentlich keine ernsthaften Gedanken dazu machen.
Und, wenn es krankhaft ist, darf man es es recht nicht verbieten.
Da muss man andere Wege gehen.
 
Ich denke, man sollte das nicht schärfer bewerten als man es bei Menschen tut.
Es gibt viele Menschen, evtl sogar die meisten, die einen "Spleen" haben. Die Grenzen zu einer belastenden Zwangsstörung sind fließend. Viele von uns baden oder duschen gerne, wenn sie einen schlechten Tag haben. Weil sie dabei gut entspannen können und sich "ordnen". Ohne dass es von der Hygiene her nötig wäre. Ein ausgewachsener Waschzwang ist das aber nicht. Trotzdem die gleiche Thematik. ;)
Genauso sieht es mit Fingernägel kauen oder Haare zwirbeln aus. In Maßen ist es uns vermutlich fast allen bekannt, besorgniserregend ist es erst wenn es anfängt uns aktiv zu schaden.

Zuchttechnisch sollte man solche Verhaltensweisen sicher im Blick behalten. Wobei das aufgrund der unterschiedlichen Haltungsformen auch schwierig sein kann.
 
Luna hat ein "Knutschdecke". Meist beachtet sie es nicht besonders, manchmal trägt sie Decke rum und nuckelt dran. Ich habe es bisher nicht krankhaft gehalten. Sie macht es auch nicht jeden Tag. Wird Decke gewaschen stört sie es nicht, wenn trocken ist bekommt sie Decke wieder. Sieht schon mitgenommen aus, weil sie nur diese Decke will. Ich persönlich finde es nicht zwanghaft und sehe auch kein Grund ihr Decke weg zu nehmen.
 
Wenn es deinen Hund beruhigt und nicht schadet, dann muss du dir doch eigentlich keine ernsthaften Gedanken dazu machen.
Und, wenn es krankhaft ist, darf man es es recht nicht verbieten.
Da muss man andere Wege gehen.

Ich tendiere im Grunde zu exakt derselben Schlussfolgerung.

Einige Aspekte der Abhandlungen kann ich sehr gut nachvollziehen, beispielsweise die Information, dass besonders hyperaktive Hunde betroffen sein können. Man sieht das ja selbst bei Kindern, dass sie sich teilweise beruhigende Rituale oder Verhaltensweisen zulegen.
Wie schon jemand sagte, im Normalfall würde man einem Kind das Daumenlutschen auch nicht verbieten, es sei denn es hätte schädliche FOLGE-Effekte.

Was mich ein bisschen schockiert hatte, war die Aussage in einem der Artikel, die als Ursache und Auslöser gleich nach Genetik eine Angststörung diagnostiziert und das auch gleich als so allgemeingültig erklärt. Deshalb ja auch der Tipp, zu unterbinden und etliche weitere Maßnahmen zu ergreifen: Regelmäßiger Tagesablauf, hochwertige Ernährung, ausreichend Beschäftigung und gutes Training, damit der Hund gut kommunizieren und sich orientieren kann.
Das alles ist bei uns ausnahmslos gegeben, bis auf das Unterbinden.

In meinem Blog beispielsweise haben einige von Hunden mit schwieriger Vergangenheit (Misshandlung, Vernachlässigung, frühe Trennung von der Mutter) berichtet und das Nuckeln darauf zurückgeführt.
Hier könnte ich Angstbewältigung als Antrieb sogar nachvollziehen.

Bei vielen anderen Berichten und auch bei meinem Hund hingegen habe ich einfach überhaupt nicht das Gefühl, dass da an irgendeiner Stelle Angst oder Stress als Auslöser für das Nuckeln im Spiel sind.
Ganz in Gegenteil, Mila widmet sich dieser Sache fast routinemäßig (sie hat das zu einem Teil ihres festen Tagesablaufs gemacht, nicht jeden Tag, aber oft), und macht es definitiv in Zeiten, in denen alles hier ruhig und entspannt ist, sie selbst eingeschlossen. Fast eher wie ein Einschlaf-Ritual, hält auch oft ein kurzes Nickerchen danach. Andere haben das ja hier von ihren eigenen Hunden auch schon ähnlich beschrieben.

Also mit dieser Angsttheorie werde ich nicht so richtig warm. Und das obwohl ich weiss, dass mein Hund beispielsweise mit dem Älterwerden eine zunehmend niedrigere Konflikttoleranz hat und auch gewisse Ängste (Krallen schneiden z.B.). Gibt es hier Ärger, steht die sofort unter Stress und will alles wieder gut machen, wie sehr viele Hunde, denke ich.
Aber das kann ich irgendwie nicht mit dem Nuckeln überein bringen, weil das einfach auch zeitlich gesehen vollkommen voneinander unabhängige Situationen sind.
Manchen Dingen muss sie sich stellen, das geht eben nicht anders. Aber alles ihr offensichtlich Unangenehme versuchen wir ihr hier, ihr so angenehm wie möglich machen und auch kurz zu halten. Gescholten wird eh sehr wenig. Aber auch beim Krallen schneiden zum Beispiel hat sie auch immer die Wahl, wie lange sie sich der Situation stellen will. Sie mag es nicht und flüchtet erst, kommt dann aber freiwillig und zeigt wann sie genug hat. Sie hat also das Handling ihrer eigenen Angst auch selbst in der Hand. Und ich glaube, sie versteht auch, dass ihr hier niemand etwas Böses will. Sie hat in solchen Situationen durchaus auch mal Stress und Angst. Aber ich habe das noch nie mit dem Nuckeln in Verbindung gebracht.

Diese angeblich enge und zwangsläufige Verbindung zu einer Angststörung und die unbedingte Schädlichkeit, wie von manchen Experten als Schlussfolgerung statuiert, kann ich nicht komplett nachvollziehen. Und mit dieser Einschätzung stehe ich offenbar auch nicht ganz allein.

Was ich wirklich interessant fand, das hatte ich durch das Feedback auf meinen Artikel herausgefunden und auch hier ist es ja der Fall, wieviele Hunde unterschiedlicher Rassen dieses Nuckelritual haben.
Vielleicht hätte bei den Peanuts eigentlich nicht Linus, sondern Snoopy die Kuscheldecke haben müssen ... oder jeder eine. :D
 
Da meine Hündin beim Nuckeln nach etwa 10 Minuten einschläft und dabei sehr entspannt und zufrieden wirkt, werde ich es ihr wohl auch lassen - solange es sich nicht steigert.
Im Endeffekt besteht so ja kein Leidensdruck, da etwas zu verändern.

Interessant finde ich die erbliche Komponente - ich weiß nämlich von Mutter und einigen (Halb-)Geschwistern, dass die ein identisches Verhalten zeigen. Alle nicht exzessiv sondern im entspannten Modus.

Was mir ansonsten zu denken gibt:
Mir fällt irgendwie in letzter Zeit vermehrt auf (nicht nur in Bezug auf Hunde), dass Verhalten sehr schnell pathologisiert wird, um es dann weg zu therapieren.
Das geht los mit temperamentvollen oder unverträglichen Hunden (die dann zur Ruhe oder Verträglichkeit therapiert werden sollen) und endet bei schüchternen oder sehr aktiven Kindern, deren Eltern dann bereits im Kindergarten suggeriert wird, dass mit dem Kind "etwas nicht stimmt", am Besten sofort zum Psychologen oder zur Ergotherapie....

Solange kein Leid entsteht, sollte man meiner Meinung nach Individuen ihre Individualität zugestehen und sie nicht in enge Normen pressen wollen. Man kann Probleme auch herbei reden...
.... oder, um es mit Watzlawicks Worten auszudrücken: "Wenn die Lösung das Problem ist"...
 
Diese angeblich enge und zwangsläufige Verbindung zu einer Angststörung und die unbedingte Schädlichkeit, wie von manchen Experten als Schlussfolgerung statuiert, kann ich nicht komplett nachvollziehen. Und mit dieser Einschätzung stehe ich offenbar auch nicht ganz allein.
Genau.
Ich habe schon einige wirklich erkrankte Hunde gesehen und deren zwanghaftes Verhalten, egal was es war, sah ganz anders aus und natürlich war auch die Intensität eine völlig andere.

Verbieten als Behandlungsform wurde in allem, was ich damals gelesen haben keinesfalls angeraten.
 
Angst ist auch nichts anderes als Stress und einige Hunde kommen mit Stress (positiv wie negativ) eben nicht gut zurecht. Daran kann man zwar arbeiten, würde aber auch bedeuten dem Hund ein gutes Stück Lebensgefühl zu nehmen.
Von der "Biochemie" macht es wahrscheinlich keinen großen Unterschied, ob der Hund einen "Halli-Galli-Drecksau"-Tag am Strand hatte oder durch eine Fussgängerzone geschleift wurde - ich weiß aber woran mein Hund und ich mehr Spaß hatten. Der "Preis" (aufgekrazter Hund - Flankennuckeln) war der Gleiche, den nehme ich dann aber in Kauf.

Das das Ganze eine genetische Komponente hat ist irgendwo ja auch klar.
Ich kann nicht auf der einen Seite einen reaktiven Hund haben wollen und dann erwarten, dass sich dies nicht auch anderswie äußert.
 
Luna hat kein Angst und sonst ist sie auch "normal". Sie war zu früh von Mutter weg. Decke ist schon so alt wie Luna, also 7Jahre. Am Anfang nahm sie Decke öfters, jetzt eher selten, aber sie will ihre Decke haben egal wie Decke aus sieht. Ich sehe kein Grund ihr Decke weg zunehmen.
 
So etwas, also Kissen oder Decke/Tuch, was einfach zum Einschlafen dient,haben doch ganz viele Kinder und das auch noch in einem Alter, indem es nicht mehr vermuten würde.
Das therapiert wohl zum Glück noch keiner.
 
Manche die zu uns kommen, fragen mich warum ich ihr kein neues kaufe. Ich habe ihr schon andere Decke angeboten, aber sie will ihr alte haben, also bleibt der alte Decke.
 
Wenn ich jetzt gezwungen bin, das als "krank" zu betrachten, da es eine Zwangserkrankung sein soll, müsste ich das ja ab sofort unterbinden?

Wie seht ihr das?

Besteht denn irgendein Leidensdruck durch das Verhalten? Verselbstständigt es sich so weit, dass der Hund daneben zu keiner normalen Handlung mehr fähig ist?
Oder hat es seinen Platz im Tagesablauf und stört nicht weiter?

Wenn letzteres - warum etwas unternehmen?

Ob wein Symptom pathologisch ist, ist ja nicht nur eine Frage der Symptome, sondern auch der Intensität!

Hier im Forum wurde beispielsweise 2008 ein Fall diskutiert, in dem der Hund das Nuckeln stundenlang betrieb, dabei unaufhörlich fiepte und beim Unterbrechen glaube ich auch nicht weniger angenehme Ersatzverhalten zeigte.

Wenn das derselbe Fall ist, an den ich mich erinnere, war der Hund wirklich durch eine üble Aufzucht (das erste Lebensjahr nur im Keller verbracht? - So in der Größenordnung) schwerst gestört. Ich meine auch, mich zu erinnern, dass er letztlich eingeschläfert werden musste. (Oder dass das das zumindest im Raum stand).

Was mich ein bisschen schockiert hatte, war die Aussage in einem der Artikel, die als Ursache und Auslöser gleich nach Genetik eine Angststörung diagnostiziert und das auch gleich als so allgemeingültig erklärt.

Ich halte das für eine stark verkürzte Aussage. S oben meine Bemerkung zur Intensität und dem Leidensdruck.

Im Endeffekt besteht so ja kein Leidensdruck, da etwas zu verändern.

Dann - s.o.

"Einfach verbieten" hilft auch bei Zwangsverhalten nicht unbedingt. Das ist ja oft ein Ventil für Stress, und wenn man eines davon schließt, geht irgendwo ein anderes auf.
 
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