Thema Aggression - Angst/Unsicherheit vs. Wut/Frustration

CocoaPuff

Hallo ihr Lieben,

mich würde mal interessieren, was ihr für Erfahrungen mit aggressiven bzw. reaktiven Hunden gemacht habt. Warum reagieren eure Hunde so und woran glaubt ihr die Motivation des Verhaltens zu erkennen? Inwiefern habt ihr die Erfahrung gemacht, dass die Körpersprache des Hundes nicht zur vermeintlichen Motivation passt?

Einen Hintergrund für diesen Thread gibt es nicht wirklich. Mir ist nur in letzter Zeit vermehrt aufgefallen, dass mehr als jeder zweite Hund aus "Angst" oder "Unsicherheit" aggressive Verhaltensweisen an den Tag legt. Teilweise erkenne ich da lediglich Hunde, die schlicht und ergreifend rotzfrech sind und sich benehmen wie die Axt im Walde, weil es nicht nach ihrem Kopf geht (Wut, Frust). Von der allseits bekannten Unsicherheit ist kein Fünkchen zu sehen. In der heutigen Zeit entstehen laut dem ein oder anderen Trainer so gut wie alle negativen Verhaltensweisen aus der Angst/Unsicherheit heraus. Dass ein Hund aggressiv reagiert, "weil er's kann", ist so gut wie unmöglich. Häufig habe ich auch das Gefühl, dass viele Halter "wollen", dass ihr Hund unsicher ist, weil es eine nette Entschuldigung für das Verhalten ist. (Bevor sich hier jemand angegriffen fühlt - das gilt natürlich nicht für diejenigen, die sich sehr engagieren und mit ihrem Hund an den Problemen arbeiten).

Ich bin gespannt, wie ihr darüber denkt und welche Erfahrungen ihr gemacht habt. Schmerz- und/oder krankheitsbedingte Aggression habe ich bewusst außen vor gelassen.
 
  • 28. März 2024
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Hi CocoaPuff ... hast du hier schon mal geguckt?
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Ich glaube, ein Fehler, den viele Leute gedanklich machen, ist, dass sie "Angst" und "Unsicherheit" gleichsetzen.

Und bei einem "unsicheren" Hund dann an einen denken, der nach vorn geht, "obwohl er eigentlich zurück will". - Und wenn er das nicht tut, kann er ihrer Meinung nach nicht unsicher sein. ;) - Dabei kann er das durchaus, nur "Angst" hat er in dem Moment nicht mehr unbedingt.

Womit ich meine: Ein "unsicherer" Hund kann einfach nur unsouverän reagieren, und damit dann gefühlt "zu heftig" auf eine von ihm gemutmaßte Gefahr - der will dann aber nach vorn und geht auch nach vorn, und wirkt in dieser Situation dann kein bisschen mehr "unsicher" - im Gegensatz zu vorher.

Frust als Motivation für Leinenaggression ist in der Tat ein häufiges Problem (oder zumindest galt es als solches, als ich noch mit Hund zum Training gegangen bin) - ist aber vielleicht nicht jedem Trainer tatsächlich so geläufig. "Rotzfrech" ist das von dem besagten Hund aber nicht. Um rotzfrech zu sein, müsste er erstmal wissen, dass er in so einer Situation nicht frustriert zu sein hat... und so viel Selbstdisziplin oder einen so gut führende Besitzer haben, das es tatsächlich nicht dazu kommt. ;)
Frust/Wut kommt dann auf, wenn der Hund eine Einschränkung hinnehmen muss, die er vorher so nie hatte, und die er nie gelernt hat, zu ertragen. Da fehlt es dann klar an einer vernünftig aufgebauten Erziehung, aber frech wäre der Hund nur, wenn er bereits erzogen wäre und diese Erziehung bewusst und aktiv infrage stellt.

(EIn immer wieder zitiertes Problem ist, dass viele Hundebesitzer ihre Welpen zu jedem hinlaufen lassen, ihn streicheln, begrüßen und bewundern lassen - und wenn der Hund größer ist, und das plötzlich nicht mehr darf, weil ihn niemand mehr streicheln will, kommt Frust auf.

Hund, die an der Leine pöbeln, "weil sie es können" oder Artgenossen als Eindringlinge in ihre Sphäre betrachten etc., habe ich über die Jahre zwar einige erlebt - aber gemessen an der Masse der Hunde, die hier herumlaufen, waren das wirklich wenige. (Wenn man eher selbstbewusste Rüden in einem gewissen Alter - quasi als Heranwachsende - mal abzieht, die phasenweise massiv ihre Grenzen austesten.)

Damit meine ich nicht, dass der Rest der pöbelnden Hunde durch die Bank unsicher war - nur, dass sie ganz sicher nicht selbstsicher waren. :hallo:
 
Hallo @lektoratte :hallo:

Ich denke, bei der Angst sind wir uns einig - ich sehe es ebenfalls so, dass viele Leute die Angst mit Unsicherheit gleichsetzen und dann erstaunt sind, wenn der Hund nach vorn geht und die Rute nicht an dessen Bauch klebt. Die tatsächlich unsicheren Hunde, die nach dem Motto "Angriff ist die beste Verteidigung" agieren, sind mir auch bekannt. Bei diesen Hunden sieht man allerdings außerhalb problematischer Situationen diverse Anzeichen von Unsicherheit, auch wenn sie im Moment des Geschehens sehr selbstbewusst wirken. Ich meinte eher die Hunde - und da hast du recht, davon gibt es vergleichsweise wenige - die nicht nur an der Leine pöbeln weil sie nicht zum anderen Hund (oder eben nicht zurück) können, sondern sich willkürlich auch mal ohne Leine ein Opfer suchen, obwohl die Möglichkeit bestünde auszuweichen. Die dann eben in die Luft gehen, weil ihnen die Nase des Gegenübers nicht passt. Die, die bspw. auch mal einen Rückruf ignorieren; den Menschen also frech (schon wieder :albern:) anschauen, abwägen und sich trotz verstandenem Kommando dem widersetzen und das obwohl sie sich grundsätzlich auch unter Ablenkung abrufen lassen. Die, die ihrem Ärger auch mal Luft machen, indem sie ihn an ihrer Umgebung auslassen, obwohl sie grundsätzlich Frust aushalten können und anderen Situationen völlig gegenteilig agieren. Das sind mMn Beispiele bzgl. Hunden, die stänkern, weil ihnen eben gerade danach ist oder weil ihnen gerade etwas nicht in den Kram passt. (Natürlich immer vorausgesetzt der Hund ist gesund und die vorangegangene Erziehung stimmte.)

Verstehen wir darunter nun das selbe? Wenn nicht, magst du es erläutern und die dir bekannten Hunde, die pöbelten "weil sie es können" ein wenig beschreiben? :)

PS: leinenaggressive Hunde, die als Welpe zu jedem Hund hinrennen durften und später nicht mehr, die keine Impulskontrolle lernen durften etc., empfinde ich ebenfalls nicht als rotzfrech.
 
Ich kann dir von meinem Spike erzählen.

Er kam aus x-ter Hand zu mir.

Er war, wie ich immer sage, ein stiller Killer.

Er mochte keine Menschen, nur nach langer Gewöhnung und aber dann abgöttisch.

Er hat nicht gepöbelt, er hatte keine Bürste gemacht... Aber wenn er wen was wollte, dann fixierte er und blieb noch musternt stehen.

Ob Kind, Mann, Frau oder ältere Mitbürger.
Ein Trigger zum Auslösen hab ich nie gefunden.
Besonders natürlich, wenn wildfremde Leute auf ihn zukamen und "anstarrten" aber auch einer aus hundert, der weiter weg war und sich mit anderen unterhielt, oder da stand, saß oder oder. Einer hat es immer ausgelöst.
Einer aus hundert der einfach an uns vorbei ging.

In die Wohnung durfte kein fremder Mensch, einfach anpacken oder ansprechen, wenn es auch noch so lieb gesäuselt wurde... ging nicht.
Alles ohne pöbeln oder abweichen.
Ganz still hätte er gepackt.

Andere Rüden genauso. Da wurde nicht gepöbelt. Er wartete ab.
Jede Rauferei die er hätte (von uns unverschuldet) die hat er intensivst genossen, so schien es mir.
Aber war er an der Leine war alles gut.

Ich konnte ihn sogar bereits 2m nach passieren eines Rüden ableinen, alles kein Problem.

Es gab aber auch Rüden, die musste er nur riechen, dass sie vorher da lang gegangen sind und er hatte Laune *zu töten*.

Das sehe ich dann nicht als unsicher oder ängstlich.
 
Mein Hunter war kein selbstsicherer Hund, und er hatte diverse Ängste. Er hat im Alter von ca. 3 Jahren angefangen, rüdenunverträglich zu werden, nachdem ein etwa gleich alter und gleich großer Rüde ihn angemacht und untergebuttert hatte. Bis dahin war er zu allen Hunden freundlich gewesen, und bei dieser ersten schlechten Erfahrung merkte man ihm seine Unsicherheit noch deutlich an. Es zitterten ihm sozusagen die Knie, als der andere ihn anging, und so konnte dieser ihn ohne weiteres von den Beinen holen.

Von da an tastete er sich langsam voran in Richtung Pöbler und dann Raufer, gewann an Sicherheit in diesen Situationen und dann allmählich, so schien es, Spaß daran. Frei laufend machte er zunehmend das, was dieser erste Gegner mit ihm gemacht hatte: er butterte die anderen unter. An der Leine pöbelte er und wollte nichts als auf das Gegenüber los gehen. Du wärst nicht auf die Idee gekommen, einen unsicheren Hund zu sehen.

Er zeigte diese Angriffslust übrigens nur bei Hunden seiner Gewichtsklasse oder drüber. Deutlich kleineren Rüden (und auch Kastraten) gegenüber blieb er zeitlebens friedlich und freundlich. Meine Schlussfolgerung: denen gegenüber fühlte er sich wirklich sicher, da hatte er es nicht nötig, vorwärts zu gehen.

Und noch etwas zum Thema 'nicht übereinstimmen von Körpersprache und Motivation'. Hunter konnte körpersprachlich lügen. Er konnte damit nicht nur uns austricksen, sondern auch seine Gegner bzw. Opfer-in-spe übertölpeln. Mehr als einmal dachten wir, es geht gut, weil er freundlich und entspannt(!) wedelnd auf den anderen Hund zu lief, der auch nichts Böses ahnte. Bis er bei ihm war und unvermittelt, aus heiterem Himmel, den anderen im Nacken packte. Wir brauchten wiederum ein Weilchen, um dies als System zu erkennen und nicht mehr drauf rein zu fallen.
 
Danke für eure Erfahrungsberichte, @Melanie F und @snowflake :hallo:

Ich denke, das sind 2 Dinge, die man auch eher bei angriffslustigen Hunden beobachten kann, als bei wirklich Ängstlichen oder Unsicheren. Zum einen, dass sie vor Übergriffen oft still und unscheinbar sind, sogar entspannt wirken, anstatt lauthals rumzupöbeln. Zum anderen, dass es keine Rolle spielt, ob ihr Gegenüber groß, klein, männlich, weiblich, ruhig, hibbelig, kastriert oder intakt ist. Die selektieren eben oft willkürlich.

Snowflake, mich würde interessieren warum Hunter diese Strategie entwickelt hat. Glaubst du, er hat sich bewusst so verhalten um sein Gegenüber zu täuschen? Oder war er anfangs vielleicht tatsächlich freundlich gesinnt, hat den anderen Hund dann aber je näher er ihm kam - warum auch immer - doch als Gefahr eingestuft?
 
Ich habe es für Absicht gehalten, um sich einen Vorteil durch das Überraschungsmoment zu verschaffen. Beschwören kann ich das natürlich nicht. Clever genug für so ein strategisches Verhalten war er meines Erachtens. Link war er ansonsten, also in anderen Situationen, dagegen nicht. Eigentlich hatte er einen klaren, sauberen Charakter.
 
Ich denke, das sind 2 Dinge, die man auch eher bei angriffslustigen Hunden beobachten kann, als bei wirklich Ängstlichen oder Unsicheren. Zum einen, dass sie vor Übergriffen oft still und unscheinbar sind, sogar entspannt wirken, anstatt lauthals rumzupöbeln. Zum anderen, dass es keine Rolle spielt, ob ihr Gegenüber groß, klein, männlich, weiblich, ruhig, hibbelig, kastriert oder intakt ist. Die selektieren eben oft willkürlich.
Das ist mMn nicht so. Ein Hund der scheinbar "aus dem Nichts" losgeht, ohne pöbeln oder ohne ersichtlichen Grund oder Ziel dahinter, spult in den meisten Fällen nur ritualisiertes Verhalten ab, das ist eine erlente Strategie. Entsteht oft durch Führungsfehler und hat nichts mit der Intention des Hundes zu tun. Der Hund kann genauso unsicher wie dominant aggressiv dabei sein.
 
Ich sehe den Unterschied bei meinem Hund relativ gut. Wenn er an der Leine pöbelt, und man ihn nicht abstoppt, sehe ich bei ihm keine direkte Unsicherheit.
Vielleicht entstand das Verhalten aus einer Unsicherheit heraus, da er an der Leine beim Vorbesitzer auch angegangen wurde.
In der Situation sehe ich einen Hund, der weiß was er tut um zu seinem Erfolg zu kommen und in keinem Moment zurückweicht.

Ganz anders beim Tierarzt. Aufgrund schlechter Erfahrungen ist er leider auf keinen Tierarzt gut zu sprechen. Er weicht richtig zurück, hält sich gleichzeitig den Tierarzt durch Aggression vom Leib. Ohne das TA-Gewand begrüßt er die Tierärztin so freundlich wie jeden anderen.
 
@Crabat, deshalb schrieb ich, dass man es bei angriffslustigen Hunden eher (bzw. häufiger) beobachten kann, als bei tatsächlich unsicheren Hunden; zumindest meiner Erfahrung nach. Das schließt natürlich nicht aus, dass auch ein unsicherer Hund so reagieren kann. In dem Fall ist es eben oft so, dass - wie @Roli2190 das auch schreibt - das Verhalten aus einer Unsicherheit heraus entstanden ist, der Halter aber zB nicht eingegriffen hat und der Hund ruckzuck eine Erfolgsstrategie entwickelt hat (wie du schon sagst -> Führungsfehler). Da stimme ich dir also zu, dass es bei gewissen Hunden ein erlerntes Verhalten ist. Nur muss man eben immer erstmal dahinter kommen, bei welchen Hunden das Verhalten auf Unsicherheit beruht (oder daraus entstanden ist) und bei welchen nicht :)

EDIT:
Danke für die Erläuterung, @snowflake!
 
Mein
Pflegehund erscheint bei Fremdhundesichtung regelrecht durchgedreht. Niemand käme darauf, dass er aus Unsicherheit nach vorn will, aber das ist schon seine Motivation. Als er zu uns ins Tierheim kam, war er zweimal wieder zurückgegeben worden und seine Orga brauchte dringend eine geeignete Pflegestelle für ihn. So landete er bei uns auf dem Hof, wo ich zweimal in der Woche mit ihm arbeite. Er trug den Stempel "artgenossenaggressiv und Menschen gegenüber bissig". Dabei war es eigentlich bloß eine Strategie, um sich alles und jeden vom Leib zu halten. Bei seiner Vorgeschichte als Kettenhund ist das kein Wunder. Alles wegbeißen, das einem gefährlich werden könnte, denn mal kann ja nicht abhauen, wenn's brenzlig wird.
Artgenossenaggressiv ist dieser Hund überhaupt nicht. Er versteht nur aufgrund seiner Kindheit an der Kette die Hundesprache nicht, und weil er nicht weiß, was sein Gegenüber von ihm will, geht er prophylaktisch drauf.
Meine Lösung war, ihm erst mal die Hundesprache nahe zu bringen. Das funktioniert inzwischen recht gut, nur ist er bei Hundesichtung oftmals noch so drüber, dass er seine erlernten Fähigkeiten nicht sofort einsetzen kann.
Mittlerweile kann er mit den Hunden, von denen er weiß, dass sie ihm nichts wollen (z.B. meinem Rüden) super kommunizieren, und denen gegenüber zeigt er auch keinerlei Aggression.
Wie gesagt, wenn er kreischend in der Leine steht, würde kein Außenstehender auf Unsicherheit kommen. Aber sobald er merkt, dass wir auf Abstand gehen, kommt er wieder runter.
 
@CocoaPuff

Ich habe/hatte hier wenig Gelegenheit, Hunde im Freilauf zu sehen, aber es gab hier einen Hund, der hat gekloppt, weil er es konnte.

Das war ein Dalmatinerrüde, ein echtes Muskelpaket, das schon einen Gang hatte, als könne es vor Kraft kaum laufen. Der ist auf jeden anderen Rüden ab Kniehöhe losgegangen, wenn er die Chance hatte - und er hat sie aktiv gesucht.

Als er einmal auf einen ähnlich gepolten Boxerrüden getroffen ist, der ebenfalls nicht zurückstecken konnte, ist das für den Boxer nicht gut ausgegangen - dem fehlte dann ein halbes Ohr und noch so dies und das, und er lahmt seitdem.

Da hatte ich nicht den Eindruck, der Hund lässt Frust ab, oder so etwas - der war einfach ständig auf Auseinandersetzung gepolt.
 
Nachklapp:

Und nee, der wirkte weder unsicher dabei, noch entspannt... Eher so wie der klassische "was guckstdu? - willze Kloppe, Alter? - Willze? - Komm, machma, bin grad in Stimmung... "-Typ.
 
Eher so wie der klassische "was guckstdu? - willze Kloppe, Alter? - Willze? - Komm, machma, bin grad in Stimmung... "-Typ.
Wobei man den menschlichen Typ dieser Art, doch eher als unsichere, schwache Persönlichkeit einschätzt. ;) Nicht in dem Moment wo er Stress sucht und jemandem aufs Maul haut, das kennt er, das kann er. Sondern insgesamt.
 
Klar gibt es die von @lektoratte beschriebenen und natürlich auch die von @Sunti beschriebenen, die , häufig wegen fehlender Sozialisation, einfach unsicher sind und gelernt haben, Angriff ist ihre Entscheidung in gefährlichen erscheinenden Situationen.
Da weiß ich von einem meiner Hunde ja ausreichend, wovon ich schreibe.
Nur, nicht mal der ist ein Angsthund.

So inflationär, wie heute Angst bei Hunden als Ursache ins Spiel gebracht wird, gibt es nicht mal Unsicherheitals Ursache für aggressives oder vermeintlich unangemessen aggressives Verhalten.

@Crabat stimme ich auch insofern zu, als das das Mensch wie Hunde und Typen sind, die von der Persönlichkeit her zu den unsicheren der A oder B-Typen gehören.
(Wobei letztere sicher schwerer zu händeln sind.)
 
Crab ist kein unsicherer Hund. Eigentlich gibt es überhaupt wenig Situationen die ihn irgendwie beeindrucken, aber selbst in diesen bleibt er immer ziemlich ruhig. Ist ihm etwas nicht geheuer, bleibt er recht passiv, abwartend, wird nicht hektisch, eher im Gegenteil. Das ist auch bei Hunden so. Es gibt Rüden die er nicht mag, überhaupt nicht, bei denen er aber sofort erkennt, dass er im Falle einer Auseinandersetzung den kürzeren ziehen würde. Das war zB bei Tunas Apollo so. Neben dem war Crab ein sehr braver, fast unsichtbarer Hund. :D Den mögen? Niemals.

Aber nur weil er nicht unsicher ist und nicht generell unverträglich, heisst das nicht dass er niemals Aggressionen zeigt. Klar zeigt er die. Und er geht auch nicht jeder Prügelei aus dem Weg. Warum sollte er? Er ist intakt und in einem Alter in dem er noch im Vollbesitz seiner Kraft ist und Erfahrung hat. Gibt also wenig Grund zu kuschen, wenn es irgendwo nach Ärger riecht. Er sucht Ärger nicht aktiv, aber geht ihm auch nicht aus dem Weg- die "Apollos" dieser Welt ausgenommen (gibts momentan nur noch einen hier in der Gegend, einen Malamutrüden) .
Aggressionen gehören zu gesundem sozialem Verhalten.
 
Und noch etwas zum Thema 'nicht übereinstimmen von Körpersprache und Motivation'. Hunter konnte körpersprachlich lügen.

Zumindest ihre Rutenhaltung manipulativ einsetzen, das können einige schon.

Da fiel mir jetzt noch was ein, allerdings ohne Aggression. Snow, seines Zeichens Kuvasz, war ein zart besaitetes Seelchen und ewiges Kind.
Einmal sind wir so einem "was guckst du"-Dalmatiner begegnet. Snow ging auf Distanz und blieb in einiger Entfernung abwartend stehen, groß und stark, Kopf und Rute erhoben. Kein Zeichen von Unsicherheit.
Wenn er doch nur die Klappe gehalten hätte. :mies:
Aber als er meinte einen Beller loslassen zu müssen, kam ein kindlich-hoher Ton heraus, das den großen starken Hund komplett Lügen strafte und seine Unsicherheit verriet.
 
Zum Thema unangemessenes Aggressionsverhalten: Heutzutage wird ja fast jedes auch nur im Ansatz aggressive Verhalten als unangemessen betrachtet. Tänzelt ein Tutnix-Labbi in Rempelmanier auf einen eher erwachsenen Hund zu und ignoriert dessen gesamte "Lass mich in Ruhe!"- Haltung, und tut dann der erwachsene Hund seinen Unmut etwas lautstark kund, ist er doch schon böööööööööööööse.
Nervt mein Rüde mal kurzfristig eine gut riechende Hündin und ich bin zu langsam, um ihn zu bremsen, dann kriegt er durchaus von der Dame auf die Mütze. Die meisten Hündinnenhalter sind dann total entsetzt, weil ihre Dame ja soooo aggressiv ist. Finde ich jetzt eher nicht: Wer nervt, darf das gern gesagt bekommen, solange am Ende kein Loch drin ist. :D

Bestes Beispiel neulich: Da traf ich eine Frau, die eine mir noch von der Vorbesitzerin bekannte Dobihündin übernommen hatte. Frau Dobi meinte, Spuk in einer Tour die Zunge in den Hals stecken aka Lefzen lecken zu müssen. Das kann er nun mal gar nicht ausstehen und hat es dem Dobiteilchen, das er ja auch schon länger kennt als das neue Frauchen, auch mit einem ordentlichen "Grawuff!" erklärt. Frauchen war daraufhin total pikiert und meinte, so könne mein Rüde doch mit keiner Dame umgehen. Er hätte doch gefälligst wenigstens vorher mal einen Eckzahn zeigen müssen. Äh, ja, nur hätte das die Dobidame gar nicht gemerkt, weil sie, wie gesagt, ihre Zunge quasi beim Spuk im Hals hatte. :sarkasmus:

Mein Spuk ist kein unsicherer Hund. Man könnte ihn durchaus als souverän bezeichnen, er ist Schwächeren gegenüber sehr fair, kann also gut mit Welpen und Junghunden zusammengelassen werden, und bei Hündinnen ist er ein totaler Charmeur, aber sehr selten aufdringlich. Streit sucht er eigentlich nicht, aber das heißt nicht, dass er einer ordentlichen Rüdenprollerei aus dem Weg gehen würde. Treffen wir auf Macker-Rüden, muss ich ihm durchaus mal erklären, dass er gerne A*schl*ch denken darf, das aber nicht zwangsläufig auch sagen sollte. :nee:
Kein unsicherer Typ, kein "Was guggst du?!"- Macho, aber halt ein ganz normaler, erwachsener Hund, der manche seiner ebenfalls intakten Artgenossen nicht seine Luft atmen lassen möchte. Nach heutigen Maßstäben vieler Halter aber total aggressiv, weil er nicht jeden lieb hat.

Zur Ausgangsfrage fällt mir in unserer Gegend vermehrt auf, dass gerade kleinen Terriern immer Unsicherheit attestiert wird, wenn sie, die Zähne voran, auf größere Hunde losgehen. Meine jahrelange Erfahrung verrät mir dann allerdings bei 95% der angeblich unsicheren JRT(mixe) auf den ersten Blick, dass sie draufhauen, weil sie es super finden, andere zu verkloppen. Ansonsten wär es auch strategisch recht ungünstig, bei Unsicherheit auf bis zu 100 Meter angeflitzt zu kommen und dem Hund, der einen vorher gar nicht bemerkt hatte, gezielt an die Kehle zu springen. :rolleyes:
 
Genau wie @Crabat schreibt, gehört Aggression zum normalen Sozialverhalten und das zunehmend kopflose Verbieten jeglicher auch nur aggressiven Ansätze der Hunde ist m.E. eine Ursache der Probleme, die wir heute massenhaft mit Hunden haben.
Nachtrag:
@Sunti kam mir zuvor mit anschaulichen Beispielen.

Man sollte übrigens auch nicht außer acht lassen, dass solches Verhalten wie es mein Hund über Jahre hinweg zeigen durfte, also nach dem Motto, Angriff ist die beste Verteidigung, selbstbelohnend ist.
 
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