Denn auch hier hat es, wie überall sonst auch, doch mehrere Seiten. Einige wurden schon angesprochen. Eine weitere wäre mMn auch die, dass man umgekehrt von Menschen, die seit vielen, vielen Jahren wissentlich zu einem guten Teil auf Kosten anderer leben (wir alle wissen, dass andernorts Ressourcen und Menschn ausgebeutet werden, damit wir hier alles schön billig bekommen oder dass andernorts durch unsere subventionierte Billigware Märkte und Existenzen zerstört werden, von mit aus Deutschland stammenden Waffen in Schutt und Asche gelegten Existen und ganzen Landstrichen will ich gar nicht erst anfangen...), ja wohl erwarten kann, ein bisschen guten Willen zu zeigen und bisschen weiter zu denken als nur an die eigenen Bedenken, wenn diejenigen, die das Pech haben, bei diesem Spiel auf der falschen Seite geboren worden zu sein, mit der Hoffnung auf eine Zukunft hierherkommen.
Ich finde die Argumentation … na ja … seltsam.
Inwieweit ist denn Deutschland konkret, an der Krise in bspw. Schuld? Also schuldiger als „andere Länder“.
Im Kleinen und Großen hängt ja alles zusammen, wenn man nur lange genug sucht, findet man immer irgendeinen Verursachungsbeitrag. Weil man irgendwann mit X kooperiert hat, Waffen verkauft, weil man militärisch eingeschritten ist, oder es unterlassen hat, einzuschreiten, Handelsabkommen getroffen, oder einen Staat isoliert hat, weil man seinen Gegner unterstützt, oder weil man zu wenig Hilfe geleistet hat, oder die falsche Art von Hilfe. Aber wenn es mehr als das ist, wenn wir alle in deinen Augen Schuld auf uns geladen haben, kann ich deine „Erwartungshaltung“ nicht nachvollziehen. Wenn wir hartherzige Ausbeuter und Kriegstreiber sind, warum sollten wir dann bei der Flüchtlingsthematik Herz zeigen können?
Sicher, sind wir verpflichtet zu helfen. Aber nicht weil „wir“ so böse sind, sondern im Gegenteil
Wir haben entsprechende soziale Grundsätze in unserer Verfassung verankert, an denen wir uns orientieren (müssen). Die sehen auch das Recht auf Asyl vor. Da steht auch nicht, dass das Asylrecht nur dann gelten soll, wenn es uns gerade passt, oder nur wenn wir irgendwo einen Konflikt (mit)verursacht haben und Buße leisten müssten, sondern ganz allgemein
Deshalb sind wir verpflichtet jetzt zu helfen, auch wenn es unbequem ist. Und es wird imho unbequem werden. Die Stimmen, die in der Zuwanderung eine tolle Chance sehen, sind meines Erachtens naiv, denn die Masse der Zuwanderer ist einfach zu hoch. Und auch die Argumentation mit den „Facharbeitern“ ist naiv. Zunächst einmal ist nur ein geringer Anteil der Flüchtlinge wirklich qualifiziert und zum anderen ist fraglich, ob die die qualifiziert sind, in ihren erlernten Berufen arbeiten können. Ich kenne Dutzende Russen/Polen, die alle einen auch hier anerkannten Ingenieurtitel haben, aber niemand hat in seinem Beruf eine Anstellung gefunden (eine Ausnahme bildet wohl die Gruppe der Ärzte). Warum sollte das jetzt besser funktionieren?
Die Leute kommen nicht nur hierher, weil sie vor dem Krieg fliehen, sondern weil sie hier eine Perspektive sehen. Deutschland wird als Paradies angepriesen, in welchem „alles umsonst“ ist, wo es einem gut geht und in dem man auch „gut“ arbeiten kann. Natürlich ist man zunächst froh, wenn man angekommen ist. Ist halt nur die Frage, ob das so bleibt, wenn die Flüchtlinge merken, dass sich ihr Lebensstandard voraussichtlich nur unwesentlich verbessert, weil ihnen Dinge versprochen wurden, die es so einfach nicht gibt.
Und es ist natürlich Schönfärberei, wenn man angibt, das mit der Integration der Russen/Polen/Türken etc. hätte ja in der Vergangenheit wunderbar funktioniert. Sicherlich hat es teilweise funktioniert. Teilweise ist es aber auch sehr in die Hose gegangen. Die Leute haben sich abgeschottet und gut auf die Deutschen sind sie auch nicht zu sprechen. Mein Ex ist bspw. in einem Mannheimer Problembezirk zur Schule gegangen, was kein Spaß war, wenn man deutsch war. Und das sieht heute in bestimmten Stadtteilen andernorts nicht anders aus.
Und der Islam macht es natürlich nicht einfacher (würde im Übrigen keine Religion, die strikt befolgt wird).
Ich kann da die „einfachen“ Leute, die meckern und vielleicht sogar hetzen(die „Hartz4-Assis“, wie sie hier so schön genannt wurden), zu einem gewissen Grad verstehen. Denn die Flüchtlinge, deren Integration scheitert, werden größtenteils in deren Wohngebieten landen und mit ihren Kindern zur Schule gehen.
Wie gesagt, bin ich grundsätzlich schon dafür, Flüchtlinge aufzunehmen, auch wenn es viele sind. Aber eine Lösung ist das nicht.