Ich werfe mal einen Knochen in die Runde und tippe nebenbei ein paar Zahlen ab:
Erster Satz vom Herrn Professor, gefragt ob es denn noch so stimmen würde, dass das Krebsrisiko durch eine Kastration gesenkt würde: Grundsätzlich stimmt das schon.
Dann spricht er über den Eierstockkrebs der Hündin - der eher selten ist und aber gar nicht Gegenstand der Frühkastration ist. Dann um den Rückschluss, dass Organe die nicht mehr da sind, auch keinen Krebs mehr bekommen können.
Dann geht es um die ethische Komponente, Stichwort "Pet Design". Eigentlicher Grund der Kastration sei ja, dass die Hündin nicht läufig wird - Zitat "da muss man jetzt schon relativieren. Ich meine, nehme ich einer Katze die Krallen weg, damit sie mich nicht mehr kratzen kann?"
Weiter O-Ton Prof: wenn ich kastriere, hab ich 'ne Reduktion des Tumorrisikos, auf die Mama, auf das Gesäuge bezogen, das ist ja der Hauptgrund, kann man das sogar statistisch festhalten. Wenn ich davon ausgehe, ich habe ein relatives Risiko von 100%, was ja kein absolutes Risiko ist, dann führe ich durch eine sehr frühe Kastration vor der ersten Läufigkeit, reduziere ich das etwa auf ... 8%.
Warum eigentlich würdest du den heiraten wollen Crabat?
Dame: Und, Sie sagen, es gibt ja auch Nachteile die man gegenüber stellen muss, was sind das für Nachteile?
Der Prof: Der größte Nachteil quantitativ gesehen ist sicherlich die Harninkontinenz. Stellen wir uns mal vor, ich hab 'nen Boxer oder 'nen Dobermann, die sehr häufige postoperative Komplikation entwickeln, 30% Wahrscheinlichkeit. Nech, dann hab ich 'ne Hündin die kricht kein' Mammatumor, aber die ist harninkontinent. Die muss dauerhaft behandelt werden, irgendwann bringt die Behandlung medikamentell nichts mehr und dann hab ich diesen Hund, meinetwegen noch in der Wohnung. Das mein ich mit dem Relativieren. Beim Pudel sieht's ganz anders aus, nech. Der hat ein Risiko an einer Harninkontinenz zu erkranken, die ist unter 5%. Aber - ich hab diese Prävention von Mammatumoren. Da würde ich als Tierarzt sagen, wenn das denn der Grund ist, ich überrede keinen zur Kastration, ja das können wir machen. Beim Boxer, Dobermann, was weiss ich, Rottweiler, äh wie heissen die ganz großen da ... äh die Bernhardiner, würd ich's auf keinen Fall machen.
Dame: Äh, hmm, ja ... Also es heisst ja, die Kastration muss ja individuell entschieden werden.
Prof: Ganz und gar individuell. Und man muss immer den Besitzer fragen in dem Gespräch. Warum wollen Sie das? Und dann muss ich dem Alternativen aufzeigen. Wenn der zB sagt, ja also die Läufigkeitsblutung stört mich, weil der Teppich dreckig wird, nech, dann muss ich dem einfach sagen, gut, es gibt bestimmte Hosen, die man der Hündin anziehen kann und vielleicht kommt der dann damit klar und dann muss er den Hund nicht kastrieren.
Dame: Gibt es denn auch Fälle, in denen Sie eine Kastration empfehlen würden?
Prof: ja erstmal die ganzen medizinischen Indikationen. Wenn ich 'ne Hündin habe, die meinetwegen zu 'ner ???????endemetritis und xxx hyperplasie????????? nach der Läufigkeit neigt - DAME: können wir das kurz übersetzen für den Tierhalter, was das heisst? - Prof: Ja. äh, die also Gebärmuttererkrankung kricht nach der Läufigkeit und das immer wieder. Dann ist natürlich die Gefahr, dass sich aus dieser "kleinen" Gebärmuttererkrankung was lebensbedrohliches entwickelt sehr sehr hoch. Also, da würde ich es empfehlen. Oder ... Zysten auf den Eierstöcken, immer wieder. Kann man schwierig behandeln. Da würde ich das machen. Aber auch da muss wieder relativieren. Wenn's 'n Boxer is, nech, da würd ich sagen, gut, auch wenn die jetzt 'ne Gebärmuttererkrankung bekommt, immer wieder, zwei Mal im Jahr nach der Läufigkeit und man kriegt die medikamentell in den Griff, durch 'ne Behandlung, meinetwegen von einer Woche, dann ist das ja besser, als lebenslang zu behandeln aufgrund einer Harninkontinenz, weil die Hündin eben träufelt. Ja, also man muss das individuell sehen.
Dame: Und wenn ein Hund kastriert wird, weil entsprechende Gründe vorliegen, gibt es dann einen ideellen Zeitpunkt? Sie sagten eben, vor der ersten Läufigkeit würde dann auch das Tumorrisiko sinken?
Prof: Ja, also wenn ich mich entscheide, als Besitzer im Gespräch mit dem Tierarzt 'ne Hündin zu kastrieren, um das Mammatumor, das Gesäugetumorrisiko zu senken - dann sollte ich vor der ersten Läufigkeit kastrieren. Je später ich kastriere, desto geringer wird dieser Schutzfaktor. Wenn ich nach der zweiten Läufigkeit kastriere, hab ich statistisch gesehen, überhaupt keinen Schutz mehr. also dann kann ich's lassen. Aber auch das muss ich wieder relativ sehen. Denn wenn ich 'nen jungen Hund habe, was weiss ich, halbes Jahr, und der hat diese Junghundscheidenentzündung, den darf ich nie kastrieren. Der nimmt das sein ganzes Leben mit. also da müsst ich dann sagen, das muss jetzt erst mal ausgeheilt werden, Selbstheilung durch die erste Läufigkeit, den kastriere ich dann nach der ersten Läufigkeit. Also auch da ein bißchen Individualität.
So, den zweiten Teil tippe ich jetzt nicht mehr ab. Wenn Crabat zurücktritt von ihrem Antrag, dann nehme ich ihn gerne. Außerdem weiss ich, dass er 'nen eigenen Bauernhof hat
Aber selbst wenn er bei seiner eigenen Frau bleibt: Er hätte mir zur Frage der Kastration von Cara ja oder nein, nichts aber auch gar nichts anderes erzählt als mein TA damals auch. Und das ist ja nun schon ein Jährchen her. Es hat also alles nach wie vor alles noch so seine grundsätzliche Gültigkeit.
Ach so ja übrigens:
Das Buch aus dem zitiert wurde
"Niepel, Gabriele: Kastration beim Hund. Chancen und Risiken - eine Entscheidungshilfe. Stuttgart: Franckh-Kosmos, 2007. S. 62f."
soll genau das sein - eine Entscheidungshilfe. Deshalb hat sich die Autorin, eine Psychologin übrigens, bemüht, Pro und Contra aufzuführen, um den Lesern eine qualifizierte Entscheidung zu ermöglichen. Manche sagen, es sei ihr gut gelungen, andere das Gegenteil (siehe Amazon Bewertungen).