Komisch finde ich es trotdem. In meiner Jugend (ich bin jetzt 46 Jahre) waren Rottis nicht dafür bekannt, dass sie mal eben andere Menschen attackieren.
Die Rottis, die ich noch als Kind in Erinnerung habe waren alles Familienhunde, sturköpfig aber mit einem guten Nervenkostüm ausgestattet.
Ich frage mich oft, gilt auch für andere Rassen, ob nicht hier auch der "züchtersiche Erfolg" eine Rolle spielt.
Der (züchterische "Erfolg") spielt gerade beim Rotti mWn eine sehr große Rolle.
Der erste Rotti, den ich "live" kennenlernte, war gleich einer, der nur mit Vorsicht zu genießen war. Unsicher, dabei extrem territorial veranlagt, mit der Neigung, im Zweifelsfall nach vorn zu gehen.
Zu "seinen" Leuten nett, ansonsten - naja, sagen wir, schwierig. Wir hatten auch mal so einen Hund, der allerdings gut 20 kg weniger gehabt hatte - mit dem wäre es heutzutage auch problematisch geworden.
Wurde aber verantwortungsvoll geführt. Die Besitzer hatten immer Rottis gehabt (ich meine, dieses war ihr sechster. Für die Tochter, die ihn in Pflege hatte, als ich ihn kennenlernte, war es Nummer 4, sie war quasi mit Rottis großgeworden). Und dieser Hund war der erste, der so war. Ich weiß nicht, ob sie den Züchter gewechselt hatten, oder dieser eine andere Verpaarung gewählt hatte - jedenfalls war der Hund nicht stabil, und sie sagte damals (Ende der 190iger Jahre) schon, diese Problematik würde massiv zunehmen. Eigentlich war sie aber ein "Einmal Rotti, immer Rotti"-Typ: Sie hatte ihr ganzes Leben mit solchen Hunden verbracht und konnte sich eins ohne sie nicht vorstellen.
Später, als ich sie mal wieder getroffen habe, hatte sie einen Rotti-ähnlichen Mix aus dem Tierschutz. Sie hatte nach dem Studium, sowie es mit der Arbeit halbwegs gut lief, überlegt, selbst einen Hund zu haben, und dann auch einen Rotti. Der hätte mit zur Arbeit gehen sollen (sie war bzw. ist Tierärztin), also in die Praxis, aber auch mal in Pferdeställe o.ä., durfte mit Fremden also kein Problem haben usw., sollte auch mit anderen Hunden souverän sein... eben so ein Verlasshund, wie die Rottis ihrer Kindheit es gewesen waren.
Sie hat aber (das war dann nach 2000) keinen Rotti mehr gefunden, der diese Kriterien erfüllt hätte, oder wo sie sicher war, dass er rein von der Linie her "klar im Kopf" war.
Vielleicht war sie diesbezüglich etwas überkritisch, aber so etwas wie das mit ihrem letzten Hund (der im Alter immer schwieriger geworden war) wollte sie auf keinen Fall noch einmal erleben, und hat letztlich von der Rasse zumindest als
Welpenkäufer Abstand genommen.