Naja, wenn wir mal ehrlich sind, dürfte der Grund, warum Katzen vor dem Gesetz anders behandelt werden, wohl eher darin begründet sein, dass sie sich in der Regel eher von Fremden fernhalten und auch eine eher gering einzuschätzdende Gefahr für den Menschen darstellen. Denn wenn man rein vom natürlichen Verhalten gehen würde, hätte ein Hund genauso das Bedürfnis, streunen zu gehen und seine Reviergrenzen zu patroullieren, nebenbei vielleicht noch einen kleinen Snack zu jagen. Von daher geht mir das dauernde "selbst das Gesetz sagt, dass Katzen das dürfen" ein klein wenig auf den Keks.
Und wenn man Hundehalter anblafft, ihre Hunde hätten gefälligst keine anderen Tiere zu gefährden, dann muss man sich auch den Vorwurf einer gewissen Doppelmoral gefallen lassen, auch wenn einem das so gar nicht in die Argumentationskette passen mag. Denn im Grunde genommen tun Katzen beim Freigang genau das: sie gefährden andere Tiere. Und ob diese Tiere im Volksmund als "Schädlinge" bezeichnet werden oder nicht, ändert an der Grundargumentation ebenfalls nichts.
Ich bin selbst kein Katzenhalter und würde, hätte ich eine Katze, diese aus verschiedenen Gründen drin halten. Wäre das nicht möglich, würde ich persönlich keine halten. Das ist jedoch Ansichtssache und nicht allgemeingültig.
Mir ist es ehrlich gesagt eigentlich auch recht Banane, wie das jeder Katzenhalter handhabt, ich habe ausschliesslich mit dieser Fingerzeigerei ein Problem. Wenn ich meine Katze streunen lasse und in Kauf nehme, dass sie ihren Jagdbedürfnissen nachgeht, muss ich auch damit rechnen, dass Unfälle passieren können.
Ich rede jetzt mitnichten von Begebenheiten, wo Herrchen oder Frauchen den Hund unbehelligt Katzen hetzen lässt, oder jene Hundehalter, die um die Katzenunverträglichkeit ihres Vierbeiners wissen, denen es aber egal ist. Mir geht es um UNFÄLLE, so wie es die hier zugrunde liegende Geschichte offensichtlich war.
Und auch ein Polizeihund ist und bleibt ein Hund und keine Maschine. Und wenn dieser versehentlich beim Sprung auf einer Katze landet und im darauffolgenden Gefecht die Katze tötet, ist das nunmal ein Unfall. Das macht die Sache nicht weniger tragisch und bedauernswert, wäre für mich allerdings auch kein Grund, die Eignung des Polizeihundes in Frage zu stellen.
Ich denke mal, es übersteigt nicht die Vorstellungskraft, sich vor Augen zu führen, mit welch "geringem Einsatz" es einem grossen Hund möglich ist, ein kleineres Tier wie eine Katze zu töten. Da nehme man nur einmal als Beispiel Unfälle mit Zwergrassen, bei denen sich der grosse Hundekumpel versehentlich im Spiel blöd draufgeworfen hat. Und nein, ich behaupte nicht, dass der Polizeihund das getan hat, aber das führt vielleicht vor Augen, dass in diesem Fall ein kurzer Biss zum Ableben der Katze geführt haben kann. Und mit diesem Wissen dann auf den Polizeihund, ja die Polizei im Allgemeinen zu schimpfen finde ich persönlich dann doch, naja, sagen wir mal etwas über das Ziel hinausgeschossen.
Nehmen wir mal ein anderes Beispiel, was regelmässig bei bestimmten Pressemeldungen mit dem Titel "Hund beisst Kind" bemüht wird: Kind ist über den schlafenden Hund gestolpert, dieser erschrak und schnappte in einer Abwehrbewegung nach dem Kind. Kind ist nun verletzt, aber "selbstverständlich trifft den Hund keine Schuld, er hat sich doch schliesslich erschreckt!" Ist sogar gar nicht mal falsch, ähnelt im Hergang jedoch zu einem gewissen Grad dem hiesigen Beispiel mit dem Polizeihund. Dieser wurde nun, in einer Situation, wo er es gar nicht erwartete, plötzlich von einem fauchenden krallenbewehrten Fellbündel unterhalb seiner Pfoten angegriffen. Das dann auch noch in einem Zustand höchster Erregung, sprich, einer hohen Trieblage. Diejenigen hier, die mit triebigen Hunden schon gearbeitet haben, wissen, dass das in etwa so ist, wie auf dem Rande eines kurz vor der Eruption stehenden Vulkanes zu balancieren.
Nun treffen also Vulkan und Katze aufeinander, was folgt ist möglicherweise eine Entladung der angestauten Energie über das Ventil "Huch, wo kommt denn die Katze her". Vielleicht mochte der Hund auch wirklich keine Katzen, wir wissen es nicht. Aber wie man es dreht und wendet, es ist und bleibt ein trauriger Unfall. Hätte man ihn vermeiden können? Möglicherweise, aber hinterher ist man immer schlauer. Ist der Hund deshalb als Polizeihund, die Polizisten als solche ungeeignet? Nein, warum auch. Der Hund ist den Polizeibeamten nicht abgehauen, um eine Katze zu hetzen, sondern hat aus Schreck heraus in einem Moment höchster Anspannung leider eine Katze getötet. Das tut mir, wie gesagt auch Leid, ist dennoch ein bedauernswerter Unfall.