Ha - Gutti's Nieren wurden heute geschallt
(für das Gutti natürlich!)
Er war nämlich richtiggehend brav. Auch wenn er uns zwischendrin fast vom Tisch gefallen wäre
- aber so insgesamt ging das sehr viel besser, als ich das erwartet hätte.
Überhaupt könnte man sagen, dass er und ich heute wirklich ausnehmend zufrieden waren mit der tierärztlichen Behandlung.
Ich war heute doch noch mit ihm bei einer neuen Tierärztin. Zum einen weil heute die Gelegenheit gut war, ansonsten hätte das frühestens erst wieder nächste Woche geklappt. Und zum zweiten weil selbst die redseligere und zugänglichere Version des SD-Docs ja all meine vielen Fragezeichen nicht so vollständig gelöst hat.
Also hab ich mir gedacht, gucken wir uns doch diese neue Praxis neben dem neu-eröffneten Fressnapf einfach mal an.
Schlimmstenfalls kostet das eine Beratung, bestenfalls ist es eine gute Alternative, schon allein weil die Praxis sehr viel näher ist.
Schon das Ankommen war einfach nur angenehm. Eine Helferin sah uns einparken und kam gleich raus. Gutti trödelte mal wieder vor einem Baum der Praxis, was dann gleich mal Anlass zum Schmunzeln gab. "Macht meiner auch immer", sagte die Helferin nur und wartete geduldig. Von der Anmeldung aus kann man nach draussen sehen und wenn sie grad Zeit haben, dann laufen die tatsächlich zur Tür, um sie einem aufzuhalten.
Drinnen war dann noch eine sehr nette Dame, beide beschäftigten sich erstmal ausgiebig mit dem Gutti, der intensiv damit beschäftigt war, alles in Augen- bzw. Nasenschein zu nehmen. So nebenbei erzählte ich, dass ich das lebhafte Getier noch nicht lange beherberge und es wohl eine Niereninsuffizienz samt SDU habe, zu der ich gerne einfach mal eine zweite Meinung hätte. Wir seien zwar eigentlich bei Doc SoundSo, aber da hinzukommen ist net immer so einfach, während sie sozusagen um die Ecke seien und ausserdem hätte ich im Internet gesehen, dass die Praxis über Ultraschall verfüge. "Ja, die Nieren sollte man sich bei so einer Diagnose schon mal angucken", meinte die zweite Dame, die wohl der Doc war, sich aber optisch so ganz und gar nicht von ihrem fleissigen Helferlein unterschied. Ob ich zufällig auch Laborwerte dabei hätte, wollte sie dann noch wissen. Blutwerte? Urin wurde noch nicht gemacht? Sollte man sich auch mal angucken...
Wir wechselten in den Behandlungsraum und sie guckte sich als erstes die Schilddrüsenwerte an. "Na, a bisserl niedrig ist der aber schon eingestellt". Was sich ja völlig mit meinem persönlichen Eindruck deckte. Also wird das Gutti jetzt statt drei Eckchen mal vorerst eine ganze Tablette bekommen. In 4 - 6 Wochen dann nochmal eine Kontrolle.
Dann wurde das Gutti untersucht. Und zwar gründlichst. Ich hab noch keinen TA so gründlich einen Bauchraum abtasten sehen. Sie versuchte doch tatsächlich nach Lymphknoten im Bauchraum und in den Leisten zu grabbeln. Schön klein, lautete der Befund. Die Warzen oder Tumore vorne an der Schnauze fand sie selber. Sie würde die Dinger auch für Warzen halten, auch das Dingens rechts, was mir so ein bißchen Grübeleien macht, weil es sich verändert hatte. Nein, es lässt sich gut vom Untergrund abheben, sitzt nur in der oberen Haut - mit ziemlicher Sicherheit nur eine Warze.
Das Dingens anzugucken gehört schon zu den schwierigeren Aktionen beim Gutti. Der andere Doc hat es kaum zu sehen bekommen, so wuselte das Gutti herum. Aber hier war Gutti ohnehin schon relativ ruhig und sie kam mit einem kurzem schnellen Griff von hinten, die Hand um die Schnauze gelegt. Hab ich so noch nie gesehen.
Beim Herz abhören brauchte das Gutti auch so einiges an Geduld, weil sie das wirklich sehr lange abhörte. Ungewöhnlich gut für einen Hund mit SDU, echt erstaunlich - lautete das Urteil. Ehm ... vielleicht wegen des Crategutti das er bekommt? Ja, gut möglich, das macht schon was aus.
Noch eine schwierige Nummer für Gutti - ab auf die Waage. Jessasna, war des wieder lustig. *hüpf*dreh*Fussi rauf*Fussi wieder runter*drängel*schubs*Fussi runtergrutscht* .... und diese Frau hockt da mit einer Engelsgeduld am Boden, redet ihm gut zu und wartet auf den Bruchteil der Sekunde, in der die Anzeige net wackelt und gleichzeitig alle 4 Guttifüsse auf der Waage stehen. Nix zu wollen und am Ende legen wir uns auf die meist gesehene Anzeige von 29 Kilo fest. Eine hübsche Figur hat das Gutti, findet sie.
Dann geht's ab zum Ultraschall. Gutti wird hochgehievt und auf die Seite gelegt, wobei wir dem Hampelmann fast schon ein Bein brechen. Sie bleibt ruhig und gelassen und es ist ja auch nix passiert. Das Helferlein kommt erst später hinzu und derweil soll ich nur den unten liegenden Vorderlauf halten, dann kann er gar nicht vom Tisch runter. Sie hatte die leise Hoffnung, man müsste ihn nicht auch noch mit dem Scherkopf traktieren - aber natürlich hat das Gutti am Bauch ein sogar sehr dichtes Fell. Wird dauern bis das wieder nachwächst, wegen der SDU meint sie. Geschoren zu werden ist dem Gutti ausnahmsweise mal ziemlich "latte" und auch die Blase kann man sich völlig ungestört ansehen. Schöne Blase, da wurlt nix rum, Wände glatt und unauffällig - fein. Die Nieren werden schon schwieriger. Wegen seines tiefen Brustkorbs muss sie ziemlich tief mit dem Schallkopf rein und das mögen wohl alle Hunde so ganz und gar nicht. Gutti hampelt und strampelt um sein Leben. Trotzdem können wir einen ganz guten Blick auf die Niere werfen. Nierenrinde sichtbar atrophiert, Nierenmark vergrößert, Kalkablagerungen - eine insuffiziente Niere. Aber die Größe ist noch gut im Normalbereich. Trotzdem ist klar, dass er die Diagnose schon länger haben muss. Das dauert schon seine Zeit, bis das so aussieht.
Das Helferlein ist da und wir drehen das gutte Hundchen ein bißchen mehr in Richtung der anderen Seite. Meine Güte, was hat dieses Getier für eine Kraft *stöhn* aber der Trick mit dem untenliegenden Vorderlauf scheint sich wirklich zu bewähren. Also dann die rechte Seite. Die Milz sieht gut aus, sogar sehr gut für einen Schäfimix, nicht vergrößert. Bei der rechten Niere wird das Gutti wieder lebendig, aber die kriegt sie so gut ins Bild, das sogar ich sie einwandfrei erkennen kann. Im Prinzip gleiches Bild wie links, aber etwas weniger ausgeprägt.
Noch ein bißchen Leber, zumindest das was man so ins Bild kriegt - soweit auch keine besonderen Auffälligkeiten.
Ich dachte schon, das Gutti wäre jetzt erlöst - aber weit gefehlt. Da hätten wir noch die Prostata. Die Kastration dürfte schon ein paar Jährchen zurückliegen, von der Prostata findet sich noch ein kleiner zurückgebildeter, aber sonst unauffälliger Rest.
Boh - ich bin so stolz auf den Opi. Auch von der TÄ und ihrem Helferlein wird er erstmal ausgiebigst gelobt. Das hast du wirklich fein gemacht, Gutti
Einmal ganz ausgiebig geschüttelt und dann setzt er schon mal seine Praxiserkundungstour fort, steckt seine Nase in jede offenstehende Tür. Nur bei einem Zimmer sagt die TÄ "nee, da hast du jetzt mal nichts verloren - da wird operiert und des brauchst du net".
Im Zurückgehen zum Behandlungsraum erwähne ich noch seine Schwerhörigkeit, ob sie sich vielleicht auch noch mal kurz seine Lauschlappen angucken kann. Wird ja sicher eine Altersschwerhörigkeit sein, aber nicht dass da vielleicht doch was ist. Während sie schon nach dem Ohrliguck kramt, sagt sie "selbst wenn, auch gegen Altersschwerhörigkeit kann man was machen".
Das mit dem Untersuchen der Ohren kriegen wir nicht hin und verschieben es derweil. Wenn Sie mal vorbeifahren, schauen Sie halt einfach rein, dann machen wir das schnell. Oder wenn Sie den Urin noch vorbeibringen wollen ...
Dann gibt sie uns schon mal ein Mittel für Senioren, mit dem man evtl. die Schwerhörigkeit vielleicht wenigstens ein bißchen gebessert kriegt. Canicox Seniortabletten. Karsivan könnte man auch versuchen, aber ich soll erstmal das probieren. Ich muss direkt lächeln, als wir die Zusammensetzung kurz durchgehen: Weissdorn, Vitamin B, Teufelskralle, Grünlippenmuschelextrakt, etc. pp. Das jetzige Weissdorn, das er ja schon kriegt, soll ich derweil mal besser pausieren, damit es nicht zu viel wird.
Ich trau mich mal und frage, ob sie zufällig schon von Tamme Hanken gehört hat. Hat sie und sie würde den gerne mal selbst erleben. Ich erzähle ihr von unserem Besuch, Gutti's ausgerenkten Zehen und dass so einige der Inhaltsstoffe des Canicox auch schon von ihm vorgeschlagen wurden. Sie kannte ihn nur hauptsächlich durch Berichte von Pferdebesitzern und natürlich vom Fernsehen. Dass er nicht immer alles für lange Zeit hinbekommt hat sie auch schon gehört, aber manchmal kann halt niemand mehr noch was tun. Wunder gibt es halt leider nicht oder nur höchst selten.
Dann guckt sie sich noch die restlichen Laborwerte an. Entwurmen sollte unbedingt gemacht werden (hat er letzten Freitag bekommen). Elektrolyte sind noch gut, aber es wäre nicht verkehrt, jetzt schon einen Phosphatbinder einzusetzen,
bevor das Phosphor ansteigt. So geht es ihm ja noch gut, aber wenn mal die Elektrolyte entgleisen, dann kriegt er einen richtigen Einbruch. Dann kann man aber Infusionen machen, da erholen sie sich dann auch wieder ganz gut. Allerdings macht sie die Infusionen wenn, dann auch gleich richtig - über drei Tage. Dafür geht es dann auch wieder eine Zeitlang.
Wir kriegen eine kleine Dose Ipakitine mit, für den Anfang zum Probieren, wie er das annimmt.
Wegen seines phasenweise viel zu wenig trinkens soll ich mir keine großen Gedanken machen, das wäre nicht schlimm und hätte auch keine Folgen. Erst würde ohnehin noch die Phase kommen, wo er sehr viel mehr trinkt, später dann erst kommt das Wenigtrinken. Aber so weit ist es noch nicht.
Den Urin wird sie sich ja auch noch angucken, da sieht man dann auch, inwieweit er den noch konzentrieren kann. Und wieviel Eiweiss er evtl. schon verliert, noch nicht viel wahrscheinlich, das würde man dann auch am Gewicht sehen.
Eine Sedimentuntersuchung können wir uns noch sparen, da erwartet sie sich noch keine großartigen Erkenntnisse. Ich will wissen, wie sie den Urin untersucht, mit Stäbchen? Nee mit dem Refradingsda (hab vergessen wie das Teil richtig heisst), diese Stäbchen liefern manchmal die seltsamsten Ergebnisse, die sind ihr einfach zu unzuverlässig.
Bezahlen tun wir draussen beim Helferlein. 79 Euro. Das Helferlein drückt uns noch eine Tüte in die Hand, in das sie ungefragt auch die Rechnung mit reinpackt. "Kleines Eröffnungsgeschenk" lächelt sie. Dann geht sie uns wieder die Tür aufhalten.
Wow. Sämtliche Fragezeichen aufgelöst. Und das, fast ohne irgendwas fragen zu müssen.
Im Auto guck ich mir die Rechnung noch mal genauer an. Die ist ja lustig: hat den Ultraschall nur für ein Organ abgerechnet. Wohl auch so eine Art Eröffnungsgeschenk. Und oben auf der Rechnung steht "Hund Gutti (Gutttenberg)". Mei - ist ja richtig süss.
Ein kleiner weisser Zettelkasten mit Aufdruck der Praxisadresse in grün. Und eine grüne Zeckenzange für das Gutti. Von Marketing und Kundenbindungsmanagement versteht die eindeutig auch was. Die ganze Praxis ist auch in weiss-grün gehalten, Visitenkarten, Briefpapier, Kittelfarben - alles in weiss, mit ein bisserl grün. Corporate Identity bei einer Kleintierpraxis. Mal was ganz neues.
Ich dreh mich zu Gutti auf der Rückbank um. Er sieht auch völlig entspannt und gelassen aus. Die nehmen wir, gell Gutti. Schon alleine, weil ihm die Praxis deutlich besser gefällt als alle bisherigen.