das wird jetzt vielleicht etwas länger und hat auch nichts mit gesa zu tun, aber ich möchte mal von dem heimbach fall erzählen, den ich damals live und in farbe mitbekommen habe.
ich war ein jahr in zülpich-füssenich auf einer hauswirtschaftsschule, ein internat, dort habe ich ein mädchen kennengelernt, sie heisst s*******(namen möchte ich jetzt hier keine nennen).
sie hat oft erzählt, das sie in einer pflegefamilie groß geworden ist, weil ihre mutter sie schon als kleines kind weggeben hat, das sie aber öfters zu besuch dort war.
die mutter hatte, als s. noch ein kind war, in heimbach einen ponyhof, man konnte dort ponies und pferde mieten und ausreiten, ausserdem eine hundezucht, englische collies (angeblich vdh angeschlossen, zwingername *colliezwinger vom heimbachtal*).
schon damals gab es laufend beschwerden von den nachbarn, das haus liegt zwar auch ziemlich im wald, aber eben nicht total alleine. es gab beschwerden wegen ruhestörung durch hundegebell, beschwerden darüber, das die tiere dort nicht vernünftig versorgt werden, es wurden hunde und ponies vergiftet, die hunde sind des öfteren ausgebüxt und haben dann irgendwann mal auf ihren streifzug den hund des nachbarn totgebissen.
auch da wurde das veterinäamt und das ordnungsamt informiert, aber letztendlich passiert ist nichts (gut, war irgendwann in den 70er jahren).
die mutter von s. ist irgendwann aufgrund von druck der öffentlichkeit dort weggegangen, hat den hof sich selbst überlassen, obwohl es ihr eigentum war.
ich habe s. 1985 in der schule kennengelernt, da war ich 15 und sie war 16, und wir haben uns auf anhieb gut verstanden, weil sie auch sehr tierlieb ist, sie war oft bei mir zuhause, eigentlich war sie die schwester die ich nie hatte. unsere freundschaft hielt auch nach der schulzeit noch an.
sie hatte einen freund damals, dessen eltern haben ein wochendhaus in heimbach, wunderschönes anwesen, dort waren wir übers wochenende dann auch öfters. und irgendwann erzählte sie mir, das ihre mutter wieder im haus wohnen würde, mit den hunden.
wir sind dann dahin gegangen, das war zu fuß nicht weit, und ich war als erstes mal entsetzt ,was das für eine abrissreife hütte mittlerweile war, die nachbarn und leute aus dem ort hatten damals, als s. mutter weggegangen ist, die fenster zerschlagen, und noch einiges anders kaputt gemacht an dem haus, damit sie nur ja nicht wiederkommt.
in diesem haus, ohne fließend wasser und strom, lebte diese frau nun jetzt, mit ungefähr 50 oder 60 hunden, alles englische collies.
das grundstück war total verwildert, der zaun drumherum war kaputt, von daher konnten die hunde auf dem grundstück nicht laufen. einige warum ums haus rum angekettet, einige (die ganz schlimmen fälle sagte s. mutter später) waren im alten pferdestall, ein stinkendes, dunkles loch, auch da waren sie an der kette, weil die türen von den boxen kaputt waren.
der großteil der hunde, also so ca. 40 stück aber war auf einen 10 m x 5 m (geschätzt) eingezäunten areal, direkt ans haus grenzend, untergebracht, ohne hütten, ohne liegeplätze, ohne eingentlich irgendwas.
s. mutter wollte eigentlich nicht, das fremde aufs grundstück kommen, deshalb waren besuche immer nur möglich, wenn sie nicht zuhause war. s. hatte noch eine schwester, die bei der mutter gelebt hat, auch sie wohnte mit dort. sie hat uns immer reingelassen, während die mutter *arbeiten* war.
s. mutter hatte drei oder vier von den hunden, die ihre absoluten lieblinge waren, die waren mit im haus, sahen auch halbwegs gepflegt und gut genährt aus, der rest, die draussen waren, waren mehr oder weniger in erbarmungswürdigem zustand. das fell von hinten bis vorne dreckverkrustet, viele mit bisswunden und viele unterernährt und alle voller ungeziefer.
collies sind ja von natur aus eigentlich sanftmütige wesen, aber diese waren schlimmer wie wölfe, ich war mittelmäßig entsetzt über diese zustände dort.
dann gab es welpen, klar, die tiere waren nicht kastriert und haben sich fleißig und leider auch völlig unkontrolliert vermehrt, dabei kam es auch zu merlexmerle verpaarungen, wo nicht lebensfähige oder aber eben behinderte welpen draus hervorgingen. anfangs wollte s. mutter das große geld mit den hunden machen, aber irgendwann war ihr das zu lästig und sie hats aufgegeben. die überschussware wurde zwischen die großen geworfen, das sie tot gebissen werden, einen wollte sie als rarität behalten.
und genau der ist mir im haus über den weg gelaufen. s. schwester hat ihn immer reingeholt, wenn die mutter nicht da war, er war zu dem zeitpunkt fünf monate alt, konnte kaum stehen, geschweige denn laufen, war nur noch haut und knochen unter dem fell, die augen, die nicht vorhanden waren, weil sie sich nicht weiterentwickelt haben im mutterleib, waren hochgradig entzündet, und man konnte die flöhe in dem weissen fell nur so rennen sehen.
als ich ihn das erste mal sah, musst ich weinen, so ein häufchen elend hatte ich vorher noch niemals gesehen. ich habe ihn gestreichelt, er war so dankbar für ein bisschen zuneigung und habe ihm versprochen, das ich ihn da raushole.
wenn er im gehege bei den anderen war, die haben ihn immer gebissen, in einer ecke stand ein stapel alter tische und stühle, dort ist er immer druntergekrabbelt, weil er dort in sicherheit war. ich habe mitbekommen einmal, wie die großen ihn zwischenhatten, sein schreien ging durch mark und bein.
einmal die woche fuhr s. mutter zum schlachthof, schlachtabfälle holen, einen riesensack voll, wenn sie damit nachhause kam, zog sie sich gummistiefel an, bewaffnete sich mit einem großen knüppel und ging damit ins hundegehege. das musste sie, sonst hätten die hunde sie angefallen. dann wurde rechts und links mit dem knüppel in die hunde geschlagen, der sack ausgekippt und der rückzug angetreten.
der kleine hat davon natürlich so gut wie nichts mitgekriegt, deswegen hat s. schwester ihn schonmal ins haus geholt, das er überhaupt was zu fressen kriegt.
ich habe meine mutter angerufen, am telefon wie ein schlosshund geheult und ihr von dem kleinen erzählt, habe gebettelt, das wir ihn da irgendwie rausholen, weil er sonst irgendwann tot sein würde. meine mutter hat versprochen, sich umzuhören, ob jemand den hund haben will.
natürlich wollte keiner, wer tut sich so einen hund an, und nach ein paar wochen kam sie zu mir und meinte, sie hätte lange nachgedacht, wir würden den hund nehmen.
ich war so happy, das der kleine da rausgeholt werden sollte, habe s. angerufen und ihr gesagt, das wir den hund nehmen würden und ihn abholen kommen wollten.
so sind wir dann nach heimbach gefahren, meine mutter, meine oma und ich, s. mutter war wieder nicht da, und s. schwester hat uns den hund gegeben, sie war selbst froh, das er dort rauskam. ihre mutter hätte den hund nie und nimmer weggeben, sagte sie, deshalb müssten wir ihn jetzt, wo sie nicht dawar, mitnehmen, sonst würden wir ihn nicht kriegen.
gesagt, getan, wir sind wieder nachhause gefahren, meine oma hatte den kleinen auf dem schoß und sie und meine mutter waren gleichfalls entsetzt über die zustände dort und den zustand des hundes.
daraufhin wurde gleich beschlossen, das veterinäramt und das ordnungsamt zu informieren, das eingeschritten wird dort.
s. erzählte mir dann ein paar tage später, das ihre schwester von der mutter, als die abends nachhause gekommen ist, fürchterlich prügel bezogen hat, weil sie den hund weggeben hat und fremde aufs grundstück gelassen hatte.
meine mutter hat denn den amtsvet und das ordnungsamt angerufen, hat geschildert, was ich und sie dort gesehen haben, es wurde uns zugesichert, das etwas dagegen unternommen wird, man wüsste zwar um das problem, aber hätte bis jetzt auch nicht wirklich was zu beanstanden gehabt.
es hat trotzdem noch ewig gedauert, bis die behörden dort mal aktiv wurden, mehrere monate noch, bis der druck aus der bevölkerung in heimbach zu stark wurde.
als es dann soweit war, sollten die hunde eingefangen werden, und in tierheime, bzw. pflegestellen gebracht werden.
das war nicht möglich, sie waren so aggressiv und gestört, das man sich letztenendes dazu entschlossen hat, das sie, bis auf wenige ausnahmen, erschossen werden sollten, das wurde dann auch gemacht.
s. mutter hat sich mit ihren lieblingen im gepäck von heimbach nach weiler in der ebene abgesetzt, dort hat sie eine zeitlang gewohnt, die hunde waren dort in einer scheune untergebracht, und von dort ist sie ins dreiländereck gezogen, weil sie einen mann kennengelernt hat, sie haben sich dort einen hof gemietet.
was ich damals nicht wusste, war, das sie sich mit diesem mann zusammen statt auf hunde, auf pferde spezialisiert hatte, nämlich pferdediebstahl, das war schon 1988.
sie haben zusammen s. so unter druck gesetzt, wie gesagt, sie war oft bei mir, hatte sich aber irgendwie verändert, hat mir auch immer so komische andeutungen gemacht, ich konnte nur leider nichts damit anfangen, jedenfalls hat s. ihnen erzählt, das ich ein islandpferd hätte, was in pension stände bei einem islandpferde-menschen, und das da noch ganz viele andere waren.
es kam, was kommen musste, als racheakt für die entführung des hundes haben s. mutter und ihr freund eines nachts von dem pensionsbetreiber zwei isländer von der weide gestohlen, ich habe erst erfahren, wer das war, als die polizei bei uns im hof stand und mich als zeuge haben wollte.
ich konnts nicht glauben, war aber leider so. ich habe s. bei der polizei sitzen sehen, ebenso ihre mutter und deren freund, aber wir durften ja nicht miteinander sprechen.
das war das ende unserer freundschaft, die gestohlenen pferde sind nach über einem jahr wiedergefunden worden, in desolatem zustand, eins in lüttich auf dem pferdemarkt, das andere in mönchengladbach bei einem pferdehändler. da sind wir auch wochenlang durch die eifel gefahren und haben die tiere gesucht, weil immer wieder hinweise kamen, das sie bei dem oder dem händler seien, und der da und da weiden hätte.
unser kleiner, josef getauft, hat sein neues leben genossen, erstmal nur geschlafen und gefressen, sonst nichts. der tierarzt wollte ihn einschläfern, als er gesehen hat, in welchem zustand josef war, aber meine mutter hat gesagt, wir versuchen es, einschläfern können wir immer noch.
er hat sich prächtig entwickelt, ein wunderschönes tier, leider kamen später massive epileptische anfälle dazu und mit 5 jahren wurde darmkrebs diagnostiziert.
da haben wir ihn schweren herzens einschläfern lassen, aber er hatte wenigstens die viereinhalb jahre ein lebenswertes leben, was er auf dem hof von s. mutter nicht gehabt hätte, er wäre wahrscheinlich gar nicht erst so alt geworden.
eins gibt es, was ich im leben nicht vergessen werde, bei dem ganzen dreck und elend da auf dem hof, hing unten am tor ein schild mit großen buchstaben:
Colliezwinger vom Heimbachtal - VDH Mitglied