Ich hab mir am Samstag - zum ersten Mal - eine Folge der Sendung mit Rütter angesehen, und zwar deshalb, weil "unsere Kinder" sie ansehen. Unsere Kinder - das sind Kinder aus der Nachbarschaft, die regelmässig meine Hunde besuchen.
Soweit es sich auf die Folgen vom Samstag beschränkt, kann ich hier wenig Negatives dazu sagen. Ausgesprochen
gut fand ich, was er (bei dem Welpen) bezüglich "Grobheiten" bei der Erziehung gesagt hat.
Ich pflege sicherlich weder einen sonderlich "unsanften" noch einen ausschließlich "sanften" Erziehungsstil; meiner Erfahrung nach sind Erziehungsmittel abhängig sowohl vom einzelnen Hund, als auch von der speziellen Situation. Und - es sollten eben ganz bewusst eingesetzte Mittel sein und nicht Ausdruck meiner eigenen momentanen Hilflosigkeit oder sonstiger gefühlmotivierten Mittel. Wut und Zorn haben genau so wenig mit Erziehung zu tun, wie naive Großzügigkeit.
Nach dem Lesen dieses Threads hier glaube ich sehr wohl, dass ein Martin Rütter mir bei öfterem Hinsehen sicherlich
nicht sonderlich sympatisch wäre. Das widerum ergibt sich aber schon fast automatisch auch aus der Tatsache, dass er solche Sendungen dauerhaft durchzieht. Denn wir reden hier nun mal von den Medien und Medien leben vor allem von Selektion und nicht von Realitäten. Gesendet wird also nur, was auch ins Format passt und eben auch der Trainer selbst muss ins Format passen.
Und soweit weiss ich dann doch über einen Martin Rütter, als das mir durchaus klar ist, dass Medien und Rütter mehr als nur gut zusammenpassen. Dass sich seine bemängelbaren persönlichen Eigenschaften unter so viel "Hype" richtig gut entwickeln und zum Vorschein kommen, finde ich eigentlich nur logisch.
Dass auch Hundetrainer nur Menschen sind und eben keine allwissenden omnipotenten Gurus finde ich durchaus legitim. So hab ich zB durchaus
kein Problem damit, wenn ein Trainer Angst vor Hunden hat. Mir machen manche Hunde auch Angst und dann lass ich selbstverständlich die Finger davon; oder mir ist schnell klar, dass ich bei bestimmten Problemen einfach überfordert wäre und überlasse den Fall anderen. Das Problem bei Rütter ist wohl eher, dass er das
so nicht zugeben mag oder kann. Das allerdings ist ein persönliches Problem, kein schlechtes Training.
Trainer von dieser Sorte gibt es allerdings wie Sand am Meer. Als Cara noch ein kleines angstverschrecktes Häufchen Panik war, wurde mir ebenfalls ausschließlich blanker Unsinn an meinen damals noch völlig ahnungslosen Kopf geworden. Dass ich sie besser einschläfern lassen sollte (!), war ebenso dabei, wie dass ich es eben nur oft genug versuchen sollte (sie mit Spielzeug aus ihrem Versteck zu locken).
Dass ich all diese "guten Ratschläge" nicht umgesetzt habe, hat zum einen mit meiner Erwartungshaltung zu tun (ein bißchen auch mit meinem eigenen Sturkopf
). Ich suchte jemanden, der ihr wenigstens eine Chance gibt. Und die Befragten wollten oder konnten dies offensichtlich nicht. Zum anderen mit dem guten Ratschlag, den mir mal mein Tierarzt gegeben hat: lass dir niemals von anderen Leuten sagen, wie dein Hund ist. Es ist
dein Hund. Womit er natürlich nicht meinte, dass ich mir nix sagen lassen soll. Nur, dass
ich die Verantwortung für ihn habe - und sie nicht an irgendwelche Dritte abgeben soll, ganz egal was sie mir erzählen.
Ich hab ein gutes Jahr gebraucht, bis ich einen Trainer fand, der sowohl wollte - als auch konnnte. Der erzählte mir dann auch nicht, wie mein Hund ist - sondern
warum sie so ist, wie sie ist. Übrigens auch so ein Trainer, den viele ganz ganz fürchterlich finden (Franz Breitsamer). In weiten Teilen meiner persönlichen Erfahrung nach zu Unrecht, in einigen Punkten aber sicher nicht unbegründet.
So hat sich dann wohl auch meine Erwartungen an Trainer gebildet: er soll
mir und
meinem Hund in
einer konkreten Situation helfen können. Was er sonst noch tut, lässt oder denkt - ist mir - erstmal - ehrlich gesagt völlig wurscht.
Ohnehin glaube ich eh nicht, dass es
den perfekten Trainer gibt. Es gibt ja auch keinen perfekten Psychologen oder einen perfekten Arzt für rundum alle Problemfragen. Irgendwann steht
jeder vor
dem Hund, mit dessen Problem er nicht fertig wird. Wie sagt Katja Saalfrank so schön "es gibt keine Problemkinder, nur Eltern die mit einem Problem nicht fertig werden" - und das gilt eben auch für Halter, aber auch für Trainer. Auch ein Günter Bloch hat schon Hunde abgelehnt und die Einschläferung empfohlen - und ein anderer hat es hinbekommen. Wir folgen alle nur unseren Überzeugungen, gebildet aus unseren eigenen persönlichen Erfahrungen. Empfehlungen zum Einschläfern in einem solchen Zusammenhang finde ich deshalb grundsätzlich nicht legitim - ganz egal von wem.
Der Trainer, bei dem ich wirklich ganz massive dicke Halsvenen kriege ist auch so einer, der gerne als "Guru" verkauft wird: Anton Fichtlmeier. Aber selbst dem will ich bestimmte Fähigkeiten durchaus nicht absprechen. Auch von ihm hab ich durchaus ein paar gute Dinge gelernt.
Ein "schlechter" Trainer wäre für mich jemand, der mit unangepasst indiskutablen Mitteln arbeitet und/oder durch hilflose Versuche Problematiken noch verschlimmert. Er muss mir nicht zuhören, wenn er dann wenigstens meinem Hund "zuhört". Der individuelle Situationen nicht berücksichtigt oder sich gar überhaupt nicht danach erkundigt.
Allerdings sehe ich hier dann auch immer eine Mitwirkung des Halters. Viele (zuuu viele) Halter machen es sich ja auch absolut leicht: aus der Tatsache, dass sie keine Ahnung haben, ziehen sie den Schluss, dass jemand anders das Problem lösen soll. Sie suchen nicht Hilfe bei
ihrer Erziehung - sondern sie wollen sozusagen ihren Hund "repariert" haben. So ähnlich wie bei einem Auto: ein guter Mechaniker wird das Problem schon lösen. Hier ein Schräubchen drehen, dort eine Mutter festziehen - und fertig. Da will man sich schließlich nciht mit der gesamten Technik von Autos auseinandersetzen, sondern überlässt das anderen. Trifft beim Auto ja auch zu - ich kann ein guter Fahrer sein, obwohl ich keine Ahnung, von deren Funktionsweise habe. Gilt aber eben nicht für Hunde !!!
Und diese Art von Denkweise wird durch
alle diese Sendungen indirekt noch geschürt. Durch manche mehr, durch andere nicht ganz so schlimm. Das Format der Rütter-Sendung zeigt immerhin auch einzelne isolierte Probleme bei ansonsten gut erzogenen Hunden. In anderen Sendungen hab ich bisher nur und ausschließlich Hundehalter gesehen, denen man eigentlich erst noch hätte erklären müssen, was die Unterschiede zwischen Hund-Mensch-Auto sind. Von daher finde ich sie tragbarer als andere. Mir im Rahmen einer solchen Sendung aber eine Meinung von der Qualität eines Trainers zu bilden - dafür eignet sich eine Fernsehsendung meiner Meinung nach gar nicht.
Auch ein Fichtlmeier zB kommt vor der Kamera immer gut rüber, gerät aber live sehr schnell aus der Fassung, wird dann ausfallend und beleidigend, brüllt herum und sucht sich auch immer gerne jemanden, den er als schlechtes Beispiel wirkungsvoll vorführen kann. Und niemand glaubt wohl im Ernst, dass eine Sendung so etwas nicht rausschneiden würde. Ein Trainer zu dem ich nicht gehen würde, ist Fichtlmeier aber in meinen Augen nicht ausschließlich wegen dieses Verhaltens - sondern weil er sich einbildete, meine Cara innerhalb von Sekundenbruchteilen beurteilen zu können. Und ihr Rechte absprechen wollte, die ich ihr sogar ganz explizit zugestehe. Dabei hatte ich lediglich ein Seminar besucht, aus ganz allgemeinem Interesse, nicht wegen Cara. Das Seminar vorzeitig verlassen habe ich dann allerdings wegen Cara - sie stand nach seinem Auftritt nur noch da und zitterte am ganzen Körper. Ich lasse ganz sicher nicht zu, dass mein Hund vorgeführt und dabei auch noch in Angstzustände getrieben wird. Das ist dann in meinen Augen ein wirklich übler Trainer. Hunde wie Cara runter und klein zu machen - dafür braucht's net wirklich besondere Fähigkeiten, Erfahrungen oder Wissen. Aber solche Erfahrungen kann man wirklich nur live machen - sicher nicht im Fernsehen.