Ich find es erstaunlich zu sehen, wie alle nach individuellem Training rufen, aber selber mit pauschalen Urteilen sehr schnell bei der Hand sind.
Die Aussage "mein hund soll nicht fürs futter arbeiten oder für futter hören. er soll es tun weil er mich respektiert" hört sich ja toll an, besser finde ich noch "mein hund soll nicht fürs futter arbeiten oder für futter hören. er soll es tun weil er mich liebt"!
Fakt ist aber, jeder Hund braucht eine Motivation, und die muß ihm der HH geben. Das kann Vermeidung von negativen Konsequenzen sein, das kann Bedürfnis nach sozialer Nähe sein, das kann die Gewissheit sein, der Mensch ist der Verwalter wichtiger Ressourcen für den Hund.
Wenn man feststellt daß der Hund "den mittelfinger zeigt, wenn ich keine leckerchen mehr hatte und hat nix mehr gemacht oder gehört" , dann liegt das nicht am Leckerchen sondern daran, daß damit falsch gearbeitet wird.
Spätesten wenn man merkt, daß der Hund sich immer erst vergewissert, ob Leckerchen dabei sind und sonst nicht gehorcht, dann ist es Zeit, vom Hund das Erlernte einzufordern. Das allein fällt ja schon vielen sehr schwer!! Dafür sind aber nicht die Leckerchen verantwortlich!
Und wenn man danach, also nachdem der hund gehorcht hat, den Hund bestätigt, dann kann man das auch mit Leckerchen tun!
Wichtig ist, das Lob/die Bestätigung der "Leistung" des Hundes anzupassen. Wenn der sich für jedes banale "Sitz" natürlich schon aus dem prall gefüllten Futterbeutel bedienen darf oder den ball geworfen bekommt, womit will man ihn dann belohnen, wenn man ihn aus dem Spiel mit anderen Hunden, von der Rehspur, von der heißen Hündin abrufen will??
Es gibt wenige Leute, die in der Lage sind, so zu loben, daß der Hund dafür alles tut! Und das ist nicht nur eine Frage des Lobens sondern der Beziehung insgesamt. Wenn mein Hund mich als seinen Problemlöser verstanden hat, weiß, daß das was ich sage, auch durchgesetzt wird, weiß, daß ich verläßlich und berechenbar bin, daß er mit mir auch tolle Dinge erleben kann, daß ich ihn mit allem versorge, was er braucht, aus diesen und vielen anderen Dingen setzt sich eine gute Beziehung zusammen. Hab' ich die, dann kann ich weitestgehend auf Belohnungen verzichten.
Es ist aber sicherlich kein Maßstab für die Güte der Beziehung, ob ich mit oder ohne Leckerchen arbeite! Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft! Das gilt, so denke ich, auch für die Mensch-Hund-Beziehung!