Mitschrift Vortrag "Angst/Aggressionsverhalten", Thomas Baumann, 09.10.2007 , D'dorf

lektoratte

KSG-Geekgirl™
15 Jahre Mitglied
Mitschrift / Zusammenfassung des Vortrags
Angst/Aggressionsverhalten
Ursachen, Auswirkungen und Lösungsmodelle bei unterschiedlichem
Konfliktverhalten bei Hunden

von Thomas Baumann am 09.10.2007 in Düsseldorf

1) Allgemeine Eindrücke:
Ort, Publikum, Organisation:
Der Vortrag fand im „Chapiteau“ statt, einem (ehemaligen?) Zirkuszelt, das offenbar immer dort steht, wo es steht.
D.i: Gegenüber dem Stadion usw., wo an diesem Abend diverse Fußballmannschaften Training hatten - mit den Gästen des Vortrags zusammen machte es dieser Umstand fast unmöglich, einen Parkplatz zu finden, zumindest mir. Aber ich hab’s ja auch trotz Navi geschafft, mich auf dem Hinweg dreimal zu verfahren… ;)
Es waren nach meiner groben Schätzung ca. 150 -200 Leute da, davon wieder geschätzte 80% Frauen. - Und einige Hunde. Meiner aber nicht. :D

Wegen der Parkplatznot wurde ca. 15 Minuten später begonnen, was gut war - so war ich tatsächlich nicht zu spät. Platz hatte ich zwar (Darla war so lieb, mir einen freizuhalten), aber trotzdem is’ so was ja immer ein bisschen peinlich.

Vortrag / Präsentation:
War von der Gestaltung okay - ich habe schon „Damit wir uns verstehe“ etwas unstrukturiert gefunden, und genauso war auch der Vortrag, was eventuell die Mitschrift etwas schwer zu lesen macht. TB neigt dazu, im Thema hin und herzuspringen.

Der Vortragende:
Machte an sich einen guten Eindruck. Was die Anwendung von „Zwang“ angeht, kam er mir erschreckend defensiv vor (zwar auf offensive Art und Weise, aber irgendwie so im Rechtfertigungszwang :D ) - vor allem, wenn man bedenkt, wie „Zwang“ hier offensichtlich interpretiert wird (siehe Mitschrift). Muss hier kritisch anmerken, dass ich Hundetrainer kenne, die behaupten, weniger oder „keinen“ Zwang anzuwenden, sondern sich „lediglich durchzusetzen“, und wesentlich stärker auf den Hund einwirken.

In anderen Worten:Ich hätte mir daher problemlos viel Dramatischeres vorstellen können als das, für das Baumann sich rechtfertigte oder quasi entschuldigte.
Muss mich denen anschließen, die sagen: Wer Baumann grundsätzlich in die Starkzwang-Ecke steckt und für einen gnadenlosen Hundezusammenstaucher hält, hat ihn in der Tat nicht verstanden - oder ihm nicht zugehört.

Es gab ein bisschen Werbung für sein Konzept und seine Methode - ich vermute mal, dass das der Grund für diese Vorträge ist, von daher - es sei ihm gegönnt. Klappern gehört zum Handwerk, und ich habe schon Leute erlebt, die penetranter für sich Werbung gemacht haben.

Ansonsten empfand ich seine Art als sehr wohltuend - man bekam den Eindruck, dass er sich nicht die Welt so redet, wie sie „seiner Theorie entspricht“, wohl, weil er keine „richtige“ Theorie hat, sondern eben überzeugt davon ist, dass jeder Hund anders ist und keine Maßnahme bei jedem Individuum gleich gut funktioniert.

Wenn er das wirklich so umsetzt (praktisch arbeiten gesehen habe ich ihn ja nicht), halte ich das für ziemlich erfolgversprechend.

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Aber mal weiter im Text:

(Ich schreib das hier einfach so runter, wie ich es mitgeschrieben habe. Es mäandert so durch das Thema, aber das macht ja nix. - Komentare von mir in purpur, weil's so schön ist)

In der Einleitung warnte TB davor, Hunde zu sehr zu vermenschlichen, sagte aber auch, dass Hunde und Menschen sich bezüglich ihrer Emotionen recht ähnlich sind, und dass es dort gewisse Vergleichbarkeiten gibt. (Wer meine Posts liest, wird wissen, dass das Wasser auf meine Mühlen war. :D) - Auch im Agressionsverhalten.

Für Hunde wie für Menschen gilt: Stress gehört zum Leben. Und wer seinen Hund vor jedem Stress bewahrt, tut ihm im Prinzip keinen Gefallen - irgendwann kommt er sowieso, und dann hat der Hund nie gelernt, damit umzugehen. Und bekommt unter Umständen ein echtes Problem.

Hunde wie Menschen benötigen soziale Ansprache. Sehr interessant auch im Hinblick auf den „Leinenruck“-Thread fand ich TBs Aussage, dass viele Hunde, die von klein auf emotionslos mit dem Clicker gearbeitet würden, keine Beziehung zu ihren Menschen entwickeln würden - die schauen nur noch auf den Futterbeutel, nie auf die Person, weil sie nie gelernt haben, dass das, was sie machen, keine „Arbeit für Fressen“ bzw. ein anderes „Suchtmittel“ wie den Ball ist, sondern soziale Interaktion.
[Anmerkung: Er sagte auch, das sei nicht bei allen Hunden so, aber er hätte mehr als einen gesehen, wo durch das Clickern die emotionelle Verbindung zum Besitzer komplett fehlte und der Hund den Bes. nur als Futterspender sah. Ich vermute mal, er kriegt eher die Fälle zu Gesicht, bei denen es schiefgelaufen ist - warum auch immer.]

Gerade bei problematischem Verhalten (das ja nie ohne Ursache auftritt) könnte man davon ausgehen, dass ohne (sanften) „Druck“ keine langfristigen Erfolge erzielt werden könnten. Konfliktvermeidung sei immer nur eine Lösung auf Zeit, aber um einen Konflikt lösen zu können, müsse man sich mit ihm auseinandersetzen, und das täte kein Hund freiwillig.

Ich ziehe mal ein Beispiel vor. Dieser Druck kann darin bestehen, mit einem Hund an einen Angstauslöser langsam heranzugehen, bis der Hund gerade unruhig wird. Dann dort stehenzubleiben, aber zu verhindern, dass der Hund den Abstand wieder vergrößert und den Konflikt vermeidet. So lange wartet, bis der Hund sich stabilisiert hat, und dann wieder etwas dichter heran geht. Usw. „Druck“ bedeutet hier, den Hund daran zu hindern, einfach das Weite zu suchen, aber nicht, ihn aktiv an den Angstauslöser heranzuzerren, Fluchtversuche massiv zu unterbinden o.ä. Sowas ist nach TB sinnlos und kontraproduktiv.

Menschliche Emotionen sollten allerdings aus dem Spiel bleiben: Der Druck muss erfolgen, weil er notwendig ist, aber nicht, weil „man sauer ist“, der Hund „gestraft werden muss“ oder „gefälligst zu folgen hat!“ o.ä.
(Für mich ist das ein sehr hehres Ziel, aber grade weil ich nicht immer die besten Nerven habe, denke ich, der Mann hat völlig Recht!)

So - nächster Punkt:
Was fühlt der Hund, wenn er „aggressiv“ wird?

... im nächsten Beitrag
 
1. Der ängstliche Hund
Der ängstliche Hund zeigt hpts. Meideverhalten, man kann aber noch unterscheiden:

Distanz: etwas nicht wollen
Unsicherheit: sich nicht trauen
Angst: eine emotional empfundene existenzielle Bedrohung

Angst entsteht durch:
Genetische Disposition:
zB Geräuschempfindlichkeit bei Bearded-Collies.
Daumenregel für eine genetische Disposition: Wenn der Hund eine Sache, die ihm schwerfällt (zB Treppen laufen), in einer bestimmten Situation, in einer bestimmten Umgebung, nach ausreichendem Training beherrscht, aber nur dort, und die gewonnenen „Erkenntnisse“ nicht auf vergleichbare andere Situationen übertragen kann, liegt etwas vage eine genetische Disposition vor. Mit einem solchen Hund fängt man in jeder etwas anderen Situation immer wieder ganz von vorne an.
So etwas kann man nicht ändern, nur modifizieren/ manipulieren.
Beispiel: Kanalisierung von Schussangst auf Aggression (Schutztrieb) früher in der Diensthundeausbildung.

Umweltdefizite:
Mangelerfahrung
Negativerfahrung
Sind dagegen Form- und wandelbar, etwa durch kontrollierte Desensibilisierung oder Umkonditionierung bei negativ belegtem Reiz.
Gleiches gilt für eine typische
Fehlkonditionierung (menschl. Erziehungsfehler:(
Beispiel „Leinenaggression“ oder „konditionierte Gewitterangst“ (bei der gewitterängstliche Besitzer dem ob dieser Tatsache anfangs nur etwas nervösen Hund tröstend zureden).

Allerdings: Auch hier differenzierte TB: So kann seiner Ansicht nach ein Hund, der in einer Stresssituation Angst zeigt, durchaus gelobt und bestätig werden - wenn er gerade dabei ist, sich zu stabilisieren. Bestätigt wird dann nicht die Angst, sondern deren Abklingen. Das baut den Hund auf und zeigt ihm, er ist auf dem richtigen Weg. Er wird dort nicht allein gelassen mit seiner Angst und Unsicherheit, er wird „vorwärts gelobt“ und aufgebaut.

Letzter Punkt: Gesundheitliche Probleme können Angstverhalten erzeugen oder begünstigen.
Beispiel: Hund hat Schmerzen, will keinen Kontakt zu Artgenossen, hält sie sich vom Hals durch Aggression, hat Erfolg und das Verhalten wird bestätigt.

Therapeutische Ansätze bei Angstverhalten:

A Konfliktbewältigung statt Konfliktvermeidung
B Stresszonentherapie - „positive Angsterlebnis“. Die Überwindung von Angst baut auf.
C Führungsanspruch erhöhen - Verhalten souverän steuern
D Mental-Training LaKoKo - Training für den Hundeführer: Ruhe anstelle von Stress.

A: Konfliktbewältigung:
Wichtig: Der ängstliche Hund nähert sich dem Konfliktherd, nicht umgekehrt.

B: „Stresszonentherapie“:
Kurz gesagt: Die „Stresszone“ ist die Zone, wo der Hund unruhig wird, aber noch keine Panik bekommt. Er würde gern wieder gehen, reagiert aber noch nicht mit Panikattacken, wenn ihm das verwehrt wird. Also wird er vom Hundeführer in die Stresszone gebracht und dort so lange gelassen, bis er sich stabilisiert. Dann wird er einen Schritt näher herangeführt us. Die Stresszone wird so immer kleiner, und die Panikzone auch, bis (hoffentlich) am Ende eine stressfreie Auseinandersetzung mit dem Konfliktherd KH möglich ist. - Wichtig ist, dass nicht zu schnell vorgegangen wird - gerät der Hund in Panik, wird der Abstand sofort wieder vergrößert.

C: Führungsanspruch erhöhen:
Die Entscheidungsfreiheit des ängstlichen Hundes führt in jedem Fall zu Konfliktvermeidung. Und damit zu keiner Lösung. Über den „Führungsanspruch“ erreicht man ruhige, souveräne und vor allem vertrauenswürdige Vorgaben für den Hund zur Verhaltenskoordination. Eine starke, vertrauenswürdige Führung gibt Sicherheit.

D: Mentaltraining LaKoKo (LAngsam, KOnzentriert, KOordiniert)
Der Schlüssel zum Erfolg ist immer der Hundeführer
Wird mit 20% der normalen Geschwindigkeit durchgeführt.
[Habe mir noch notiert: „Richtungsvorgabe bei 100%, weiß aber nicht mehr, was gemeint war.]
Das Training arbeitet mit Motiviation über hohen Bindungscharakter, kein Spielzeug, kein Leckerli, weil das manche Hunde extrem aufputscht.
Das Training wirkt gut bei sensiblen Hunden, frustrative Hunde wie manche Terrier reagieren gelegentlich eher pampig, weil sie keine Lust haben, sich so zurückzunehmen, und dann auch das Bedürfnis haben, das ihrer Umwelt mitzuteilen. :D

Ein grobes Bild des Stresszonenmodells ist unten angehängt.

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2.: Der aggressive Hund
Es gibt grob gesagt drei Grundmotivationen dafür, dass ein Hund „aggressiv“ reagiert:
  • Aus Angst/Unsicherheit - ca. 70%
  • Aggression als Folge von Frustration - ca. 25%
  • Dominanz - max. 5%*
*zu C gab es einen kleinen Exkurs, um klarzustellen, worum es geht. Ein Hund, der auf dem Sofa liegt und knurrt, weil er runter soll, oder man etwas von ihm will, verteidigt Ressourcen, seinen Mittagsschlaf oder seine Individualdistanz. Ein „dominanter“ Hund sucht die Auseinandersertzung vorwiegend dann, wenn man nichts von ihm will, er „fängt von sich aus Streit an“, um die Rudelführung zu übernehmen. Nach TB sind solche Auseinandersetzungen bei Hunden für gewöhnlich auf Artgenossen beschränkt, nur sehr, sehr wenige Hunde übertragen dieses Verhalten auf den Menschen (!)

Allgemein ist zu Aggression zu sagen, dass sie eine Verhaltensweise oder Strategie ist - sie ist ein „Sekundärverhalten“ und entsteht normalerweise nicht einfach so zum Selbstzweck.

[Ausnahme, von mir angemerkt: Organische Erkrankungen, die zB mit Stimmungsschwankungen und „Wutanfällen“ einhergehen, zB „Cockerwut“]

Der Hund greift immer auf dieses Sekundärverhalten zurück, wenn es für ihn notwendig oder vorteilhaft ist.
Die Intensität ist dabei abhängig von Konditionierung und Veranlagung.

Da der ängstliche Hund oben schon geschildert wurde, geht es gleich weiter mit Punkt B. [Und genau das meinte ich mit „etwas unstrukturiert“ ;)]

B. Aggression durch Frustration:
Entsteht durch eine Unterbrechung im Zyklus: Trieb (Bedürfnis, etwas Bestimmtes zu tun oder zu bekommen) -> Aktion, um Triebziel zu erreichen -> Triebbefriedigung
Bleibt die Triebbefriedigung aus oder wird irgendwie blockiert, entsteht Frustration und daraus auch Aggression.

Was tun, etwa bei Futterverteidigung durch einen Welpen?
a) Defensive Aggression, Hund knurrt oder „brummelt eher in seinen Bart“, tut aber nichts:
Ignorieren
b) Aktive Aggression (Hund schnappt:( Blockieren, etwa durch Schnauzengriff.
Wichtig wäre hier, dass nach der Blockade dem Hund das Futter nicht „als Strafe“ entzogen wird, da das genau das Falsche bedingt und die Situation ein für allemal mit Megafrust verknüpft. Die Verknüpfung sollte aber sein: „Aktive Aggression wird nicht geduldet, Akzeptanz der Maßregelung und Wohlverhalten wird belohnt!“

Es wurde noch einmal betont, dass aber jede Entscheidung eine Einzelfallentscheidung ist, und dieses nur ein Beispiel, kein Patenrezept ist. Während sich eine solche „Blockade“ zB beim Welpen noch gut und sicher durchführen lässt, sollte bei erwachsenen Hunden sehr überlegt und am besten unter fachkundiger Anleitung vorgegangen werden.

Die „Blockade“ der Aggression führt dazu, dass die Aggression abgebrochen und das darunter liegende Problem freigelegt wird, sodass daran gearbeitet werden kann.

[Hallo, Bürste… :hallo:]

Es wurde noch einmal betont, dass gerade bei frustrierten Hunden sehr wichtig ist, dass der durch die Blockade vergrößerte Frust kompensiert wird. Ziel ist die Verknüpfung: „Nur Aggressionsfreies Verhalten führt zum Erfolg“ - und Erfolg darf nicht nur das „Ausbleiben von Strafe“ sein! Der Hund wird also, auch wenn er Aggression gezeigt hat, für anschließendes richtiges Verhalten gelobt/ belohnt.

Erst wenn dieses Verhalten gefestigt ist, sollte man zum "Spielautomatenprinzip" (Belohnung in unregelmäßigen Abständen) übergehen, um die Motivation zu erhöhen.

Weitere Ursache, die im weiteren Sinne zum Frustrationskomplex zählt, ist Aggression durch mangelnde geistige Auslastung, etwa von Arbeitshunden wie Mali oder Border Collie.
Der Mali wurde in diesem Zusammenhang übrigens wegen seines ausgeprägten Triebverhaltens übrigens ausdrücklich als „Problemhund“ erwähnt. In Berlin scheint es einige Malizüchter zu geben, die überzählige Welpen als „ideale Familienhunde“ verschleudern [und TB vermutlich damit ein regelmäßiges Einkommen bescheren… so direkt hat er’s nicht gesagt, aber schon, dass sie solche Hunde sehr oft sehen.]

In diesem Zusammenhang sprach er sich übrigens ausdrücklich gegen das pauschale: „Ein Mali muss beißen und VPG machen, dann hat er auch keine Verhaltensprobleme mehr“ aus.
Die grundsätzlichen Probleme verschwinden durch VPG nicht - vielleicht eher im Gegenteil, weil Hund lernt, dass er Erfolg hat
[ich weiß nicht, ob die Schlussfolgerung in Kursiv, also der zweite Teil der Notiz,von mir stammt oder etwas wiedergibt, dass TB gesagt hat. - Aber dass Verhaltensprobleme beim Mali nicht automatisch durch VPG verschwinden, hat er definitiv gesagt.]

Als ideale geistige Auslastung für den Hund (ohne den HuFü wahnsinnig zu machen :D) führte TB die Zielobjektsuche an: Hund muss bestimmte sehr kleine Gegenstände (zB Büroklammern, Feuerzeug) auf großem Gelände unter erschwerten Bedingungen suchen - das sei für jeden Hund eine geistige Höchstleistung (wegen der erforderlichen Konzentration), und damit hätte sie gerade bei aufgedrehten Arbeitsjunkies (Mali, Border und Co) sehr gute Erfahrungen gemacht. - Dann sei der Hund vom Kopf her müde, was auf jeden Fall einfacher zu erreichen ist, als manche Powerpakete über Bewegung auszulasten.

Als einen weiteren Frustgrund führte er die heutige „leinenfreie und zwanglose Welpenerziehung“ an:

Beispiel: Der Familienlabbi geht in die Welpenspielstunde, sieht nie erwachsene Hunde, darf alles (er soll ja viel kennenlernen und gut sozialisiert werden), darf zu jedem hin. Mit nem halben Jahr wird er zu groß dafür. Welpenstunde ist vorbei, weitere Kurse sind zu lästig, „man hat ja das Gröbste hinter sich“ - dabei fangen die Probleme gerade erst an. Der jetzt nicht mehr niedliche sondern „aufdringliche“ Hund wird plötzlich nicht mehr überall so gern gesehen und bekommt Leinenzwang verordnet - was mir enormem Frust einhergeht, weil der Hund im wahrsten Sinne des Wortes die Welt nicht mehr versteht.

TB plädierte also sehr dafür, den Hund von Anfang an, natürlich „welpengerecht“ auf sein Leben als „großer Hund“ vorzubereiten, das selbstverständlich auch Zwänge enthält, um diese Frustphase zu vermeiden. Außerdem sollte der Besitzer es von Anfang an drauf anlegen, für den Hund immer am interessantesten zu sein.

[Anmerkung: Das finde ich oft leichter gesagt als getan, und der eine oder andere wird mir da zustimmen. Dafür ist nicht jeder Hund gemacht. ]

Zur Zwangsanwendung sagte er folgendes:
Auch wenn es seiner Ansicht nach ganz ohne nicht gehen kann [wobei er Zwang auch recht eng auslegt. Schon den Hund raustragen, wenn er auf den Teppich pischert, ist natürlich "Zwang"], hat die Anwendung von Zwang sehr deutliche Grenzen.

Ist die Dosis für das zu blockierende Verhalten zu gering, bilden sich Resistenzen und es kommt unter Umständen zu einer Steigerung des negativen Verhaltens.
Ist die Dosis zu hoch, kommt es zu psychischen und physischen Schäden und sozialer Disharmonie, die Beziehung zwischen Hund und Halter wird gestört.

Problem: Die Dosis richtig abzuschätzen und anzuwenden, kriegen die meisten Leute nicht auf Anhieb hin.
Auch dass die Emotionen außen vor bleiben (man übt Zwang aus, weil es notwendig ist, nicht, weil „der Hund es verdient hat!“ o.ä.) ist leichter erzählt, als dann wirklich umgesetzt.
[Wem sagt er das - seufz!]
Dabei ist das wirklich wichtig!

Damit waren schon fast 2 Stunden herum (diverse Exkurse und praktische Beispiele hab ich nicht mitgeschrieben)

Weiter geht es mit den Fragen des Publikums im nächsten Beitrag
 
3. Fragen aus dem Publikum
  • Es gab einige Fragen der Sorte: „Mein Hund hat…“ oder „Mein Hund macht immer…“ - dazu ist zu sagen, dass TB nie eine Ferndiagnose stellte und stets sagte, für eine aussagekräftige Antwort müsse er Hund, zuhause und die problematische Situation sehen.
  • LaKoKo: Alles ganz langsam machen: Ist das wirklich gut für den Hund?
In der Tat fällt es den meisten Hunden anfangs sehr schwer. Für Belang ist es eigentlich nur für den Hundeführer. - Und die meisten Hunde nehmen die Ruhe, die nachher vom HF ausgeht, dankbar auf.
  • Was, wenn beim Stresszonentraining der Hund sich einfach nicht stabilisiert?
Dann ist er nicht in der Stress-, sondern in der Panikzone. Er wird also aus dieser wieder in die Stresszone verbracht, und dort wird weitergemacht.
  • Was tun bei Gewitterangst?
    • Desensibilisierung, Verhaltensprogramm für den Halter, Lob bei Stabilisierung, auch wenn Hund noch ängstlich reagiert.
    • Wenn Hund und Halter draußen vom Gewitter überrascht werden, „Konflikt auf den Halter umlenken“ (leider hab ich mir nicht notiert, wie. Ich hatte kein Abendessen gehabt und langsam ging mir der Sprit aus.)
  • Gestresster Hund, der sich im Freilauf bei zuviel Action einen aus der Gruppe rausgreift und diesen „rundmacht“, um Stress/Frust abzubauen?
Anonymes Schleppleinentraining - Hund ist an der Schleppleine und bekommt Korrektursignale ohne Abruf oder Kommando - So wird sich Hund gelegentlich zum Halter umschauen und Rückfrage halten: „Darf ich jetzt? Was tun wir?“
[Anmerkung: Das funktioniert nach einiger Zeit tatsächlich. Zumindest bei unserem Hund. Der guckt jetzt an jeder Wegbiegung zu mir, welchen Weg wir nehmen sollen, und bei Hasen auch normalerweise erstmal zu mir. - Allerdings lag's bei mir weniger an meinem Genie, als daran, dass ich an manchen Tagen nur eine Aktion zurzeit gebacken kriege. :(]
  • Was tun bei Hund mit Angst vor Männern?
Langsame Desensibilisierung. Wichtig ist: Hund hat immer Erfolg
  • Wie draußen den „Führungsanspruch erhöhen“?
TB ist ein großer Verfechter des Halti. „Wer den Kopf kontrolliert, kontrolliert den Körper“. Am Halti darf nicht gerissen und nicht gezogen werden, es werden Impulse gegeben, und so dafür gesorgt, dass nicht mehr der Hund den Spaziergang koordiniert, sondern der Besitzer.
[Anmerkung: Ich hab nur vergessen, ob bei Hunden mit Maulkorb das Halti über oder unter den MK kommt… ich meine unter, kann das jemand ergänzen, der so was schon mal gesehen hat?]
Anschließend gab’s eine Pause.

Und dann wurden die lang erwarteten und immer wieder groß angekündigten Videos gezeigt.

Aber die gibt's im nächsten Beitrag...
 
4. Videos mit Fallbeispielen:

Es wurden zwei Videos gezeigt, eines über einen sehr ängstlichen Hund, der schon ein halbes Jahr absolut erfolglos therapiert worden war, und eines über einen komplett durchgeknallten hundehassenden Mali (einen Diensthund). War beides sehr interessant, wobei ich das erste auf den ersten Blick fast etwas unspektakulär fand.

Fall 1: "Angsthund"
Ist-Zustand
Der Hund brach bei jedem unbekannten Ding, was ihm draußen begegnete, zusammen und zitterte minutenlang, nach dem dritten oder vierten Unbekannten wollte er gar nicht weiter. - Das wurde allerdings nicht im Video gezeigt, weil sie den Hund nicht zu sehr stressen wollten.

Ursache: Schwer zu sagen - er war schon als Welpe ängstlich gewesen, die Besitzerin hatte ihn „einfach gelassen“ und immer mehr vermieden, vor dem der Hund Ängste entwickelte - bis sie im Prinzip außer Haus und Garten fast alles hätte vermeiden können!

Der Hund war bisher mit: "Wir lassen ihn selbst entscheiden, wann er sich etwas Neuem nähern will" - therapiert worden. Allerdings ohne Erfolg, da er absolut nicht neugierig war. Der legte sich dann in die Ecke und guckte angestrengt woanders hin, und das war's. Wenn's nach dem Hund gegangen wäre, würde er noch heute in der Ecke liegen und alles auszublenden versuchen.

Therapie:
Es wurde mit der Stresszonentherapie gearbeitet - Hund wurde dann mit Halti langsam an neue Sachen rangeführt, wurde ihm unwohl und wollte er zurück, wurde er daran gehindert (aber nicht näher rangegangen), und Lob gab's halt für jeden Schritt auf das Dingens zu.

Ergebnis:
Nach 4 Tagen konnte man mit ihm in der Stadt spazieren gehen, und am Ende war es so, dass der Hund sich bei jedem neuen Ding, was auftauchte, richtig freute. Man konnte sehen, wie er bei jeder neuen Sache, die er geschafft hatte, innerlich ein bisschen größer wurde.

Es gab auch Leute im Publikum, die sich darüber mokierten, dass der Angsthund auf einer Gittertreppe mit dem Trainer allein gelassen wurde, während die Besitzerin allein hinunterging (um die Motivation zu erhöhen) - weil der arme Hund da "in Stich gelassen" wurde.

Dabei wurde jeder Schritt in die richtige Richtung überschwänglich gelobt, der Hund wurde systematisch aufgebaut. Und als er es geschafft hatte, war er so glücklich, dass er gleich wieder rauf lief, und zwar vor der Besitzerin her!

Da hat ihn niemand zu gezwungen. Der hatte ein riesiges Erfolgserlebnis in dem Moment. "Ich habe, ganz alleine, die gefährliche Gittertreppe bezwungen. Und alle sind SO stolz auf mich."

Bei der nächsten Herausforderung, einer Rolltreppe, hat er sogar kurz gewedelt. Das hatte wirkloch was von: "Hey, das macht ja SPASS, was neues auszuprobieren!"

Um das zu schaffen, musste man ihn aber erstmal allein lassen.

Ein Kind, das immer nur geschoben wird, lernt auch nie allein Rad fahren!

Das war also schon recht nett - mir hat es jedenfalls gut gefallen.

Fall 2, Hund mit starker innerartlicher Aggression:

Der Mali war halt ein anderes Kaliber. Da wurden wir vorher gewarnt, ob nicht jemand rausgehen wolle - hinterher hab ich mich allerdings gefragt, wofür eigentlich.

Ist-Zustand:
Der reagierte auf Artgenossen krankhaft agressiv und hatte schon 4 Hunde getötet. An sich zeigte er relativ normales (Dominanz-)Verhalten (über den Fang beißen), wurde dabei aber absolut rasend und hörte nicht auf. Wenn der Kontrahent nachher noch lebte, wenn man die beiden getrennt hat, war er so verletzt, dass er eingeschläfert werden musste.
(Auch das wurde dankenswerterweise nicht gezeigt.)

War dann an die Polizei abgegeben worden, statt eingeschläfert zu werden, und war offenbar an sich von der Veranlagung her ein Super-Diensthund - bloß Streife gehen mit dem war nicht möglich, weil er bei jedem Hund in Sicht völlig austickte, und dann wie Garri eigentlich nur noch durch "In der Luft vorbei tragen" gebändigt werden konnte. (Allerdings: Der wog nur 33 kg - war eigentlich ne halbe Portion - und sein Hundeführer war ein richtiger Bär.)

Bei der Polizei hatten sie Kette, Stachelhalsband und wohl auch Teletak [? - ich hab: „Einfach alles!“ aufgeschrieben, weiß aber nicht, ob es gesagt wurde] ausprobiert, und alles ohne Erfolg. - Bis auf das Halti. Weil ein Halti nach Ansicht der zuständigen Ausbilder „für Weicheier ist“.

Der Mali sollte also jetzt lernen, so gut auf seinen Hundeführer zu hören, dass er an Artgenossen einfach so vorbei gehen konnte. - Mit Menschen hatte der kein Problem, und war "an sich" gut zu führen. Es sei denn, es kam ein „Konkurrent!“ - dann legte sich irgendwo der Schalter im Hirn um, und das war’s.

Die Sequenz: "Hund sieht andere Hunde und tillt" zur IST-Analyse - gut, die war stressig, aber das hab ich hier oft zweimal am Tag (gehabt). (Auch wenn ich Garri als weniger gefährlich einschätzen würde. Der hätte ja mindestens einen Hund totbeißen können, hat es aber nicht getan.)


Therapie: Zunächst mal LaKoKo, um die Bindung zum Hundeführer zu stärken, das Halti zu etablieren und vor allem den sehr hibbeligen - Mali :D - etwas runterzufahren.

Naja, und nachher kam halt die vorher angekündigte Zwangsequenz - die war EINDRUCKSVOLL, aber ich hab schon deutlich schlimmeres gesehen. Der Hund wurde (nach einiger Vorarbeit über LaKoKo) in der Hundekonfrontation, als er wieder zu tillen begann, kurzerhand hochgehoben, auf die Seite gelegt und musste sich entspannen - so etwa zwei Sekunden. (Mit Maulkorb)
(Leider kommt man da bei einem größeren Exemplar recht schnell an seine eigenen Grenzen…)

Der Mali kam dann wieder hoch mit so einer "Was war das???" Mimik - und klebte dann nur noch völlig perplex und bewundernd am Knie des Hundeführers. "Anderer Hund? - Uninteressant. Großer Chef, sag mir, was wir als nächstes tun!"
Der HF musste das dann nochmal wiederholen (beim ersten Mal hat es der Baumann selbst gemacht), da klappte es noch besser. Der wurde hinterher noch freundlich angewedelt, und der Hund war nachher super-entspannt. Weil er endlich was abgeben konnte, was ihn eigentlich die ganze Zeit von innen angefressen hatte. [meine Diagnose]

Die hatten ihren "Provozier-Schäferhund" zu vollem Einsatz animiert (der kommt aus dem Schutzdienst und macht das auf Kommando) und konnten den kläffend und schnappend rings um den Platz führen, und der andere trabte locker neben seinem Hundeführer her und ignorierte den Provokateur (fast) komplett. Es reichte dann, wenn es brenzlig wurde, ein minimaler Impuls am Halti (schon wieder "Zwang"), und der Hund besann sich auf das Wesentliche - d.h.: nicht der andere Hund... :D

Das blieb auch langfristig so, war also kein Produkt von 5 Minuten Verblüffung - der Hund ist wieder in Ffm als Diensthund eingesetzt und hat zumindest angeleint kein Hundeproblem mehr.

Das war hier jetzt die extreme Zwanganwendung - einmal Hund hochheben und auf die Seite legen (nicht mal werfen) - und ein Halti. TB sagte dazu, mehr würde er bei keinem Hund anwenden.

Für mich klang er dabei glaubhaft, womit er für mich klar aus der Brutalo-Ecke rausgehört. (Wie gesagt, da hab ich schon anderes erlebt.)

Natürlich sieht sowas sehr eindrucksvoll aus, wenn man dann noch hört: "Nicht einfach so zuhause nachmachen!", denkt man eventuell spontan, das ganze sei Tiernanny-mäßig zusammengeschnitten oder so.

Andererseits glaube ich, dass Baumann das nicht nötig hat. Er sagte zB auch ganz klar, es gäbe Hunde, bei denen er keinen Erfolg hat - da er zwischendurch mal allen anwesenden Hundetrainern dringend empfahl, einen "Fall" weiterzugeben, wenn man selbst nicht in nem halben Jahr merklich vorwärts kommt, vermute ich mal, dasselbe gilt auch für ihn selbst... ;)

Da er allerdings häufig die "aggressiven" und "gefährlichen" Hunde zur Ansicht bekommt, müssen manche auch eingeschläfert werden. Auch das hat er nicht verschwiegen, was ich ganz gut fand.


Danach gab es noch eine freie Diskussion, die ich aber weitgehend verpasst hab, weil ich noch Darla zu ihrem Auto begleitet hab.
 
Fazit:

Der Vortrag war lohnend, Baumann wirkt auf mich vor allem eins: Vernünftig. Sachlich (meist… ;) ) - und fair zum Hund.
Das ganze hat immerhin ziemlich genau 4 h gedauert, was ich für 10 Euro Beitrag ganz annehmbar fand, und es kam halt auch was bei rum.

Leider ergab die einzige Frage, die ich noch hatte, dass ich mir eine Einzeltherapie meines Spacken im Moment ganz bestimmt nicht leisten kann. Und das, obwohl ich sie nicht einmal für überteuert halte. Man kriegt ja was für sein Geld. Nur hab ich dieses im Moment leider nicht.

Ich könnte mir aber vorstellen, dass LaKoKo für uns zB wirklich eine gute Sache ist. Falls die Auftragslage nächstes Jahr besser ist, werde ich sabsi deswegen noch mal ins Haus schneien.

So, das war's.

Ich hoffe, ihr konntet was davon mitnehmen!

MvG, Lektoratte
 


Allgemein ist zu Aggression zu sagen, dass sie eine Verhaltensweise oder Strategie ist - sie ist ein „Sekundärverhalten“ und entsteht normalerweise nicht einfach so zum Selbstzweck.

[Ausnahme, von mir angemerkt: Organische Erkrankungen, die zB mit Stimmungsschwankungen und „Wutanfällen“ einhergehen, zB „Cockerwut“]
Er hat noch erwähnt, dass jeder Hund (der zu ihm kommt) vorher ärztlich untersucht wird, damit er Krankheiten etc ausschließen kann.

Die grundsätzlichen Probleme verschwinden durch VPG nicht - vielleicht eher im Gegenteil, weil Hund lernt, dass er Erfolg hat
[ich weiß nicht, ob die Schlussfolgerung in Kursiv, also der zweite Teil der Notiz,von mir stammt oder etwas wiedergibt, dass TB gesagt hat. - Aber dass Verhaltensprobleme beim Mali nicht automatisch durch VPG verschwinden, hat er definitiv gesagt.]

Ich habe es ähnlich in Erinnerung " Die grundsätzlichen Probleme verschwinden durch VPG nicht - sie können sich in einer Vielzahl von Fällen auch gegenteilig auswirken. Siehe Video, welches später gezeigt wird.



Margit: hätte ich gewusst, dass du mit "stenografierst", dann wäre ich schön zuhause geblieben . Die STühle fand ich nämlich nicht so bequem :rolleyes:
 
Er hat noch erwähnt, dass jeder Hund (der zu ihm kommt) vorher ärztlich untersucht wird, damit er Krankheiten etc ausschließen kann.

Stimmt, das wollte ich oben noch ergänzen - hab's dann aber vergessen. Tschuldigung!
 
Was heißt hier Tschuldigung, man ergänzt sich doch :D
Und jetzt schön fleissig weitertippen.....:hallo:
 
Watt? Mehr hab ich nich... :D

Den Rest möge bitte jemand anders ergänzen! :)
 
Warn Scherz. Hast du sehrrrr schön gemacht, jetzt weiß ich wen ich immer mitschleppe: dich oder optional mein Diktiergerät :D duckundwech*
 
Ich hatte ja fast erwartet, dass mein Ex-Chef bei unserem ersten Wiedersehen nach 4 Jahren am letzten Wochenende dasselbe gesagt hätte... :p

(Hat er aber natürlich nicht, wahrscheinlich hat er sich dann doch mal Akkus fürs Diktiergerät gekauft...)
 
Muss mich denen anschließen, die sagen: Wer Baumann grundsätzlich in die Starkzwang-Ecke steckt und für einen gnadenlosen Hundezusammenstaucher hält, hat ihn in der Tat nicht verstanden - oder ihm nicht zugehört.
[/I]

Da ich meine, das selbst geschrieben zu haben ;) - schön, dass es von Dir bestätigt wird.

Besten Dank für den umfassenden Bericht, wie immer interessante Posts von Dir. :):hallo:
 
Ich musste ja dieses mal leider aufgrund meines aktuellen Jobs die gebuchten Seminare absagen, kann aber evtl. ein paar Luecken aus den vorherigen Vortraegen, dem Praktikum und der Rauferwoche bei Thomas und Ina ergaenzen:

lektoratte schrieb:
D: Mentaltraining LaKoKo (LAngsam, KOnzentriert, KOordiniert)
Der Schlüssel zum Erfolg ist immer der Hundeführer
Wird mit 20% der normalen Geschwindigkeit durchgeführt.
[Habe mir noch notiert: „Richtungsvorgabe bei 100%, weiß aber nicht mehr, was gemeint war.]
Das Training arbeitet mit Motiviation über hohen Bindungscharakter, kein Spielzeug, kein Leckerli, weil das manche Hunde extrem aufputscht.


Ich denke Deine Notiz "Richtungsvorgabe 100%" bezieht sich darauf, dass man in den paar Minuten LaKoKo keinerlei Abweichung vom Kurs akzeptiert. Man arbeitet in dieser kurzen Spanne 110%, kein Blick zur Seite wird geduldet, kein Schritt zu schnell akzeptiert.

Diese Konsequenz waehrend der Uebung traegt ihre Wirkung dann in den Alltag, wo der Hundefuehrer dann vielleicht nur 50-70% Aufmerksamkeit leisten kann, diese dann aber aufgrund der Ruhe und Kontrolle in der Uebung vorher ausreicht.

lektoratte schrieb:
Das Training wirkt gut bei sensiblen Hunden, frustrative Hunde wie manche Terrier reagieren gelegentlich eher pampig, weil sie keine Lust haben, sich so zurückzunehmen, und dann auch das Bedürfnis haben, das ihrer Umwelt mitzuteilen. :D

Darum das Halti. Im Grunde ist LaKoKo 100% Zwang, weil etwas anderes als absolute Nach-innen-gekehrtheit und Ruhe nicht zugelassen wird. Selbst die Hibbel fahren dabei runter, wenn der Halter selbst wirklich ruhig bleibt. Stichwort Stimmungsuebertragung.

lektoratte schrieb:
Als ideale geistige Auslastung für den Hund (ohne den HuFü wahnsinnig zu machen :D) führte TB die Zielobjektsuche an: Hund muss bestimmte sehr kleine Gegenstände (zB Büroklammern, Feuerzeug) auf großem Gelände unter erschwerten Bedingungen suchen - das sei für jeden Hund eine geistige Höchstleistung (wegen der erforderlichen Konzentration), und damit hätte sie gerade bei aufgedrehten Arbeitsjunkies (Mali, Border und Co) sehr gute Erfahrungen gemacht. - Dann sei der Hund vom Kopf her müde, was auf jeden Fall einfacher zu erreichen ist, als manche Powerpakete über Bewegung auszulasten.


Schlimmer noch: Versucht man einem Bewegungsjunkie mit Radfahren oder aehnlichem auszulasten, erschafft man sich durch das Training im Grunde einen Leistungssportler den man hinterher garnicht mehr platt bekommt.

lektoratte schrieb:
TB plädierte also sehr dafür, den Hund von Anfang an, natürlich „welpengerecht“ auf sein Leben als „großer Hund“ vorzubereiten, das selbstverständlich auch Zwänge enthält, um diese Frustphase zu vermeiden. Außerdem sollte der Besitzer es von Anfang an drauf anlegen, für den Hund immer am interessantesten zu sein.


Nicht nur das, auch sollte man zusehen, dass man eine Hundeschule findet, die Anschlussgruppen anbietet, denn selbst bei entsprechender Gewoehnung wuerde Hundi sonst nach der Welpengruppe in ein soziales Loch fallen.

Hat er den Punkt diesmal nicht erwaehnt?

lektoratte schrieb:
[Anmerkung: Ich hab nur vergessen, ob bei Hunden mit Maulkorb das Halti über oder unter den MK kommt… ich meine unter, kann das jemand ergänzen, der so was schon mal gesehen hat?]


Das Halti kommt nach innen und der Zipfel haengt dann schraeg nach unten durch die MK-Staebe.

Ach ja, Halti-Korrektur immer nach unten oder zur Seite, nie nach oben. 'Runter simuliert einen Schnauzengriff, hoch putscht den Hund nach oben.

lektoratte schrieb:
Naja, und nachher kam halt die vorher angekündigte Zwangsequenz - die war EINDRUCKSVOLL, aber ich hab schon deutlich schlimmeres gesehen. Der Hund wurde (nach einiger Vorarbeit über LaKoKo) in der Hundekonfrontation, als er wieder zu tillen begann, kurzerhand hochgehoben, auf die Seite gelegt und musste sich entspannen - so etwa zwei Sekunden. (Mit Maulkorb)
(Leider kommt man da bei einem größeren Exemplar recht schnell an seine eigenen Grenzen…)


Kraft spielt dabei fast keine Rolle, da Du den Hund ja nicht bis zur Schulter hochhebst. Viel schwieriger ist es, den Hund kontrolliert und ruhig zu greifen, damit Du ihn hinlegen kannst.

Er bleibt uebrigens nicht nur zwei Sekunden liegen, sondern bis er sich entspannt. Darum auch das ruhige abstreifen waehrend der Unterwerfung.

lektoratte schrieb:
Das war hier jetzt die extreme Zwanganwendung - einmal Hund hochheben und auf die Seite legen (nicht mal werfen) - und ein Halti. TB sagte dazu, mehr würde er bei keinem Hund anwenden.

Für mich klang er dabei glaubhaft, womit er für mich klar aus der Brutalo-Ecke rausgehört. (Wie gesagt, da hab ich schon anderes erlebt.)


Ich denke, Thomas defensive Haltung zu dem Thema haengt von seiner Erfahrung mit diversen Publikumseinwaenden zusammen. Da kommt manchmal wirklich emotionales und irrationales Zeug.

*seufz* Wirklich schade, dass ich diesmal nicht kommen konnte :( Wart Ihr denn auch auf einem oder beiden Praxistagen zu dem Thema?
 
Ah, im Mai waren wir im Urlaub, ich dachte das wäre jetzt gewesen. Motivationstechniken wäre (mit Hund) interessant gewesen, Angst /Aggression ist bei meinem Hund nicht wirklich interessant.
Süsser Eddie :D
 
Ah, im Mai waren wir im Urlaub, ich dachte das wäre jetzt gewesen.

Aeh, Seite 'runter blaettern. Die letzten beiden Termine:

AggressionsverhaltenUrsachen, mögliche Auswirkungen und therapeutische Ansätze bei Aggressionsverhalten des Hundes
Mittwoch, 10. Oktober 2007 von 10.00 bis 19.00 Uhr

AngstverhaltenUrsachen, mögliche Auswirkungen und therapeutische Ansätze bei Angstverhalten des Hundes
Donnerstag, 11. Oktober 2007 von 10.00 bis 19.00 Uhr
 
Motivationstechniken wäre (mit Hund) interessant gewesen, Angst /Aggression ist bei meinem Hund nicht wirklich interessant.
Süsser Eddie :D
:D Zu solchen Seminaren mag ich nur mit Hund (siehe oben) :lol:
Aber nächstes Jahr gibt es ja nochmal die Möglichkeit
 
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