Begleitete Rückführung DANTE
Viele von euch haben die dramatische Geschichte von „Dante“ , gelesen und auch seine Entwicklung mitverfolgt.
Einige daran gezweifelt, dass Dante irgendwann händelbar werden könnte und geraten man solle ihn doch erlösen.
Andere haben ihm Glück gewünscht und gehofft, dass für ihn alles gut ausgehen wird.
Manchen ist er im Gedächtnis geblieben, manche haben ihn vergessen.
Aber eine Person hat ihn in der ganzen Zeit nie aus ihrem Herzen gelassen. Eine Person, welche durch seine Vermittlung genauso traumatisiert wurde wie Dante selbst. Die Person die Dante als Pflegestelle aufnehmen wollte um ihm ein schönes Leben zu ermöglichen. Diese Frau, die gekämpft hat damit Dante nicht bei ihr zuhause euthanasiert werden musste und danach jeden Fortschritt mit Freude und jeden Rückschritt mit Tränen mitverfolgt hat.
Kaum jemand hätte auch nur annähernd zu glauben gehofft, dass Dantes Weg in so eine Richtung führen könnte. Ein Weg nach Hause… ein zu Hause für immer….
Kurzer Rückblick: (detaillierte Entwicklungsschritte, Bilder und Videos sind in Dantes Beiträge zu finden)
Als Dante im Dezember zu uns kam war er in einem absoluten Ausnahme Zustand. Traumatisiert. Er zeigte sich die erste Zeit unsicher, ängstlich, dennoch offensiv aggressiv , unnahbar, unter Dauerstrom und immer bereit in Angriffsmodus zu gehen. Seine Verhalten ließ vermuten, dass er mit der Spezies Mensch noch nicht viele positive Erfahrungen gemacht hatte. Er tobte und rotierte schon wenn man sich nur seinem Zwinger näherte und lies keine Möglichkeit aus sehr deutlich seinem Unbehagen Ausdruck zu verleihen indem er mit den Zähnen im Zwingergitter hing.
Im Laufe der Zeit und mit steigender Beziehungsbereitschaft von Dante konnten in kleinsten Etappen Fortschritte beobachtet werden. Er tolerierte mich zusehends in seiner Nähe, in seinem Zwinger, ließ Berührungen zu. (vielleicht hat er aber auch nur eingesehen, dass ich nicht essbar bin und sich ein Fressen nicht rentieren würde- oder er merkte dass er mich so und so nicht los wird). Langsam konnte ich beginnen ihn an Halsband und Leine zu gewöhnen- ohne jedoch noch mit ihm spazieren zu gehen. Er konnte bereits im offenen Zwinger bleiben währenddem ich sauber machte oder Futter brachte, begann mit aktiver Kontaktaufnahme welche ich bestätigte. Nach und nach konnte ich ihm mehr Freiraum geben, Freilauf im Garten, Spaziergänge welche zu Beginn sehr zeitig in der Früh gemacht wurden um keine Konfrontationen mit Menschen zu provozieren. Kennenlernen und vor allem positives besetzen des gefährlichen Autos und Kofferraums, an legen eines Maulkorbs.
Bei diesen ganzen „Übungseinheiten“ war Romana (ehem. Pflegestelle), immer dabei. Zwar nicht physisch aber es gab keine Woche, an dem nicht ein Anruf oder eine Nachricht von ihr kam und sie sich über das Befinden von Dante erkundigte. Es entstanden sehr tiefe Gespräche und Romana welche in Bezug auf Herdenschutzhunde absolut unerfahren war tauchte in diese ihr neue Welt mit ein. Immer wieder kam der Wunsch ihn doch besuchen kommen zu können. Sie würde ihn so gerne noch einmal sehen. Sie erzählte mir, dass sie Dante im Internet auf einem Bild gesehen hatte und dabei eine Emotion hatte die vorher noch nie dagewesen wäre, sie fühlte sich schlecht, da sie so „naiv“ gewesen war und machte sich immer wieder Vorwürfe. Ihr schlechtes Gewissen und die Traurigkeit machten ihr sehr zu schaffen. Bei solchen Gesprächen hatte ich immer wieder das Gefühl, dass die beiden zusammengehören, verdrängte dieses jedoch.
Nach einigen Monaten war Dante so stabil, dass eine Vermittlung angedacht werden konnte. Durch eine Kollegin wurde mir auch jemand empfohlen der für Dante passend sein könnte. Das waren tolle Neuigkeiten und auch die Kontaktaufnahme und die Gespräche mit der Interessentin verliefen positiv.
Selbstverständlich wurde auch Romana darüber in Kenntnis gesetzt um sie darauf vorzubereiten, dass Dante möglicherweise einen Platz hätte und es Zeit würde ihn „gehen zu lassen“.
Diesmal war ihr Wunsch, ihn noch einmal zu sehen noch deutlicher und wir vereinbarten, dass sie doch einfach kommen möge. Die Entfernung, welche ja doch über 400km betrug war für Romana nebensächlich.
Die Begegnung und das Wiedersehen der beiden war dermaßen emotional und berührend, dass es sogar mir nahe ging. Romana durfte nahe an den Zwinger und gemeinsam aßen sie den Kuchen, den sie für ihn mitgebracht hatte. Irgendwie stand die Zeit still. Ohne darüber nachgedacht zu haben fragte ich Romana:“ Du willst ihn zurück, stimmts?“ Sie antwortete:“Ja“……das wäre mein größter Wunsch“
So stellten sich die Weichen neu…
Die nächsten Wochen waren damit ausgefüllt, Romana nach bestem Wissen und Gewissen zu „coachen“ und alle realistischen und unrealistischen Eventualitäten durchzuspielen. Vor allem Worst case Szenarien wurden beleuchtet ( Feuer, akute Lebensbedrohliche Krankheit, Ausbruch usw) Romana machte sich währenddessen an die Arbeit ein sicheres Gehege für Dante zu errichten. Baggern, betonieren, Zwingerelemente aufzustellen, ein Haus für Dante bauen. Zur Sicherheit Zwingerelemente zusätzlich erhöhen, verstärken.
Und dann…. Der ersehnte Tag …. Dante konnte zu Romana rückgeführt werden…Selbstverständlich ohne vorherige Sedierung und selbstverständlich durch uns persönlich. Die erste Nacht blieben wir vor Ort um noch die letzten offenen Fragen zu besprechen und Dante und Romana in den Start zum gemeinsamen Weg zu begleiten.
Wir wünschen Romana und Dante viele gemeinsame glückliche Jahre und sind Dankbar für all die Mühe die sich Romana gegeben und Dante nie aufgegeben hat!
(Für die Veröffentlichung wurde die ausdrückliche Erlaubnis und Zustimmung erhalten.)
Das finde ich stark!