Kampfhundeverordnung
Er rückt Kampfhunden auf die Pelle
Tierarzt Martin Hornung nimmt Wesenstests ab · Fast alle Tiere haben bestanden
Manchmal streift Martin Hornung sicherheitshalber einen beißfesten Schutzanzug über. Der Tierarzt im Kreisamt für Veterinärswesen in Radolfzell nimmt bei Kampfhunden aus dem Landkreis Konstanz und aus Tuttlingen für 300 Mark die sogenannte Wesensprüfung ab. Anhand des Testes wird entschieden, ob für ein Tier Auflagen wie der Maulkorbzwang gelten.
Seit Oktober vergangenen Jahres traten in Radolfzell rund 50 Hunde an, drei fielen durch die Prüfung. Ein Test endete für den Halter mit einem Schock: Er wurde durch Bisse seines Hundes erheblich verletzt, berichtet Hornung. Der Halter ist während der gesamten Prüfung dabei.
In einem 45-minütigen standardisierten Test versucht Hornung mit Helfern von der Hundestaffel der Polizei herauszufinden, wie aggressiv das Tier auf nachgespielte Szenen reagiert, die sich so auf der Straße ereignen könnten. Das Prüfteam mimt auf dem umzäunten Platz des Hundesportvereins in Radolfzell beispielsweise einen Betrunkenen, der an dem Hund vorbeitorkelt, es geht als Gruppe an dem Tier vorbei und streift es leicht, oder lärmt mit einer Fasnachtsrätsche. Das Tier ist während des Tests angeleint, anfangs trägt es einen Maulkorb.
Der Hund dürfe leicht an der Leine zerren oder mit "Verbellen" reagieren, erklärt Hornung. Beiße der Hund, oder zeige er sich überaus aggressiv, werde der Test abgebrochen. Hornung berichtet, dass schon Tiere, die vorher keinerlei Schulung durchlaufen haben, den Test bestanden. In einem Fall habe der Hund den Halter im Griff gehabt und nicht umgekehrt. Ein anderes Mal habe sich der Hund in den Schutzarm des Prüfers verbissen.
Bei den Einstufungen hat der Tierarzt nach eigenen Angaben kaum Zweifel gehabt. "Die meisten Hunde waren deutlich friedfertig oder deutlich auffällig. Grauzonen gab es kaum." Jüngere Hunde zwischen 15 und 18 Monate müssen den Wesenstest für eine endgültige Beurteilung wiederholen. Zum Auftakt der Prüfung untersucht der Tierarzt, ob der Hund mit Beruhigungsmitteln ruhig gestellt wurde. Außerdem schaut er nach Beißnarben oder ähnlichen Spuren am Hund, die auf ein ausgeprägtes Kampfverhalten hinweisen können.
Dadurch, dass der Hund etwa 45 Minuten lang geprüft werde, hält Hornung den Test für aussagekräftig. "Aber ein Restrisiko bleibt natürlich immer." Über den Wesenstest kann der Halter die Vermutung entkräften, dass es sich bei Rassen wie dem American Staffordshire Terrier, dem Pitbull Terrier oder Bull Terrier um einen Kampfhund handelt. Bei einem positiven Ergebnis können Auflagen wie der Maulkorbzwang wegfallen, ebenso die Pflicht zur Kastration, die wegen eines noch offenen Prozesses auf höchstrichterlicher Ebene derzeit allerdings nicht vollzogen wird.
Die Kampfhundeverordnung und die Diskussion um die Gefährlichkeit der Tiere hat nach Ansicht Hornungs Bürger aufgeklärt. Unbedarfte, die sich einen Kampfhund mehr oder weniger aus Versehen zulegten, gebe es heute nicht mehr. Hornung weist darauf hin, dass im Wesenstest allein der Hund, nicht der Halter, geprüft werde.
Claudia Rindt
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© SÜDKURIER GmbH
Er rückt Kampfhunden auf die Pelle
Tierarzt Martin Hornung nimmt Wesenstests ab · Fast alle Tiere haben bestanden
Manchmal streift Martin Hornung sicherheitshalber einen beißfesten Schutzanzug über. Der Tierarzt im Kreisamt für Veterinärswesen in Radolfzell nimmt bei Kampfhunden aus dem Landkreis Konstanz und aus Tuttlingen für 300 Mark die sogenannte Wesensprüfung ab. Anhand des Testes wird entschieden, ob für ein Tier Auflagen wie der Maulkorbzwang gelten.
Seit Oktober vergangenen Jahres traten in Radolfzell rund 50 Hunde an, drei fielen durch die Prüfung. Ein Test endete für den Halter mit einem Schock: Er wurde durch Bisse seines Hundes erheblich verletzt, berichtet Hornung. Der Halter ist während der gesamten Prüfung dabei.
In einem 45-minütigen standardisierten Test versucht Hornung mit Helfern von der Hundestaffel der Polizei herauszufinden, wie aggressiv das Tier auf nachgespielte Szenen reagiert, die sich so auf der Straße ereignen könnten. Das Prüfteam mimt auf dem umzäunten Platz des Hundesportvereins in Radolfzell beispielsweise einen Betrunkenen, der an dem Hund vorbeitorkelt, es geht als Gruppe an dem Tier vorbei und streift es leicht, oder lärmt mit einer Fasnachtsrätsche. Das Tier ist während des Tests angeleint, anfangs trägt es einen Maulkorb.
Der Hund dürfe leicht an der Leine zerren oder mit "Verbellen" reagieren, erklärt Hornung. Beiße der Hund, oder zeige er sich überaus aggressiv, werde der Test abgebrochen. Hornung berichtet, dass schon Tiere, die vorher keinerlei Schulung durchlaufen haben, den Test bestanden. In einem Fall habe der Hund den Halter im Griff gehabt und nicht umgekehrt. Ein anderes Mal habe sich der Hund in den Schutzarm des Prüfers verbissen.
Bei den Einstufungen hat der Tierarzt nach eigenen Angaben kaum Zweifel gehabt. "Die meisten Hunde waren deutlich friedfertig oder deutlich auffällig. Grauzonen gab es kaum." Jüngere Hunde zwischen 15 und 18 Monate müssen den Wesenstest für eine endgültige Beurteilung wiederholen. Zum Auftakt der Prüfung untersucht der Tierarzt, ob der Hund mit Beruhigungsmitteln ruhig gestellt wurde. Außerdem schaut er nach Beißnarben oder ähnlichen Spuren am Hund, die auf ein ausgeprägtes Kampfverhalten hinweisen können.
Dadurch, dass der Hund etwa 45 Minuten lang geprüft werde, hält Hornung den Test für aussagekräftig. "Aber ein Restrisiko bleibt natürlich immer." Über den Wesenstest kann der Halter die Vermutung entkräften, dass es sich bei Rassen wie dem American Staffordshire Terrier, dem Pitbull Terrier oder Bull Terrier um einen Kampfhund handelt. Bei einem positiven Ergebnis können Auflagen wie der Maulkorbzwang wegfallen, ebenso die Pflicht zur Kastration, die wegen eines noch offenen Prozesses auf höchstrichterlicher Ebene derzeit allerdings nicht vollzogen wird.
Die Kampfhundeverordnung und die Diskussion um die Gefährlichkeit der Tiere hat nach Ansicht Hornungs Bürger aufgeklärt. Unbedarfte, die sich einen Kampfhund mehr oder weniger aus Versehen zulegten, gebe es heute nicht mehr. Hornung weist darauf hin, dass im Wesenstest allein der Hund, nicht der Halter, geprüft werde.
Claudia Rindt
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