Zum Autokorso in Berlin:
An der Gedenkfahrt nahmen 28 PKW und 2 Motorräder teil.
In dem "Stürmer für Arme" Blatt TAZ liest sich das dann so:
>>>
___
die künstlersozialkasse schlägt zurück
von WIGLAF DROSTE
Am 19. September erfuhr ich, dass meine gute alte Künstlersozialkasse eine
Geheimorganisation ist. Die KSK wurde in den letzten Jahren zu einer
Spezialeinheit der Bundeswehr ausgebaut. Meine Sachbearbeiterinnen Frau
Doyen und Frau Eden, die ich im verschlafenen Wilhelmshaven Gutes tun sah,
schminken sich in Wahrheit mit Ruß und Tarnfarben, geben Auskunft nur in
Vollvermummung, dürfen außerhalb der Langeoogstraße nicht über ihre Arbeit
sprechen und organisieren den trostlosen Alltag von 400
Klassenstreberkillern, die sich in einem zivilisierten Leben nie wieder
zurechtfinden werden.
"Wanted: Dead ore Alive", titelt das Time Magazine mit dem Bild Ussama Bin
Ladens. Das erste Opfer im Krieg ist nicht, wie gern behauptet wird, die
Wahrheit - es ist der Verstand, sofern einer vorhanden war. Diese Gefahr
besteht bei der B.Z., die den Steckbrief nachdruckte, allerdings nicht.
Das tägliche Fachblatt für Blut, Kodder und kostenlose CDU-Werbung legte
sich drei Tage lang auch ein DIN A2 großes Bild von Freiheitsstatue und
Sternenbanner mit der Aufschrift "Berlin zeigt Flagge" bei. Denn was
Berlin sein will, das muss auch eine Fahne haben.
>>> Berliner Hundebesitzer ergriffen ebenfalls die günstige Gelegenheit,
auf dufte zu machen.
Am 15. September hechelten sie samt ihren Kampfkötern, Dobermännern und
anderen Exkrementeschleudern Fähnchen schwenkend durch den Bezirk
Kreuzberg, eingewickelt in amerikanische Flaggen, wobei das bewährte
Südstaaten-Lynchmob-Banner reichlich vertreten war, und bewiesen so aufs
Neue, dass der Kampfhundbesitzer die Speerspitze jener weit verbreiteten
Sorte Mensch ist, bei der das Gehirn sogar noch kleiner ist als die
Kondomgröße.
So gesehen ist George W. Bush der Schutzpatron aller Kampfhundhalter.<<<
Der dumme Zwerg mit dem Fernsehgesicht kletterte auf einen rauchenden
Leichenberg und sprach von "feigen Koyoten", die "zur Strecke gebracht"
werden müssten. Das ist die Sprache einer Zivilisation, die erst im
gelegentlichen Blutbad zu sich selbst findet. Zum Laden-Schluss gehört der
Schulterschluss, das totalitäre "Wir"- und "Wir alle"-Gerede, das auch aus
den kugelsicheren Vollgummigesichtern Gerhard Schröders und Otto Schilys
herausdröhnt. Schily sieht sich am Ziel seiner kranken Träume von innerer
Sicherheit und Zuwanderungsstopp. Eine nennenswerte Opposition gegen die
unsittlichen Anträge des Kriegsprofiteurs Schily gibt es nicht, weil a)
Deutschland seit 1989 ohnehin keine Opposition mehr kennt, sondern nur
noch Deutsche, weil b) mancher fürchtet, nach rationalem Einspruch gegen
gefühlsmäßige Zum-Krieg-Schreierei als Taliban-Bin-Laden-Luder hingehängt
und behandelt zu werden, - und weil c) die Phrasen vom "Kampf der
Kulturen" und vom "Weltbürgerkrieg" die zuvor gründlich ausgescheuerten
und gleichgeschalteten Köpfe so angenehm widerstands- und restlos füllen.
Denn erst nach dem Abschied vom Gehirn kann er richtig beginnen, der
Endkampf von Gut - also: wir hier - gegen Böse - also: die da unten.
taz Nr. 6555 vom 21.9.2001, Seite 28, 105 Kommentar, WIGLAF DROSTE,
Kolumne * in taz-Bremen, -Hamburg, -Ffm: S.20
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An der Gedenkfahrt nahmen 28 PKW und 2 Motorräder teil.
In dem "Stürmer für Arme" Blatt TAZ liest sich das dann so:
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die künstlersozialkasse schlägt zurück
von WIGLAF DROSTE
Am 19. September erfuhr ich, dass meine gute alte Künstlersozialkasse eine
Geheimorganisation ist. Die KSK wurde in den letzten Jahren zu einer
Spezialeinheit der Bundeswehr ausgebaut. Meine Sachbearbeiterinnen Frau
Doyen und Frau Eden, die ich im verschlafenen Wilhelmshaven Gutes tun sah,
schminken sich in Wahrheit mit Ruß und Tarnfarben, geben Auskunft nur in
Vollvermummung, dürfen außerhalb der Langeoogstraße nicht über ihre Arbeit
sprechen und organisieren den trostlosen Alltag von 400
Klassenstreberkillern, die sich in einem zivilisierten Leben nie wieder
zurechtfinden werden.
"Wanted: Dead ore Alive", titelt das Time Magazine mit dem Bild Ussama Bin
Ladens. Das erste Opfer im Krieg ist nicht, wie gern behauptet wird, die
Wahrheit - es ist der Verstand, sofern einer vorhanden war. Diese Gefahr
besteht bei der B.Z., die den Steckbrief nachdruckte, allerdings nicht.
Das tägliche Fachblatt für Blut, Kodder und kostenlose CDU-Werbung legte
sich drei Tage lang auch ein DIN A2 großes Bild von Freiheitsstatue und
Sternenbanner mit der Aufschrift "Berlin zeigt Flagge" bei. Denn was
Berlin sein will, das muss auch eine Fahne haben.
>>> Berliner Hundebesitzer ergriffen ebenfalls die günstige Gelegenheit,
auf dufte zu machen.
Am 15. September hechelten sie samt ihren Kampfkötern, Dobermännern und
anderen Exkrementeschleudern Fähnchen schwenkend durch den Bezirk
Kreuzberg, eingewickelt in amerikanische Flaggen, wobei das bewährte
Südstaaten-Lynchmob-Banner reichlich vertreten war, und bewiesen so aufs
Neue, dass der Kampfhundbesitzer die Speerspitze jener weit verbreiteten
Sorte Mensch ist, bei der das Gehirn sogar noch kleiner ist als die
Kondomgröße.
So gesehen ist George W. Bush der Schutzpatron aller Kampfhundhalter.<<<
Der dumme Zwerg mit dem Fernsehgesicht kletterte auf einen rauchenden
Leichenberg und sprach von "feigen Koyoten", die "zur Strecke gebracht"
werden müssten. Das ist die Sprache einer Zivilisation, die erst im
gelegentlichen Blutbad zu sich selbst findet. Zum Laden-Schluss gehört der
Schulterschluss, das totalitäre "Wir"- und "Wir alle"-Gerede, das auch aus
den kugelsicheren Vollgummigesichtern Gerhard Schröders und Otto Schilys
herausdröhnt. Schily sieht sich am Ziel seiner kranken Träume von innerer
Sicherheit und Zuwanderungsstopp. Eine nennenswerte Opposition gegen die
unsittlichen Anträge des Kriegsprofiteurs Schily gibt es nicht, weil a)
Deutschland seit 1989 ohnehin keine Opposition mehr kennt, sondern nur
noch Deutsche, weil b) mancher fürchtet, nach rationalem Einspruch gegen
gefühlsmäßige Zum-Krieg-Schreierei als Taliban-Bin-Laden-Luder hingehängt
und behandelt zu werden, - und weil c) die Phrasen vom "Kampf der
Kulturen" und vom "Weltbürgerkrieg" die zuvor gründlich ausgescheuerten
und gleichgeschalteten Köpfe so angenehm widerstands- und restlos füllen.
Denn erst nach dem Abschied vom Gehirn kann er richtig beginnen, der
Endkampf von Gut - also: wir hier - gegen Böse - also: die da unten.
taz Nr. 6555 vom 21.9.2001, Seite 28, 105 Kommentar, WIGLAF DROSTE,
Kolumne * in taz-Bremen, -Hamburg, -Ffm: S.20
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