Puh, also wenn du zum Züchter fährst, dann hast du danach einen Podhalaner.. da bin ich fast sicher. Erstens sind die knuffig, zweitens wird er dir die Rasse schon schmackhaft machen, wobei ich von keinem Züchter aus D oder NL einen OP holen würde, da mir der Typus nicht gefällt. Die Eltern von Balu kommen aus Polen, das habe ich aber erst viel später erfahren und die dortigen Podhalaner sind im Aussehen und Körperbau wesentlich vielfältiger und unterschiedlicher als hier.
Wie du siehst läuft mein Hund im Wald frei, ist verträglich mit anderen Hunden und kommt auf Abruf zurück, außerdem hat er kürzeres Fell als der gängige OP Typ und ist mit seinen 50kg sportlicher vom Körperbau und läuft auch am Rad. Balu ist allerdings jetzt 9 Jahre alt und es war ein ziemlich hartes Stück Arbeit als ich ihn mit fast 2 Jahren mitten in der Pubertät bekam.
Auf dem Bild ist links Chap ein intakter Rüde mit dem er zusammen lebt, vorne seine Freundin Kaya mit der viel geht und dahinter Motte eine Bordermischlingshündin, die auch bei uns lebt.
Große Schweizer wie Kaya sind übrigens wirklich klasse Familienhunde
So viel mal dazu.
Wir leben auf dem Dorf und ein Großteil unserer Nachbarn hasst uns wegen Balu. Also sie lieben ihn als Hund, weil er wirklich Prinz Charming ist, aber wenn er bellt, dann hört man das fast bis ans andere Ende des Dorfes und das ist weit. Balu bellt nicht übermäßig viel (mein Border ist schlimmer), aber er hat ein tiefes Organ und er hört nicht auf. Zusätzlich sieht er inzwischen schlecht und bellt vermehrt, weil er die Leute manchmal nicht erkennt. Ich weiß aber dass gerade Podhalaner zu vielem Bellen neigen und oft auch wegen jedem Furz.
Unser Haus ist an einer Straße, der Garten geht nach hinten und rechts und links leben Nachbarn - Balu gehört alles was er sehen kann und das wird auch kontrolliert und anderen Hunden verbal klar gemacht - unser Zaun ist übrigens 1,60m hoch (Holz), Maschendraht, oder Wildzaun erübrigen sich, da klettert er drauf und macht den Zaun kaputt - ich habe eindrucksvolle Bilder und einen Nachbar Chihuahua den er mal eben besucht hat um ihm die Meinung zu sagen. Die Nachbarn kennt er alle, die mag er auch.. deren Besucher.. nun ja die bellt er an, jeden einzelnen - Kinder nicht - allerdings hat das bei Balu auch eher andere Gründe, er möchte gerne begrüßt werden. Fremde Rüden duldet er nicht auf seinem Gebiet, nur wenn sich diese ihm ergeben und selbst das kann problematisch werden.
Insgesamt war er sehr oft ein tobendes Etwas an der Leine und ist gehüpft, hat gebockt weil er unbedingt zu einem anderen Hund wollte - die Absicht war wohl demjenigen klar zu machen dass die Feldmark seine ist - bei 50kg braucht man Muckies, sonst fliegt man mit. Große Rüden gehen gar nicht. Übrigens - kein Training hat geholfen - er ignoriert alles wenn er einen anderen Hund sieht. Menschen guckt er an, will begrüßt werden und widmet sich dann wieder seinen Dingen. Freilauf funktioniert inzwischen super - ich bemerke - er ist 9. Aber er ist durchaus jagdlich ambitioniert, d.h. einem Hasen oder einem Reh läuft er definitiv nach, wenn es zu nah ist. Klar bekommt er das nicht, aber er versucht es..ebenso fängt er an zu rennen, wenn er neben dem Rad läuft und irgendwas interessantes läuft davon, das kann echt ins Auge gehen wenn man etwas nicht mitbekommt. Im Urlaub ist es aus diesen Gründen schwierig, obwohl er sich auf fremden Gebiet entspannt verhält und wenig territorial. Trotzdem muss man ihn immer im Auge behalten.
Balu liebt Menschen, die liebt er wirklich. Zu uns kann jeder kommen, jeden schmust er an.. er ist ein Gesellschaftstiger und freut sich mit den Bordern halbtot. Er liebt Kinder, er liebt Kleintiere, sogar unsere Igel im Garten. Fremde dürften jedoch nicht einfach aufs Grundstück, oder mal die Hand durchstrecken, da wäre er nicht mehr nett. Balu ist unser Schmusehund und akzeptiert ausnahmslos jeden meiner Besucher, das mag daran liegen dass er sich zuhause sicher fühlt, bei uns sicher fühlt. Streit unter Kindern, kein Problem. Streit bei uns wird von ihm ignoriert. Ich weiß aber auch dass mein Hund uns als Familie - jeden einzelnen - kompromisslos verteidigen würde, wenn er die Situation dementsprechend deutet.
Mein Hund macht leidenschaftlich gern Aggi im Garten, aber das liegt daran dass die Borderlinge das auch machen und er weiß es gibt die ultimativen Leckers. Insgesamt ist er ein lustiger Kerl, der gerne mal tobt und auch die Grundkommandos kann. Er kann - seeehr verzögert - Cklickern, hat einen guten Grundgehorsam und mag kein Spielzeug. Manchmal ist er allerdings regelrecht albern und tobt mit einem Teddy rum.
Treppen gehen aufgrund seiner Größe gar nicht, daher darf er auch nicht nach oben und sollte nicht in einer Wohnung mit Treppenhaus gehalten werden und in eng besiedelten Gebieten kann es zu erheblichen Problemen kommen. Und auch unterwegs kann die Größe zu einem echten Problem werden, wenn man z.b. in ein Restaurant will, oder Biergarten.
Ich kenne einige Podhalaner und die wenigsten mochten fremde Menschen und waren insgesamt etwas speziell, es sind halt Herdenschutzhunde und sie haben ihre Eigenschaften nicht umsonst. Man sollte sich bewußt machen, dass so ein Hund einsam machen kann, sehr einsam. Nicht nur einen selber, auch die eigenen Kinder. Herdies sind m.E. tolle Familienhunde, weil sie diese so lieben - auch wenn sie oft beim Spielen sehr unmotiviert sind, aber das bezieht sich eben nicht auf Fremde. Es hat schon seinen Grund warum viele Herdies ab ca. 10 Monate abgegeben werden, denn dann kommen sie in die Pubertät und stellen alles in Frage - es ist nicht lustig wenn einem so ein Kalb klar machen will dass man nix zu melden hat. Dem muss man entegen wirken können, ohne körperlich zu werden - ich habe Balu niemals geschlagen oder irgendwie malträtiert, es gab einfach eine konsequente Haltung meinerseits - die aber auch scheiterte, wenn ich zu Anfang ein tobendes Monster an der Leine hatte, oder mir ins Hemd machte weil uns ein anderer Hund begegnete.
Überlege es dir gut ob du so etwas willst. Mein Hund ist eine absolute Ausnahme, von denen es sicherlich welche gibt. Aber ich werde danach keinen Podhalaner mehr haben, weil es so einen Hund nicht mehr geben wird. Ich habe Balu gut erzogen, ihm alles gezeigt und ihn viel mitgenommen. Er ist ein toller Hund, mein Seelenhund, aber nicht stellvertretend für seine Rasse. Ich hatte einfach Glück, es hätte auch anders laufen können - bei meinem Border Collie saß ich heulend auf der Treppe, weil ich diesem Hund nicht Herr werden konnte.
Jeder fängt mal an mit einem Hund, aber man sollte sich genau mit seinen Wünschen und Bedürfnissen auseinander setzen und überlegen was man leisten kann und was passt, sonst ist am Ende der Hund der Leidtragende.