"Paks" ist überall!

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kangalklaus

15 Jahre Mitglied
Hallo in die Runde!
Die letzten Wochen hatten sich einige Forumsmitglieder ja ausführlich und teilweise recht emotional mit dem privaten Tierheim in Paks/Ungarn beschäftigt.
Auch mit der Frage, wie und ob man helfen kann und sollte.
Als von der Hilfsinitiativgruppe um "eisbär" keine Rückmeldung kam, hatte ich die Überlegung in den Raum gestellt, evtl. anderweitig zu helfen, da es leider viele vergleichbare Einrichtungen gibt.
Der Anlaß dazu war u.a. folgender:
Am 7.10.06 lief ein Hilferuf durch das www an diverse Tierfreunde, Vereine und Organisationen mit folgendem Inhalt:

I am Evrim from Izmir, Turkey.
I am writing this letter because Ornekkoy animal shelter here is in desperate need of help. This shelter is being run by volunteers. There are 2 or 3 people trying to help. But there are about 500 dogs and 300 cats! We do not know the exact number, there are so many deaths, births and newcomers. Mr. Celal Uner a retired officer is trying to help these animals since 9 years. He makes all the food, the cleaning and so on. The shelter needs money of course and he can not afford everything. We asked for help from the municipal. After long years, the government accepted to give spaghetti. The rest of the expenditures are of our responsibility. The amount of money the volunteers can put together is about 250 euros each month. For a population of 800 this amount is close to nothing. We can not do the regular vaccinations or sterilizations. Only a few animals can get veterinary help when they are injured, sick or hit by a car. That is why death rates are very high. We already have 500 euro debt to the veterinary. Mr. Uner buys some of the medicines and does the injections by himself.
Winter is coming. The cats and the babies will die again from the cold and rain. We have 50 m2 roofed area and the rest is open.
If we had at least 1000 euro/month income we could do more for them. Mr. Celal Uner is hopeless, me too. He does not know how long he can maintain this shelter. He says this place has no future and one day all the animals here will be left to death. Unfortunately, generally Turkish society does not value animals. Government simply kills them. So we need help from you.
Any kind of help would be appreciated and it is urgent. Food, medicine, money , adoption?etc.. Please contact me by this mail address or my mobile phone.

Frei von mir einmal übersetzt:
Ich bin Evrim aus Izmir, in der Türkei.
Ich schreibe dieses, weil die Ornekkoy-Tier-Hilfsstation in einer absoluten Notlage ist. Die Hilfsleistungen hier erfolgen ausschließlich von Privatpersonen. Es sind 2-3 Menschen, die versuchen den Tieren zu helfen. Aber es gibt ca. 500 Hunde und Katzen! Die genaue Zahl kennen wir nicht, da es ständig viele Todesfälle, Geburten und Neuaufnahmen gibt. Herr Celal Uner, ein pensionierter Offizier, versucht schon seit 9 Jahren den Tieren zu helfen. Er beschafft Nahrungsmittel, führt die Reinigungen durch usw. Die Tierstation benötigt selbstverständlich auch Geld und er kann nicht alles alleine leisten. Nach einige Jahren des Bittens bekommen wir auch nun etwas Hilfe von der Stadt, die uns Nudeln als Futtermittel beisteuert. Den Rest müssen wir weiterhin selber tragen. Uns stehen aus Eigenmitteln pro Monat etwa 250 Euro zur Verfügung, bei einer Zahl von 800 Tieren nahezu ein Nichts. Wir können daher keine regelmäßigen Schutzimpfungen durchführen und auch keine Sterilisationen veranlassen. Nur einige wenige Tiere erhalten im Notfall tierärztliche Hilfe. Bei unserem Tierarzt haben wir bereits 500 Euro Schulden. Herr Uner kauft etwas an Medikamenten privat und spritzt dann selber.
Nun kommt auch bald der Winter. Katzen und Welpen werden an Kälte und Regen sterben. In dem Lagerareal sind lediglich 50qm überdacht, der Rest ist offen.
Wenn wir mindestens 1000 Euro pro Monat zur Verfügung hätten, könnten wir erheblich mehr für die Tiere tun. Im Moment sind Herr Celal und ich ohne große Hoffnung. Er weiß im Moment nicht, wie lange er diese Auffang-Rettungsstation noch aufrechterhalten kann. Er meint, dass dieser Platz wohl keine Zukunft habe und alle Tiere irgendwann dem Tod überlassen werden müssen. Leider unternimmt die Türkische Regierung nicht viel zum Schutz der Tiere. Sie tötet sie eher.
Darum benötigen wir Hilfe von Euch!
Über jede Art von Hilfe würden wir uns freuen. Tierfutter, Medikamente, Geld, Übernahme von Tieren usw.
Ihr könnt mit mir über eMail oder Telefon in Kontakt treten.
Beigefügt war zusätzlich noch eine Liste von benötigten Nahrungsmitteln und Medikamenten mit Preisangaben.

Der Hintergrund, so wie er sich mir zur Zeit darstellt:
Auf einer Industriebrache in Izmir, zwischen Industriebetrieben, Müllhalden und Abwasserkanälen hat vor ca.9 Jahren ein ehem. türkischer Offizier eine Tier-Notauffangstation eingerichtet, die von ihm selber und einigen wenigen Helfern privat betrieben und unterhalten wird. Die "offizielle Hilfe" der Stadt Izmir beschränkt sich auf die Lieferung von Nudeln als Futter-Füllmittel.
Mittlerweile ist der Tierbestand auf nahezu 800 Tiere angewachsen und es droht der totale Kollaps.
Daher nun der aktuelle Notruf der Studentin Evrim Ursavas G. über das Internet.

Die Aussicht:
Der Aufruf von Frau G. hatte, wie ich feststellen konnte auch eine Resonanz ausgelöst. Mehrere Gruppen zeigen Bereitschaft, hier Hilfe leisten zu wollen. Allerdings wird es wohl erst in einigen Wochen absehbar sein, wie hoch und vor allem dauerhaft diese ausfällt.
Wo ich persönlich allerdings zur Zeit Bedenken habe, ist der Realitätssinn der türkischen Tierfreunde.
Auch mit einem monatlichen Betrag von 1.000 Euro (das wären 2 Euro pro Tier und Monat) ist eine einigermaßen tiergerechte Unterbringung sicher kaum zu realisieren.

Für mich stellt sich hier einfach, wie so oft schon, die Frage: Ist es zu rechtfertigen, Tiere unter solchen Bedingungen zwangsweise und wohl auch teilweise qualvoll am Leben zu halten, wenn abzusehen ist, dass dieses durch Krankheiten oder Futtermittelmangel ohnehin nicht lange dauern wird.
Hierzu würde ich in Bezug auf das angeführte Beispiel gerne Meinungen hören.
Natürlich auch hinsichtlich Hilfsvorschlägen oder -ideen.

Grüße Klaus
 

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  • 20. April 2024
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Hi kangalklaus ... hast du hier schon mal geguckt?
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Ich hab mal versucht, dazu was zu finden. Den Aufruf gibt es hier nochmal:



Und hier hab ich auch noch was gefunden, da tauchte der Name nochmal auf, ob es um die oben genannte Hilfsstation geht, weiß ich nicht.



Vielleicht könnte man Kontakt mit der Tierhilfe-Grenzlos aufnehmen, um Näheres zu erfahren? Vielleicht helfen die da schon und man könnte zusammen mit ihnen etwas organisieren?

Ich hab ein paar türkische Freunde, die könnten evt. Texte übersetzen.

LG Tina
 
Pizza schrieb:
Ich hab mal versucht, dazu was zu finden. Den Aufruf gibt es hier nochmal:
Das ist richtig Tina. Es geht um dieselbe Aktion. Diese beiden Gruppen sind da in den letzten Tagen/Wochen aktiv geworden. Ich weiß im Moment allerdings noch nicht, ob die auch zusammen mit anderen arbeiten wollen. Das ist bei solchen Aktionen leider oft ein Problem.
Ich melde mich wohl noch bei Dir.
Grüße Klaus
 
Gut, sonst kann ich da auch ne mail hinschicken oder anrufen, wenn du möchtest.

LG Tina
 
Pizza schrieb:
http://www.tierhilfe-grenzenlos.de/izmir41106.htm[/URL]

Vielleicht könnte man Kontakt mit der Tierhilfe-Grenzlos aufnehmen, um Näheres zu erfahren? Vielleicht helfen die da schon und man könnte zusammen mit ihnen etwas organisieren?

Die Tierhilfe Grenzenlos war Ende November mit ein paar Leuten vor Ort. Ich kopiere Euch mal meinen Bericht über den Aufenthalt hier rein. Ich möchte allerdings nicht, daß dieser Text auszugsweise oder im Ganzen ohne Rücksprache auf andere Seiten kopiert wird.

@kangalklaus
Wenn man sich Bilder von anderen Seiten ausleiht, ist es zumindest ein Akt der Netikette vorher nachzufragen, ob das in Ordnung geht.



Alles fing mit einem Anruf von Marion an. Anrufe von Marion können nichts Gutes bedeuten – meistens bedeuten sie Arbeit ;) „Wir haben da ein neues Projekt in Izmir, hast Du schonmal auf der Homepage geguckt?“ Nein, hatte ich nicht. Genau genommen war ich seit langer Zeit gar nicht mehr online gewesen und so war ich in keinster Weise vorbereitet auf das was mich dann ereilte. Wenige Sekunden später, Marion war wie immer mit der Tür durchs Telefon gefallen, sah ich mich mit meiner Zusage konfrontiert mit nach Izmir zu fliegen. Immerhin war ich noch geistesgegenwärtig genug gewesen Verstärkung zu beantragen, was sich als sehr weiser Entschluss herausstellen sollte.

In üblicher „grenzenloser“ Überfallmanier rief ich also anschließend Michaela an, um ihr mitzuteilen, daß wir beide nach Izmir fliegen würden.

Und so geschah es denn auch. Da wir vor Wintereinbruch vor Ort sein wollten, blieb nicht allzuviel Zeit. Nach einem kurzfristig einberufenen Planungswochenende bei Marion, an dem geklärt wurde was wir tun können, was wir mitnehmen und wann wir nun letztendlich fahren, ging es Ende November los.

Hatte ich nach meiner blinden Zusage schon überlegt, ob ich vielleicht mal ein Rhetorikseminar für Anfänger besuchen sollte, so war ich doch in der Folgezeit nach Durchsicht des bis dahin vorhandenen Mailverkehrs und der Bilder der Ansicht, daß wir dort nicht ganz falsch sein konnten.

Wie richtig ich damit lag, stellte sich bereits während der ersten Minuten im Shelter heraus. Als unser Auto hielt wies noch nichts darauf hin, daß wir bereits am Bestimmungsort angekommen waren – fast nichts. Das Graffity „Dikkat Köpek Var“ konnte ich an diesem Tag noch nicht deuten. Später sollte sich herausstellen, daß dies Bauarbeiter und sonstige Passanten vor der Anwesenheit von Hunden warnen sollte. Von denen war jedoch noch nichts zu sehen, vom Shelter auch nicht – dachte ich. Dachte ich solange, bis ich feststellte, daß der Weg den wir nun hinunterliefen, einfach nur die Fahrspur auf einer Müllhalde war. Rechts von uns befand sich der aktive Teil einer riesigen Müllkippe, vor uns ein löchriger Zaun und indem wir nach links abbogen hörten und sahen wir bereits die ersten Hunde. Die meisten betrachteten uns zunächst misstrauisch, einige kamen aber auch direkt freudig zur Begrüßung angelaufen. Dieses Verhältnis sollte sich im laufe der folgenden Tage stark umkehren – mit jeder Ankunft begrüßten uns in Zukunft mehr Hunde und mit jeder Abfahrt lief uns eine größere Traube von Tieren hinterher.

Nach allseitiger Begrüßung und Ablieferung mitgebrachter Futter- und Deckenspenden wurden uns direkt die ersten Patienten vorgestellt. Mittlerweile waren wir umringt von Welpen und erwachsenen Hunden in allen Größen, munter begleitet von Katzen in allen Formen und Farben. Der erste Hund, der uns gezeigt wurde ist mir besonders in Erinnerung geblieben. Nicht, weil er der erste war sondern weil er ein besonderer Hund ist. Mein erster und wie ich später feststellen mußte auch dummer Gedanke war „Oh Gott, was für ein armer Kerl!“. Ein älterer mittelgroßer hellbrauner Rüde, der Körper vernarbt, Schwanz und Ohren stümperhaft „zurechtgeschnitten“ und blind. Menschen haben diesem Tier ganz offensichtlich furchtbar mitgespielt und doch ging er unvoreingenommen auf uns zu und liess sich vertrauensvoll untersuchen. Das Erstaunlichste konnten wir aber erst sehen, als wir die Tiere näher kennengelernt und eine zeitlang beobachtet hatten: Dieser, in unseren Augen, arme behinderte Hund stellt eine unangefochtene Autorität dar. Kräftige gesunde Rüden machen Platz, wenn er sich seinen Weg durchs Revier bahnt, weichen, wenn er ans Futter geht, beenden ihre Auseinandersetzungen, wenn er einfach nur ruhig zwischen den Kontrahenten durchläuft. Während unserer Aufenthalte im Shelter kam es gelegentlich vor, daß er von führenden Tieren anderer Rudel in Frage gestellt wurde – selbst hier mußte er in den seltensten Fällen selbst deutlich werden; in der Regel kamen in diesem Moment ein bis zwei Hunde aus seinem Rudel nach vorne, um für ihren Senior in die Bresche zu springen.

Fast alle der uns im Anschluß vorgestellten Patienten waren Welpen in allen Altersstufen. Fröhliche vier- bis fünfwöchige Weltentdecker mit beginnendem Nasenausfluß, sechs- bis siebenwöchige und ältere Tiere mit allen Ausprägungen, die Staupe und Parvovirose so mit sich bringen können. Durchfall, Dehydratation, tränende größtenteils eitrige Augen, eitriger Nasenausfluß, Husten, Fieber, Inappetenz... Unser ursprünglicher Plan „Entwurmen, Impfen, Chippen“ erweiterte sich schnell um den Aufbau einer Welpenpäppelstation. Nach einer ersten Bestandsaufnahme war klar, daß wir uns zunächst aufteilen mußten. Dringende Anschaffungen im pharmazeutischen Großhandel sowie im Supermarkt waren zu tätigen, damit wir überhaupt effektiv arbeiten konnten.

Vor Ort begannen unter großen Verständigungsschwierigkeiten die ersten Maßnahmen zur Entwurmung der Welpen während in der Stadt Medikamente, sonstiger medizinischer Zubehör und Futter gekauft wurden. Wir hatten für den Einkauf ungefähr eine Stunde veranschlagt, was sich als großer Fehler herausstellte. Abgesehen von dem, was man als deutscher Tourist zunächst als riesiges Verkehrschaos bezeichnen möchte – im Laufe der Zeit erkennt man darin ein System – warten weitere Hindernisse. So gilt es keine Einladung zum Tee auszuschlagen, und wenn man es noch so eilig hat. Auch ist es nur im Supermarkt möglich, strack das einzukaufen was man braucht, zu zahlen und zu gehen. Betritt man ein familiärer geführtes Unternehmen, so wird man zunächst vorgestellt, per Handschlag begrüßt und dann durch das komplette Lager geführt, während im Hinterzimmer bereits der Tee zubereitet wird. Die Tatsache außen vor lassend, daß wir es natürlich ständig und überall eilig hatten, muß ich gestehen, daß ich die Türkei so als ein sehr sehr gastfreundliches Land mit sehr freundlichen Menschen erlebt habe.

Zurück im Shelter konnten wir uns jetzt mit vereinten Kräften aufs Entwurmen der Welpen sowie auf andere dringende Behandlungen stürzen. Währenddessen lernten wir so nach und nach den Rest des Geländes kennen.

Es gibt im Großen und Ganzen drei voneinander getrennte Abteilungen mit Tieren. Einmal der Bereich den wir direkt bei unserer Ankunft betreten hatten; hier leben die Tiere mehr oder weniger freiwillig, denn das Gelände ist nur sehr unvollständig abgezäunt. Zur Müllhalde hin ist es komplett offen, zur Straße nach oben gibt es einen Zaun, der aber zum einen nicht durchgehend verläuft und zum anderen auch eifrig untergraben wird. Eine weitere natürliche Grenze bildet ein ausgetrocknetes Flußbett, das den Bereich bogenförmig umschließt und in ungefähr sechs Meter Tiefe verläuft. Daß an diesen Stellen ein Zaun dringendst von Nöten ist, davon zeugen die traurigen Überreste derer, die den Sprung in die Tiefe gewagt oder versehentlich getan haben.

Über den ehemaligen Fluß führt eine wackelige Brücke in den nächsten Bereich. Dieser ist komplett abgezäunt, enthält eine große überdachte Fläche mit vielen alten Sesseln und Sofas darunter und beherbergt eine nicht zu schätzende Zahl von Hunden. Hier, viel mehr als in den anderen Bereichen, wird deutlich, daß an diesem Ort das Gesetz des Stärkeren gilt. Es gibt hier kräftige, wohlgenährte, selbstbewußte Tiere, die einen gleich beim Betreten des Geländes begrüßen. Es gibt aber auch die Tiere, bei deren Anblick einen die mühsam behaltene Selbstbeherrschung vollkommen verlässt: Bis aufs Skelett abgemagerte Tiere, von denen man viele erst auf den zweiten Blick oder noch später sieht, weil sie sich bereits völlig zurückgezogen haben. Einige dieser abgemagerten Tiere kämpfen noch um jeden Bissen, den sie bekommen können. Andere versuchen noch nichtmal mehr das. Hier sitzen zähnefletschende Mütter vor selbstgegrabenen Erdlöchern, in denen sie ihre Welpen aufziehen, und nur die stärksten von ihnen können ihre Welpen schützen. Viele der stark abgemagerten Tiere hier sind Halbwüchsige, deren Mütter stark genug waren sie durchzubringen, die Staupe und Parvo irgendwie überstanden haben und die jetzt dem langsamen Verhungern entgegenleben, weil sie keine Reserven und keine Kraft haben sich durchzusetzen.

Weiter hinten in diesem Bereich liegen alte Kanalrohre, ausgestattet mit Paletten und Decken, auch hier ziehen Mütter ihre Welpen groß. Es gibt ein paar offene Container, die vor Nässe schützen und mehreren Tieren Unterschlupf bieten.

Nach oben hin schließt sich diesem Bereich ein weiteres abgezäuntes Gelände an, wo die Zustände ähnlich sind, jedoch ist hier die Hundedichte wenigstens etwas geringer als im Mittelteil.

In den beiden letztgenannten Bereichen ist dringend eine Umstrukturierung dahingehend von Nöten, daß kleinere Abteilungen geschaffen werden, wo auch schwächere Tiere eine Chance haben ebenso wie gesicherte Bereiche für Mütter mit Welpen geschaffen werden müssen. Dieses haben wir angeregt und Mr. Celal hat uns zugesichert, daß er das umsetzen wird.

Der Boden des gesamten Geländes besteht aus einer sehr unebenen Schotter-Erdmischung. Während unseres Aufenthaltes herrschten angenehme 22°C und es war trocken. Wie der Untergrund und damit das Leben der Hunde bei Regenwetter und Kälte aussieht, konnten wir nur erahnen. Gerade für die schwachen Tiere und die Welpen muß es furchtbar sein.

Auf dem unteren Gelände gibt es einen kleinen gemauerten Raum, wo sich normalerweise die Nudelvorräte, eine Gefriertruhe und eine -bei unserer Ankunft defekte- Kochgelegenheit befinden. Diesen Raum richteten wir uns mangels Alternative als notdürftiges Behandlungszimmer, Medikamentenlager und Welpenpäppelstation gleichermaßen her.

Erstaunliches und für uns sehr Erfreuliches geschah am zweiten Tag unseres Aufenthaltes dort. Die Stadtverwaltung der Stadt Izmir wurde aktiv. Später erzählte uns Mr. Celal sehr froh, daß diese Aktivitäten auf unsere Anwesenheit zurückzuführen seien und nachdem er erfahren hatte, daß wir selbstverständlich wiederkommen wollen, erzählte er das wieder und wieder den Offiziellen und beschwor sie, ihre Versprechen auch ja wahrzumachen, denn wir würden wiederkommen und das kontrollieren. Ich weiß nicht, warum wir eine solche Aktivitätswelle ausgelöst haben und warum wir eine derartige Autorität darstellten, aber es kam uns ausgesprochen gelegen. Dinge, um die Mr. Celal seit Jahren gebeten hatte wurden auf einmal zugesagt und direkt in Angriff genommen. Und so geschah es, daß der erwähnte einzige gemauerte Raum am zweiten Tag auf einmal statt offenen Löchern zwei Fenster und eine Tür hatte und somit abschließbar war. Das war für uns von unschätzbarem Wert, konnten wir doch jetzt die allgegenwärtigen Katzen aussperren und lediglich unsere Patienten hereinlassen. Weiterhin wurde die Kochgelegenheit repariert, Baggerarbeiten begannen, um die Grundlage für Zäune zu schaffen und der Bau von neuen Unterkünften für die Tiere wurde zugesagt. Ab dem dritten Tag konnten wir sogar abends arbeiten, da das gegenüberliegende städtische Unternehmen seine gesamten Flutscheinwerfer auf den Shelter gerichtet und eingeschaltet hatte. Natürlich waren wir alle sehr froh über diese langersehnten Maßnahmen, doch haben sie stellenweise unsere Arbeit auch erschwert. Vor allem die über das Gelände fahrenden Bagger waren natürlich eine immense Gefahr für die Tiere, so daß auch hier immer „nebenbei“ gesichert werden mußte.

Daß keiner von uns auch nur annähernd die türkische Sprache beherrscht, war natürlich eins unserer größten Probleme vor Ort. Unser großes Glück war, daß Evrim sehr gut Englisch und auch ein bißchen Deutsch spricht. Da sie aber nicht permanent vor Ort sein konnte, mußte sehr gut geplant werden, denn wir konnten mit Mr. Celal allein nicht kommunizieren, brauchten ihn aber dringend, da er die Aufenthaltsorte seiner Tiere und deren Zustand natürlich am besten einschätzen konnte. Also machten wir uns allabendlich daran, einen Tagesplan auf Englisch zu erstellen, den Evrim dann am nächsten Morgen auf Türkisch übersetzte und Mr. Celal erklärte. Auf diese Weise wurden wir im Lauf der Tage wirklich ein eingespieltes Team, und das brauchten wir auch.

Die Arbeit der nächsten Tage war Fließbandarbeit. Nach der Entwurmung der Welpen erfolgte bei all denen, die gesundheitlich stabil genug waren, die erste Impfung. Entwurmte und geimpfte Welpen wurden mit einem Viehzeichenstift gezeichnet, dokumentiert und fotografiert. Anschließend waren die Erwachsenen dran: Erste Entwurmung und Markierung, Zweite Entwurmung und Markierung, Dritte Entwurmung, allgemeiner Gesundheitscheck und Alter schätzen, Impfen, Chippen, Fotografieren, Dokumentieren. Dinge, die in einer eingerichteten Praxis Alltag sind, geraten vor Ort zu einem logistischen Slalomlauf.


Nebenbei lief immer das Päppeln und Versorgen der kranken Welpen und auch wenn wir es im Vorhinein wußten, war es am nächsten Tag wieder ein herber Rückschlag zu sehen welche Tiere wir trotz allem verloren hatten. Viele der behandelten Welpen sind unter der Behandlung besser geworden und sahen am Tag unserer Abreise aus, als ob sie es schaffen würden – und doch muß man sich fragen, was sie als nächstes erwartet. Haben sie überhaupt eine Chance erwachsen zu werden? Wenn sie es schaffen, zu was für einem Leben haben wir ihnen verholfen? Werden sie zu den Gewinnern gehören, die eines Tages dort stolz über ihr Gelände laufen? Oder werden sie zu den Verhungernden gehören, den Abgestürzten, den Überfahrenen, den Vergifteten? Es gibt sie auch dort, die Menschen, die meinen Gift auf das Gelände werfen zu müssen. Denn Shelter heißt Schutz.

Die stolzen Tiere, die ich oben erwähnte – ja, auch die gibt es dort. Als hiesiger Hundehalter stellt man sich ein glückliches Hundeleben anders vor, aber man muß auch sie gesehen haben. Die Hunde, vornehmlich Kangalmischlinge, die mit stolz aufgerichtetem Ringelschwanz würdevoll weit draußen auf den Müllbergen ihre Runden laufen. Die einen nicht anspringen, nicht um einen rumhüpfen, kein Freudengebell ertönen lassen sondern die einen ruhig willkommen heißen, immer auf Abstand aber nicht scheu und dann wieder ihre Positionen einnehmen. Unter ihnen lebt Diva, auch eine der herausragenden Persönlichkeiten unter den Shelterhunden. Diva geht es nicht gut, sie hat mehrere offene Stellen an den Beinen, ihre Ohrspitzen sind außen und innen offen und entzündet, ihre Nase ist so verkrustet, daß sie kaum Luft bekommt. Die offenen Stellen bereiten ihr Schmerzen und so kommt sie nur sehr langsam auf Besucher zu, die sich ohnehin selten dorthin verirren, wo Diva lebt. Doch trotz ihres erbärmlichen Zustandes hat sich auch Diva eine unantastbare Würde bewahrt. Obwohl es ihr ganz offensichtlich schlecht geht, wird sie dort draußen nicht in Frage gestellt und sie gehört zu den am besten genährten Hunden in Onnekoy Shelter.

An unserem letzten Tag in Izmir waren wir mit Diva, dem blinden Rüden und einem neu in den Shelter gekommenen Welpen bei einem sehr lieben Kollegen, der ein Herz für die Shelterhunde hat und immer wieder Notfälle behandelt. Hier wurden dem blinden Rüden unter Narkose zwei eingewachsene Krallen mitsamt dem umliegenden bereits abgestorbenen Gewebe amputiert, bei Diva wurde eine antibiotische sowie Schmerztherapie begonnen und bei dem Welpen HCC, ansteckende entzündliche Leberentzündung diagnostiziert, er bekam vor Ort auch Medikamente und eine Infusion. Diva wurde Blut abgenommen, was anschließend in Deutschland im Labor untersucht werden sollte. Das Ergebnis entsprach dem klinischen Bild: Diva ist Ehrlichiose und Leishmaniose positiv. Ihre Behandlung wird in Absprache mit dem türkischen Kollegen weitergeführt werden.

Wir haben den Shelter, seine Tiere und auch seine Menschen mit sehr gemischten Gefühlen verlassen. Einerseits ist da das Gefühl des Zurücklassens, des nicht-Wissens welches Tier man noch einmal wiedersehen wird, andererseits auch die Hoffnung und das Wissen, daß dort unten vor Ort sehr viel getan werden kann. Wir haben gute Grundsteine legen können und die angelaufenen Aktivitäten der Stadtverwaltung konnten und können ein Vielfaches tun. Von unschätzbarem Wert ist hier das neue Angebot der Behörden, zwei Tiere täglich auf Kosten der Stadt kastrieren zu lassen, was auch dankbar angenommen wird und letztlich wirklich das Wichtigste überhaupt ist.

Sicher werden wir wieder nach Izmir kommen und mit der begonnenen Arbeit fortfahren. Das allerwichtigste was wir vor Ort tun konnten und können ist Impfen und weiterhin ausreichenden Impfstoff zur Verfügung stellen, um erstmal den gigantischen Infektionsdruck zu mindern und den vorhandenen und sicher immer wieder neu hinzukommenden Welpen eine Chance geben erwachsen zu werden.

Ein ganz wichtiger Teil, den wir in erster Linie von hier aus beitragen können, ist die Sicherstellung von ausreichend Futter vor Ort. Das Problematische dabei ist, daß Hunde- und Katzenfutter in der Türkei Luxusgüter sind und somit natürlich in den nötigen Mengen unbezahlbar. Mit eine unserer größten Herausforderungen wird also die Organisation von kontinuierlichen Futterspenden, den nötigen behördlichen Formalitäten und Transporten sein.

Als Evrim uns zum Flughafen gebracht hat, hat sie uns mit den Worten „Never forget them“ verabschiedet. Und das haben wir ihr versprochen. Wir werden den Shelter, seine Tiere und vor allem seine Menschen nicht vergessen. Die Tiere von Ornekkoy Shelter leben auf einer Müllkippe, viele von ihnen sind krank und unterernährt, aber sie besitzen etwas, das viele ihrer Artgenossen nie erleben dürfen: Sie werden von ihren Menschen geliebt. Menschen wie Celal Uner und Evrim Ursavas, die mit all ihrer Kraft und Liebe das Leben dieser Tiere ermöglichen. Diese Menschen und mit ihnen ihre Tiere verdienen, daß man sie nicht vergisst und sie nach allen Möglichkeiten unterstützt.
 
So, nun hab ich Magenschmerzen. Würde ein Spendenaufruf helfen, was genau wird an Medikamenten benötigt? Würde euch eine Dolmetscherin die Arbeit vor Ort erleichtern? Gibt es eine eigene HP? Soll eine eingerichtet werden?

Was genau kann ich tun, um euch zu helfen?

Vorschläge:
- ein Spendaufruf im KSG
- Erstellung einer Homepage

Evt. mit einer Rubrik, für Hunde/Katzen die nach Deutschland vermittelt werden können. Wobei die Frage ist: Geht das überhaupt, eine Quarantäne ist nicht möglich oder? Kann jemand Bilder vor Ort machen, Beschreibungen der Tiere könnte ich übersetzen lassen, das ist kein Problem.

- Sammeln von Medikamenten/Futter- und Sachspenden

Sagt mir einfach, was ich tun kann. Ich mach es.

LG Tina
 
wauzi schrieb:
@kangalklaus
Wenn man sich Bilder von anderen Seiten ausleiht, ist es zumindest ein Akt der Netikette vorher nachzufragen, ob das in Ordnung geht.
Das ist richtig "wauzi". Zur Information: Von der THG-Internetseite habe ich die nicht.

Zu Deinem Bericht:
Ehrlich gesagt, bin ich hier "total geplättet".
Eine solch gründliche und durchdachte Aktion ist mir von THG-Aktivisten bislang noch nie bekannt geworden. Viel Erfolg weiterhin.
So wie Du schon schreibst, wird eines der größten Probleme sicher sein, die ungewollte Nachzucht zu verhindern und einigermassen trockene und isolierte Unterkünfte zu schaffen.
Darüber hinaus bleibt zu hoffen, dass die Stadtverwaltung bei ihren Zusagen bleibt.
Eine Behandlung von kranken Tieren hier bei uns in Deutschland ist ja derzeit wohl nicht möglich, da die Hunde keinen getesteten Tollwutschutz haben.
(Die Kangalhündin Diva wäre mein erster Kandidat)
Habt Ihr denn in Izmir von anderen Hilfsangeboten erfahren können?
Grüße Klaus
 
Ich kann im Moment nur ganz kurz auf ein paar Punkte eingehen, mehr heute abend, wenn ich wieder da bin.

Was die Adoptionen der Tiere angeht:

1. wie immer eigentlich, ist das nicht die Lösung des Problems der Masse - einzelnen Schicksalen kann damit sicherlich geholfen werden.

2. gibt es da natürlich klare Vorgaben bezügl. des Importes in die EU. Die Tiere müssen TW geimpft, gechippt, 4 Wochen nach der Impfung titergetestet werden, 3 Monate nach positiver Titertestung kann eine Einfuhr erfolgen.

Wir haben erwachsene, gesunde Tiere Tollwut geimpft, zuvor gab es dort so gut wie keinen Impfstatus. (Evtl. aber nichts genaues weiß man nicht, sind einzelne Tiere bei der Kastration geimpft worden, es gibt aber keinerlei Dokumentation hierzu) Da dies Ende November war, sind wir von evtl. Adoptionen, so sie denn stattfinden, noch weit entfernt.

3. und das ist aber meine ganz persönliche Meinung, habe ich großes Bauchweh damit, gerade die kranken Tiere einzuführen (Leishmaniose). Diese Diskussion werden wir aber hier nicht führen müssen, die gibt es schon tausendfach.

Eine Homepage der Tierhilfe Grenzenlos mit einer Rubrik über das Projekt Izmir existiert, muß aber noch ergänzt werden.

Was konkret benötigt wird, sind natürlich wie immer Decken, Futter und Medikamente. Das Problem mit dem Futter hab ich oben schon erläutert, evtl. hat sich hier aber eine Lösung gefunden, dazu heute abend mehr. Decken sind unproblematisch, eine Transportmöglichkeit besteht. Bei Medikamenten haben wir Probleme diese offiziell einzuführen, hier versuchen wir eine Möglichkeit zu finden, dies ohne das Risiko der Beschlagnahmung durchführen zu können. Prinzipiell ist es bezüglich der Preise sehr unterschiedlich, viele Medikamente sind erfreulicherweise beim Direktbezug in der Türkei sehr viel günstiger als hier.

Später mehr.. bin eigentlich schon weg. ;)


wauzi
 
Die Einfuhr von Tieren meinte ich bezogen auf einzelne Tiere, die evt. operiert werden müssen. Das da selbstverständlich alle Bestimmungen eingehalten werden müssen, ist schon klar. Eine Massenkastration ist sicherlich der beste Weg, aber wenn ich das oben richtig gelesen habe, gibt es da ja schon einen Anfang.

Mit der HP meinte ich eigentlich, ob die Station eine eigene HP hat. Also nicht nur eine Rubrik auf eurer HP.

LG Tina
 
Das hört sich doch toll an, was ihr gemacht habt, Wauzi!

Alledings bekomme ich Magenschmerzen wenn ich lese, daß Hunde geholt werden sollen. Sicherlich ist das eine Chance für viele, aber für viele auch ein Verlust.
Gerade wenn ich von der Kangalhündin lese oder dem blinden Rüden, so erfüllen diese freiheitsgewohnten Tiere eine wichtige Funktion im Hundeverband und ich kann mir diese Tiere nicht in der Standt vorstellen. Sie wären glaube sehr unglücklich hier.

Erste Priorität sollte immer die Verbesserung vor Ort sein.
Da gilt es vorausschauend und sensibel auszuwählen, welche Hunde mitgenommen werden können und welche besser vor Ort leben können.

Aber Euer Ansatz ist wirklich gut, ich hoffe, daß sich das schnell umsetzen lässt.
Alleine wird das allerdings sehr schwer werden, habt ihr schon weitere Hilfsangebote bekommen?
 
Frankie schrieb:
Gerade wenn ich von der Kangalhündin lese oder dem blinden Rüden, so erfüllen diese freiheitsgewohnten Tiere eine wichtige Funktion im Hundeverband und ich kann mir diese Tiere nicht in der Standt vorstellen. Sie wären glaube sehr unglücklich hier.
]
Nun Frankie, es gibt auch bei uns in Deutschland ruhige ländliche Gebiete mit viel Platz.
Ein Hundeimport kann sich ohnehin nur auf Einzelfälle beschränken. Dazu ist die Menge einfach viel zu groß.
Und wie "wauzi" ja schrieb, wäre das ohnehin erst in 4-5 Monaten möglich, bei jungen Welpen noch später.

Frankie schrieb:
Erste Priorität sollte immer die Verbesserung vor Ort sein.
Da gilt es vorausschauend und sensibel auszuwählen, welche Hunde mitgenommen werden können und welche besser vor Ort leben können.
Gib Dich hier keinen Illusionen hin. Die vorhandenen Hunde sind nahezu nicht kastriert.
Wenn nun die Stadt wirklich, wie zugesagt, pro Tag 2 Hunde kastrieren lassen will, sind das im Monat bestenfalls 40 Hunde von 500!
Es wird also noch einige Zeit dauern, bis der "selbstproduzierte Nachwuchs" wegfällt. Dazu kommen logischerweise ja auch unkastrierte Neuzugänge.
Und was heißt schon "besser vor Ort leben"? Dort im Shelter? (Eine Vermittlung innerhalb der Türkei ist schwierig bis nahezu unmöglich.)
Hier müsste ebenso eine Verbesserung der Örtlichkeiten einsetzen.
In meinen Augen ist es eine Illusion, glauben zu wollen, auf diesem Gelände rein privat und langfristig unter den gegebenen Umständen weitermachen zu können.
Benötigt wird mindestens:
a) Fester Überlassungsvertrag für das Gelände für einen Zeitraum von mind. 10 Jahre.
b) Falls noch nicht vorhanden, Strom, Wasser, Abwasser und Fäkalienentsorgung durch die Stadt
c) Städtische Bauarbeiter für die Errichtung von weiteren Trockenunterkünften und Zäune zur Trennung einzelner Hundegruppen.

So schön und notwendig sporadische Hilfsaktionen ja sind, um wirklich etwas bewegen zu können, ist ein langfristiges Konzept erforderlich, dass darauf abzielt, den Tieren dort ein einigermassen normales Leben zu ermöglichen, ohne sie in andere Länder zu vermitteln.
Vielleicht hören wir hierzu von "maro345" oder "wauzi" noch etwas.
Grüße Klaus
 
Und was heißt schon "besser vor Ort leben"? Dort im Shelter? (Eine Vermittlung innerhalb der Türkei ist schwierig bis nahezu unmöglich.)
Nein, ich meine eher dieses halbfreie Rudel dort.

Wenn dort feste Rudel existieren, (ausserhalb des Tierheims) dann sollte man die erhalten, jede Entnahme kann für die übriggebliebenen negative Folgen haben. Wenn sie dort gut frei leben können, dann sollte man sich auf die medizinische Versorgung und füttern beschränken und ansonsten die Tiere vor Ort belassen. Man tut den Tieren keinen Gefallen, wenn man solche Konstellationen auseinander reisst.

Ich denke, es ist einfach sinnvoller, nur Tiere zu entnehmen, die dort keine Chance haben, zB. die sich nicht durchsetzen können und dadurch verhungern oder totgebissen werden könnten, etc.
Ich glaube Wauzi beschrieb diese Situation im Tierheim direkt, diese Tiere überleben schlecht im großen Rudel und müssten da natürlich irgendwie raus und separiert werden.

Gib Dich hier keinen Illusionen hin. Die vorhandenen Hunde sind nahezu nicht kastriert.
Dann wäre das erstmal das allerwichtigste neben Futter und Medis, denn jedes Tier mehr verschlechtert ja nur noch die Gesamtsituation für alle.
Da kastrieren so schnell nicht realistisch ist, müssen die Tiere möglichst geschlechtlich getrennt werden und die freilaufenden Rudel zuerst kastriert werden. Das ist ja nun scheinbar in Arbeit, meine ich gelesen zu haben.

Das ist ja eine riesen Aufgabe. Wie sieht es aus mit der Unterstützung der "Großen"?
Tierschutzbund, etc, schonmal angefragt?
 
Wann ist den eine Lieferung für Decken Futter usw geplant? Ich denke es werden doch sicher auch Bauzäune oder auch Maschendrahtzaun oder ähnliches gebraucht . Vielleicht kann man ja mal bei Baumarkt Ketten anfragen wegen Spenden dazu. Weiss ja nicht ob das schon mal gemacht wurde.
 
So, jetzt mit etwas mehr Zeit. Ich versuchs mal der Reihe nach abzuarbeiten:

Zum Thema Spenden/Spendenaufruf allgemein:
Natürlich braucht Ornekkoy Shelter Spenden. Wie ich oben schon erläutert hatte, gibt es benötigte Dinge, die völlig unproblematisch als Sachspenden in die Türkei eingeführt werden können. Schwierig wird es bei den Dingen, die sie leider am dringendsten brauchen, Futter und Medikamente. Es hat sich eine Spedition bereit erklärt für uns Transporte nach Izmir zu übernehmen, wenn sie eine Leerfahrt nach Izmir haben. Das sind relativ kurzfristige Arrangements, von daher müssen solche Sachen vorher gesammelt werden. Das ist soweit kein Problem. Das Problem mit Futter und Medikamenten ergibt sich beim Zoll. Diese Transporte müssen zuvor mit Izmir abgesprochen werden, von dort muß ein Schriftstück vorliegen, daß diese Spenden erwartet werden. Die Tierhilfe Grenzenlos ihrerseits muß ein Schriftstück aufsetzen, in dem bestätigt wird was genau in welcher Menge an wen gespendet wird. Dieses Schriftstück muß in Gegenwart eines Notars unterschrieben werden. Anschließend muß das Ganze einem anerkannten türkisch-deutschen Übersetzer vorgelegt werden, der alles übersetzt. Danach muß das ganze dem Konsulat vorgelegt werden, damit die nötigen Papiere ausgestellt werden können. Das alles kostet eine Menge Zeit und auch Geld, und es ist immer noch keine Garantie, daß die Sachen nicht doch im Zoll hängen bleiben. Das ist eine sehr unbefriedigende Geschichte, und ich bin im Moment selber noch dabei zu eroieren, ob sich das einfacher und zuverlässiger lösen lässt. Wenn also hier jemand gute Kontakte zu Zollbehörden oder Konsulaten hat, wäre das sehr hilfreich. Ist nicht sehr wahrscheinlich, ich weiß.

Daraus ergibt sich, daß bisher Geldspenden am praktikabelsten sind, damit Dinge wie Futter und Medikamente vor Ort gekauft werden können. Das widerum bringt zwei neue Probleme mit sich. Zum einen möchten viele Menschen verständlicherweise lieber Sachspenden beitragen, denn nachzuvollziehen wo das gespendete Geld ankommt ist immer sehr viel schwieriger und bringt sehr viel Mißtrauen mit sich. Bei Einkäufen in Deutschland ist die Dokumentation einfach, da kommt eine Quittung im Zweifelsfall aus der Kasse und ist eine Sache von Sekunden. In Izmir haben wir ungelogen - ich habe oben ein bißchen über unsere Einkäufe geschrieben - eine geschlagene Stunde damit verbracht eine Quittung im Pharmaziegroßhandel zu bekommen. Die wurde nämlich mit allergrößter Sorgfalt in Schönschrift von Hand angefertigt, jeder Posten einzeln.. war ein ziemliches Ereignis. Zum anderen, wie oben schon erwähnt, ist gerade Futter in Deutschland sehr, sehr viel günstiger. Ich habe meinen Futterhändler vor Ort auf große Abnahmemengen angesprochen, wir haben uns ein bißchen unterhalten über Preise und über den Shelter und ich wurde dann von ihm unterbrochen mit den Worten "brauchen wir gar nicht weiter sprechen, wenn das für Tierschutz ist bekommt ihr Händlerpreise." Das war der erste Streich, anschließend hat sich noch herausgestellt, daß er drei Paletten Futter auf Lager stehen hat, das in der Farbe vom bisherigen abweicht, weshalb er zwei Säcke von Kunden reklamiert bekommen hat. Dieses Futter können wir zum Preis von 7 Euro pro 15 kg bekommen, kostet normalerweise knapp das Doppelte. Eine komplette Palette identischen Futters (braucht für die Türkei übrigens auch noch eine schriftliche Bestätigung über die Inhaltsstoffe, darf kein Schwein drin sein) erleichtert natürlich den Schriftkram einigermaßen. Eine Palette Hundefutter, ergänzt um mehrere Säcke Katzenfutter wird hoffentlich zu Weihnachten in Izmir sein, sie wartet nur noch auf den Transport. :)

Langer Rede kurzer Sinn: gemischte Futter- und Medikamentenspenden müssen logistisch irgendwie vereinfacht werden. Geldspenden machen für Futter beim momentanen Stand Sinn, sie können einfach belegt werden. Einen offiziellen Spendenaufruf würde ich gerne zusammen mit einem realisierbaren Stufenplan, sprich Konzept erst erstellen, und da arbeiten wir aktuell dran. Es muß ersichtlich sein, wofür gespendet werden kann und daß die entsprechenden Dinge sinnvoll und nachvollziehbar sind.


Thema Dolmetscherin: Der schriftliche Kontakt ist unproblematisch, da, wie gesagt Evrim sehr gut Englisch spricht. Problematisch war es vor Ort, wenn Evrim nicht da sein konnte. Menschen, die türkisch und deutsch sprechen und Lust haben uns das nächste mal zu begleiten, sind also absolut willkommen. Und auch wenn es unwahrscheinlich ist, daß sich so jemand findet, falls ja: Tollwut- und Hepatitisimpfschutz ist generell in der Türkei sehr sinnvoll.


Thema Bilder vor Ort/Beschreibungen der Tiere
-haben wir beides gemacht, wir waren ja ordentlich. ;) Es können auch weiterhin Bilder vor Ort gemacht werden, aber wir sind wie gesagt vom Thema Vermittlung noch weit entfernt.


Geht gleich weiter, ich schicks mal ab, bevor ich alles nochmal schreiben muß. ;)
 
Thema HP:
Wie Marion schon geschrieben hat, gibt es keine eigene Homepage des Shelters. Ihr schreibt immer Tierheim.. das ist von einem Tierheim wie wir es uns vorstellen so weit entfernt.. es ist wirklich eine Müllkippe mit Sofas und Zäunen. Dort sind drei Personen: Mr. Celal, ein ehemaliger Offizier in Rente, der von morgens bis abends im Shelter ist, alles was er kauft zu Fuß dort hin bringt, die Hälfte seiner Rente als Lebensunterhalt für die Tiere nutzt - und das obwohl er eine eigene Familie hat. Dann Evrim, die gerade ihre Doktorarbeit schreibt, "nebenbei" ein eigenes Geschäft eröffnet hat und betreibt um auch etwas beitragen zu können und auch so oft sie kann im Shelter ist und ein dritter Helfer, der in einer Bretterbude direkt auf dem Sheltergelände wohnt. Diesem Herrn ist es übrigens zu verdanken, daß einige der Hunde "Merhaba" können - Pfötchen geben.

Ok, geringfügig vom Thema abgeschweift. Ich wollte damit eigentlich sagen: Es kann keine HP geben, weil dafür schon allein zeitmässig gar keine Resourcen da sind. Berichte, Bilder und Konzept werden unter Projekt Izmir auf der HP der Tierhilfe zu finden sein. Wenn jemand jemanden kennt, der Marion bei Frontpage unter die Arme greifen kann und will, möge der sich gerne gestern melden. ;)

Nochmal Einfuhr der Tiere bzw. OPs/Kastrationen:
Dringende Notfälle werden von dem in meinem Bericht erwähnten Tierarzt behandelt, er führt in seiner Praxis auch OPs durch. Die bei diesem Tierarzt in letzter Zeit aufgelaufenen Kosten haben wir beglichen, er arbeitet für den Shelter auf Kredit, das ist auch so ein Jackpot vor Ort. Natürlich kann er aber nur die dringendsten Fälle behandeln, da er selbst eine größere Praxis betreibt und natürlich ist das, auch wenn er sehr shelterfreundlich arbeitet eine Kostenfrage.
Kastrationen laufen derzeit vor Ort, aber hier hat natürlich Kangalklaus recht - bei ungefähr 40 Kastrationen im Monat wird das zu lange dauern. Es wird in absehbarer Zeit eine Kastrationsaktion vor Ort von uns durchgeführt werden, allerdings müssen dem ein paar bauliche Maßnahmen vorausgehen.

Thema Hunde holen von Frankie:
Dem hab ich erstmal gar nix hinzuzufügen, sehe ich genauso. Es existieren auch Rudelstrukturen innerhalb der umzäunten Gebiete, nur ist das dort aufgrund der Hundedichte schwieriger zu beobachten.

Thema Trennung nach Geschlechtern:
Ist rein theoretisch auch mein Favorit, aber im Moment nicht umzusetzen. Einmal aufgrund der vorhandenen Strukturen, zum anderen aufgrund der bisherigen Möglichkeiten vor Ort (Zäune), zum dritten müssen dazu ganz deutlich kleinere Gruppen geschaffen werden, sonst gibt das bei x Rüden im einen und x läufigen Hündinnen im anderen Gehege einfach Mord und Totschlag.

Strom, Wasser und Abwasser sind vorhanden. Was es nicht gibt ist eine Toilette für Menschen. Und aus rein fraulicher Sicht ist das durchaus nicht nebensächlich, zumindest nicht bei Ganztagesaufenthalten. ;)

Thema Zäune, Bauarbeiter etc.
Wie schon geschrieben ist die Stadt da sehr aktiv geworden und bisher hält das an. Wir hoffen natürlich, daß auch die Zusagen für Unterkünfte eingehalten werden. Wir wurden sehr gebeten, dies abzuwarten und zunächst, wenn wir helfen können, mit Futterspenden zu helfen. Wenn wir allerdings die Möglichkeit hätten, Baumaterialien über Spenden zu bekommen und diese transportieren könnten, wäre das sicherlich trotz allem hilfreich. Sollte die Stadt Izmir, was wir nicht hoffen, ihre Zusagen nicht einhalten, muß das unser nächster Ansatzpunkt sein.


So, ich hoffe ich hab nicht mehr als die Hälfte vergessen. ;)


wauzi

wauzi schrieb:
Die Tierhilfe Grenzenlos ihrerseits muß ein Schriftstück aufsetzen, in dem bestätigt wird was genau in welcher Menge an wen gespendet wird.

Ich zitier mich mal, weil ich leider zu blöd bin, den Knopf zum Editieren zu finden:

Der Spender seinerseits muß ein Schriftstück aufsetzen, in dem bestätigt wird...


wäre der bessere Satz gewesen.


wauzi
 
wauzi schrieb:
So, ich hoffe ich hab nicht mehr als die Hälfte vergessen. ;)
Ich denke nicht "wauzi",
ein wirklich sehr ausführlicher und offener Bericht und die Darstellung einer möglichen Hilfe. :zufrieden: :respekt:
Um hier auch ganz offen zu sein:
Den Verein THGe.V. kenne seit seiner Gründung im Jahr 2002. Drei unserer Hunde kommen aus THG-Vermittlungen aus der Türkei. Nach anfänglicher Begeisterung begann ich ab dem Jahr 2004 die Vereinsaktivitäten etwas kritischer zu sehen. Siehe hierzu auch den Thread http://forum.ksgemeinde.de/showthread.php?t=48029 .
Da der Vereinsvorstand im wesentlichen noch unverändert ist, die Spendentransparenz sich nicht groß gebessert hat und auch das Vereinsforum, in dem ja sicher auch über die Izmir-Hilfe geschrieben wird, für Aussenstehende nicht lesbar ist, sind meine Zweifel (noch) geblieben.

Und nun kommst Du und schreibst 3 tolle Berichte, die wirklich Hand und Fuß haben und mich schon total überzeugen, während sich "maro345" als Vereinsvorsitzende "höflich zurückhält".
Ich werde mich daher auch zunächst zurückhalten.
Zudem soll das KSG-Forum ja sicher nicht zum offenen "Alternativ-THG-Forum" umgewandelt werden. (Warum auch, wenn ein eigenes vorhanden ist.)
Diesen Thread hier hatte ich auch zunächst mit einer anderen Zielrichtung und Fragestellung begonnen.
Für mich stellt sich hier einfach, wie so oft schon, die Frage: Ist es zu rechtfertigen, Tiere unter solchen Bedingungen zwangsweise und wohl auch teilweise qualvoll am Leben zu halten, wenn abzusehen ist, dass dieses durch Krankheiten oder Futtermittelmangel ohnehin nicht lange dauern wird.
Hierzu würde ich in Bezug auf das angeführte Beispiel gerne Meinungen hören.

Eure Izmir-Hilfe möchte ich jedoch in keiner Weise "torpedieren". Im Gegenteil.
Mein Wunsch wäre hier:
a) Öffnet Euer Forum (zumindest zum Mitlesen),
b) stellt einen voraussichtlichen Hilfsplan auf der THG-HP offen ein,
c) berichtet über die Verwendung der Izmir-Spenden, (Niemand verlangt sicher Belege für den letzten Euro/Cent. Ein Spender möchte jedoch wissen, welche Hilfen möglich waren und ob weitere Zuwendungen Sinn machen.)
d) versucht auch andere Gruppierungen zu finden, mit denen Ihr gemeinsam und in Absprache dort tätig seien könnt.

Ich weiß, das alles ist auch mit Arbeit verbunden und viele werden vielleicht sagen, diese Zeit sei besser für die wirkliche Hilfsarbeit zu verwenden, doch halte ich das für unabdingbar, um langfristig Erfolg haben zu können.

Grüße Klaus
 
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