Offener Brief an Otto Schily

merlin

20 Jahre Mitglied
Offener Brief an Otto Schily


Thorsten Seelbach

Alt-Moabit 101
44319 Dortmund


Bundesministerium des Innern Herrn Bundesinnenminister
Otto Schily

D-10559 Berlin

Dortmund 12. Nov. 2000

Sehr geehrter Herr Schily,
Sehr geehrte mitverantwortliche Damen und Herren,

mein Name ist Thorsten Seelbach, 34 Jahre alt,
verheiratet und zweifacher Familienvater.
Auch wir finden es entsetzlich, dass z.B. der Rechtsradikalismus in Deutschland wieder zunimmt.
Ich finde es sogar so schrecklich, dass wir uns dafür schämen, deutsche Staatsbürger zu sein.

Darum werden wir im Laufe der nächsten 6 Monaten dieses Land verlassen und in die Niederlanden ziehen.

Sie wollen angeblich auf der einen Seite den Rechtsradikalismus bekämpfen, auf der anderen Seite aber erziehen sie das Volk dazu, genau so zu denken.
Das beste Beispiel dafür sind doch die Rasselisten die sie mit ihrer GefahrHunde-Verordnung, wieder unter das Volk bringen.

Hier werden lediglich nur die (Rasse-)Listen ausgetauscht.

Verstehen sie nicht, dass sie das selbe mit den Liste 1 & 2 Hunden machen, was die Rechtsradikalen am liebsten mit den ausländischen Mitbürgern machen würden?

Da wir uns schämen, die deutsche Staatsbürgerschaft zu haben und wir dieses Treiben bzw. diese Volksaufhetzung und den dadurch immer populärer werdenden (Rechts)radikalismus - gegen jegliches Lebewesen, nicht mittragen und verantworten wollen, es nicht gutheissen können,
werden auch wir dieses Land verlassen.

Und ich kann mir für meine Kinder nur wünschen, das die Niederlande sich von dem Rechtsradikalismus bzw. Rassenwahn, der, um in Ihrer Denkweise zu sprechen, rassetypisch für das deutsche Deutschland ist, nicht anstecken läßt.

Mir ist auch bewußt das ich vermutlich mit diesem Brief kein Nachdenken auf Ihrer Seite erreichen werde, aber vielleicht konnte ich ihnen ein wenig aufzeigen, dass die Bundesregierung genau das fördert, was sie vorgibt zu bekämpfen.

Ich will hier gar keine Menschen mit Tieren vergleichen oder gar gleichstellen;

hier geht es nicht um die Lebewesen speziell sondern um die solchen generell

und die Art und Weise, wie in Deutschland Rassismus verstanden und praktiziert wurde und wird.

Anstatt den jungen Leuten das rechtsradikale Gedankengut auszureden bzw. ihnen andere Perspektiven vor Augen zu führen, wie Sie es ja auch lobenswerterweise durch das Bündnis für Demokratie und Toleranz , vorzuhaben scheinen,
wird diese (Ihre) Arbeit von der Bundesregierung
(z.B. erweislich der berüchtigten "Bullshit-email" des derzeitigen Bundeskanzlers) bzw. den Innenministern der Länder, nicht nur zunichte gemacht, sondern sogar noch erschwert, wenn nicht sogar, unmöglich gemacht wird durch die Rassenlisten und der unwiderlegbaren Vermutung, den Hundetötungslagern UKE und Harburg ect.

Als wenn es dann noch nicht genug wäre, werden den Hundebesitzern (allen Hundebesitzern in Deutschland) jetzt auch noch die Grundrechte teilweise "aberkannt" bzw. für diese Personen mit benachteiligender Kosequenz willkürlich geändert.

Aber wie schon gesagt, mein Brief wird wohl auch nichts an ändernder Meinungsbildung bei Ihnen oder den sonst Verantwortlichen bewirken können.

Außerdem ist für uns klar, dass wir, jetzt wo unsere Kinder noch nicht im Kindergartenalter sind, in die Niederlande ziehen werden und später auch dort die Staatsbürgerschaft beantragen werden.

Wer weiß, wie lange ich noch als - zum Ziel gewordener - Hundebesitzer dieses Land ungehindert verlassen darf.

Das Allerschlimmste an dieser Situation ist aber nicht, dass wir aus den zutreffenden Gründen Deutschland zwangsweise verlassen müssen, nein, das Allerschlimmste ist daran ist, dass ich unter diesen Umständen verstehen kann, wenn Deutschlands Jugendliche sich an schlechten Vorbildern orientieren und ebenso wie die Regierenden denkt, abgesehen davon das diese keine tierische sondern menschliche Opfer suchen.

Doch der Schritt von der einen Opferkategorie zur anderen ist kleiner als Ihnen bewusst seit mag.

Der Staat sollte, genau wie die Eltern eines Kindes, stets mit vorbildlichem Beispiel vorangehen.
Dieser Staat ist derzeiten zwar auch Vorbild, jedoch mit absolutem Negativcharakter für die Menschen, besonders die Jugend, in diesem Lande.

Deutschland tut im Prinzip nichts viel Anderes als diese jungen Leute, die es als Rechtsradikal verschreit, weil sie es - eine Widerholung der Vergangenheit - auf Menschen abgesehen haben, anstatt "nur" , wie Sie, auf wehrlose Tiere (und zwangsläufig damit auch auf deren Halter).

Ist es nicht auch für Sie schrecklich, wenn solche Leute: Mörder, Kinderschänder, Familienmörder, Amokläufer etc. im Deutschland 2000 mehr Rechte haben, als Hundebesitzer, die mindestens einen Hund von 20 Kg Gewicht oder 40 cm Höhe haben?

Recht besehen: N e i n !, für Sie ist das kein schrecklicher Gedanke, ganz gewiss nicht.

Mit deprimierenden Grüßen
Thorsten Seelbach

Dortmund
Familienhund@web.de

PS: Gerne möchte ich sie anlässlich der Innenministerkonferenz zu der Demo am 18 Nov.00 um 13.00 Uhr - 20.00 Uhr in Düsseldorf einladen.

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  • 29. März 2024
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Hi Merlin,

inhaltlich ein sehr guter Brief.
Aber wie ich schon an anderer Stelle schrieb: So leicht werden die mich nicht los! Das würde denen passen: Alle, die unbequem sind, verlassen das Land. Ich werde hierbleiben und weiter kämpfen, und ich denke, die meisten von uns sehen das genauso!

Lieben Gruß
Alexis

P.S. Ich wollte dir übrigens mal danken, daß du immer nachts Pressemeldungen u.s.w. für uns heraussuchst und ins Forum stellst! Ohne dich wäre Presse/Medien wahrscheinlich fast leer...
smile.gif



asthanos.gif


[Dieser Beitrag wurde von Alexis am 20. November 2000 editiert.]
 
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