meine frage : ist das ein normaler ablauf für eine treibjagd ?
Ja! Vielleicht nicht immer ganz so extrem, doch vom Prinzip her schon.
Treibjagden erlebe ich bei uns (Niedersachsen) im Winter immer auf Hasen/Wildkaninchen.
Da werden Treiber und Jäger (das sind bei uns die Landwirte mit hervorragender Schießpraxis
) auf einen Ackerwagen geladen, der um das Treibjagdareal herumfährt und ca. alle 50-100m einen aussteigen läßt.
An den angrenzenden Straßen werden auch Schilder "Achtung Jagd" aufgestellt, nicht jedoch an den Feldwegen (frei für Jedermann nutzbar), die in das Jagdgebiet hineinführen.
Sind alle Beteiligten verteilt, geht es los. Die Jäger bleiben auf ihren Plätzen stehen (Flinten gesenkt) und die Treiber bewegen sich mit Hunden an Schleppleinen, oder mit Lärmgeräten in Richtung der aufgestellten Jägerlinie.
Erfolg: Die Hasen (und anwesende Rehe) schrecken natürlich auf und wollen vor dem Lärm und den Hunden flüchten. Dabei laufen sie natürlich zwangsläufig in die Richtung der Jäger.
Die nicht faul, heben ihre Schrotflinten und schiessen in Richtung Hasen. Ja nach Entfernung werden diese natürlich nicht von der kompletten Schrotladung getroffen (Streuung der Schrotpartikel), sondern nur von einem Teil.
Folge: Sie können nicht weiterflüchten, sondern bleiben zunächst verletzt auf dem Acker liegen.
Irgendwann ist dann der Abstand Treiber/Jäger zum Weiterschiessen zu gering geworden und die Jagd wird abgebrochen.
Nun beginnt visuell und mit den Hunden die Suche nach den getöteten und angeschossenen Hasen. Die, die noch verletzt leben und zucken, werden totgeschlagen.
Die ganze Gesellschaft begibt sich dann auf den nächsten Acker und das gleiche beginnt von vorne.
Ist das örtliche Jagdgebiet leergeschossen (nun gut, einigen Hasen gelingt auch immer gesund, oder angeschossen die Flucht durch die Treiber-/Jägerkette), werden alle getöteten Hasen aufgereit, die Jäger stellen sich dahinter (die Treiber nicht) und es gibt ein Erinnerungsfoto, das dann manchmal in dem Dorfnachrichtenblatt erscheint.
Anschliessend trifft sich die Gesellschaft auf einem Bauernhof zur Erbsensuppe, Bier und Korn (damit ist kein Schrotkorn, sondern Schnaps gemeint).
Die toten Hasen werden verteilt und zu Hause geschlachtet und gegessen.
Soweit - so gut.
Probleme aus meiner Sicht:
a) man gerät mit einem Hund über einen Feldweg in eine solche Treibjagd. Solange noch nicht geschossen wird, merkt man das ja nicht unbedingt.
Der Zorn der Jäger (harmlosester Fall) ist einem sicher.
b) die aufgeschreckten Hasen und Rehe flüchten in Panik über die angrenzenden Straßen. Hier gibt es immer wieder Unfälle.
c) viele Tiere (Pferde, Hunde etc.) in den angrenzenden Dorfrandlagen geraten in Panik (ähnlich wie beim Sylvesterfeuerwerk).
d) viel danebengeschossenes Blei bleibt auf den Felder liegen.
e) warum darf eigentlich ein so geschossener Wildhase privat verwertet werden? Im Gegensatz dazu müssen Schweine und Rinder tierärztlich kontrolliert werden.
f) diese "Landwirtjäger" greifen z.T. 1-5x im Jahr zu ihrer Schrotflinte. Kann man da von einer sicheren Handhabung sprechen?
g) keiner der beteiligten Jäger ist auf die Nahrungsmittelversorgung durch Jagdbeute angewiesen (den Landwirten bei uns geht es recht gut). Sie betreiben dies nach meinen Gesprächserfahrungen mit ihnen ausschliesslich als "Wintervergnügen oder -zeitvertreib). Und um in der nächsten Schießsaison auch ausreichend "Gewehrfutter" zu haben, wird für die nicht erwischten Hasen Winterfutter ausgelegt und in der Nachwuchszeit natürlich peinlichst darauf geachtet, dass kein Privathund frei in dem Hasengebiet herumläuft (er könnte ja die zu erwartenden Jagdbeute reduzieren).
Grüße Klaus