Hirschkuh stellt Hund und schlägt auf ihn ein
Polizei rät zu Vorsicht im Brudergrund
SO FRIEDLICH WIE DIESE HIRSCHKUH ist das Tier im Odenwaldkreis nicht. (Foto: Koch)
ERBACH (ric). Da hat der Hund wohl die Welt nicht mehr verstanden. Als er am Donnerstagnachmittag mit seinem Frauchen auf einem Rundweg im Wildpark Brudergrund spazieren geht, stürzt plötzlich eine Hirschkuh auf ihn zu und schlägt ihn mit den Vorderläufen. Und damit nicht genug: Das Wildtier – es ist an diesem Tag außerhalb des Gatters unterwegs – bedrängt den Hund so lange, bis der sich verschüchtert in eine Ecke drückt. Dort wird er von der Hirschkuh „regelrecht bewacht“, schreibt das Polizeipräsidium Südhessen in seiner Pressemitteilung.
In diesem Moment fühlt sich selbst die Hundebesitzerin machtlos. Die Frau holt die Polizei und für den Park zuständige städtische Bedienstete. Gemeinsam befreien sie den Hund aus seiner misslichen Lage und bringen ihn zu einem Tierarzt, der zumindest die körperlichen Blessuren versorgt. Ob er auch die seelischen Folgen kurieren kann, davon schreibt die Polizei nichts.
Allerdings gehen die Beamten davon aus, dass die Hirschkuh aus Muttergefühlen gehandelt hat, „zum Schutz ihres in der Nähe befindlichen Kalbes“. Dafür zeigt die Polizei offenbar Verständnis. Eine Schuldzuweisung liegt jedenfalls in diesem Fall fern, teilt das Präsidium mit.
Damit anderen Hunden eine solche Schmach erspart bleibt, bitten die Beamten und die Stadt Erbach Spaziergänger darum, den Rundweg im Brudergrund in den nächsten Tagen zu meiden – so lange, wie die resolute Hirschkuh auf freiem Huf und zugleich wegen der Setzzeit in einer mental besonders sensiblen Phase ist.
18.5.2001