AnjaJ schrieb:
Welches Buch ist nicht so toll Josy ?? Das Aggressionsverhalten des Hundes ?
Wollte es mir eigentlich zum Geburtstag schenken lassen
LG
Anja
Hallo Anja,
ja, das Buch Aggressionsverhalten des Hundes. Laß es dir ruhig zum Geburtstag schenken. Habe gestern abend angefangen mir den theoretischen Teil durchzulesen und fand ganz es überzeugend, wenn auch etwas frustierend für einen HH mit einem aggressiven und einen teilweise unverträglichen, ängstlichen Hund.
Hier mal ein kleiner Auszug:
WOMIT SIE ES ZU TUN HABEN
Aggression kann man nicht heilen. Ein aggressiver Hund wird immer eine gewisse Tendenz zu aggressiven Reaktionen haben, weil aggressive Reaktionen zur Gewohnheit werden. Unter Stress reagieren Tiere, wie es ihren Gewohnheiten entspricht, weil die bewusst agierenden Teile ihres Gehirns blockiert sind. Sie fallen dann in fast automatisch ablaufende Verhaltensmuster zurück; in Verhaltensmuster, bei denen sie gar nicht erst nachdenken müssen. Wenn ein Hund Angst, Frustration oder Wut erlebt, gerät er in eine Situation, in der er automatisch auf sein gewohntes Verhalten zurückgreift.
Ihr Ziel muss es sein, die Reizschwelle verschiedener Emotionen anzuheben und Ersatzhandlungen anzutrainieren. Es ist ein wenig wie Paddeln gegen die Strömung. Alte, schlechte Angewohnheiten sind nur schwer auszumerzen und können in Stress-Situationen immer wieder zum Vorschein kommen. Mit großem Engagement und viel Arbeit können Sie zwar sehr wohl einen Punkt erreichen, wo es nicht mehr zu aggressivem Verhalten kommt, Sie werden sich darauf aber nie völlig verlassen können.
So wie ein Alkoholiker Zeit seines Lebens ein ehemaliger Alkoholiker bleibt, so bleibt auch ein aggressiver Hund Zeit seines Lebens ein ehemaliger aggressiver Hund.
Es gibt keine einfachen Lösungen. Aggression ist kein einfaches Problem. Es ist sehr komplex, hartnäckig und schwer zu ändern, weil es ein so tief verwurzeltes Verhalten ist. Hunde sind von ihrer Biologie her genauso wie Menschen darauf gepolt, Gewalt als Mittel einzusetzen. Viele populäre Bücher, die sich mit aggressivem Verhalten bei Hunden beschäftigen, stellen das Problem vereinfacht dar. Das geschieht vermutlich der besseren Verständlichkeit halber. Dabei wird aber auch der Eindruck erweckt, dass sich das Problem schon lösen lässt, wenn man sich nur ein wenig (oder auch sehr) bemüht. Meine Aufgabe ist es, Ihnen zu sagen, dass man sich in manchen Fällen noch so bemühen kann, das Problem aber unlösbar bleibt.
Denken Sie an einen aggressiven oder gewalttätigen Menschen, den Sie vielleicht kennen. Selbst wenn so ein Mensch erkennt, dass er ein Problem hat, so hat er üblicherweise doch enorme Schwierigkeiten, seinen Charakter (sein Temperament) oder sein Verhalten zu verändern. Auch mit medikamentöser Behandlung oder Psychotherapie kann häufig nur erreicht werden, dass so ein Mensch lernt, sich besser unter Kontrolle zu haben, während sein Charakter (sein Temperament) und sein aggressives Verhalten im Wesentlichen unverändert bleiben. Wenn etwas schief geht oder Druck und Anspannung zu viel werden, brechen die alten Gewohnheiten wieder durch. Es ist fast schon ein Klischee, wenn der Ehemann sich für einen Gewaltausbruch entschuldigt und schwört, dass es nie wieder passieren wird und das zum zehnten Mal. Ja, klar. Für Hunde gilt vermutlich das Gleiche, mal abgesehen davon, dass sie sich im Unterschied zu Ehemännern nicht schuldig fühlen. Der Hund glaubt wahrscheinlich, er habe völlig richtig gehandelt.
Ich möchte Sie aber nicht unnötig verschrecken. Es gibt zwar gelegentlich einen Hund, den ich für nicht trainierbar halte, aber in der überwiegenden Mehrheit der Fälle bringt eine Schulung sehr wohl etwas. Wenn ein Hundebesitzer bereit ist, das Verhalten seines Hundes zu kontrollieren und ein Trainingsprogramm gewissenhaft durchzuführen, ist in den meisten Fällen ein erfülltes und sicheres Leben das Resultat. Wenn Sie sich dazu entschließen, dürfen Sie aber nicht dem Irrtum erliegen, das Problem mit einem ein paar Wochen oder vielleicht sogar Monate dauernden Trainingsprogramm ein für allemal gelöst zu haben. Es bleibt ein Dauerthema. Wenn Sie sich aber wirklich auf so ein Programm einlassen, werden Sie mit großer Wahrscheinlichkeit zu einem viel tieferen Verständnis Ihres Hundes kommen. Und seien Sie realistisch, dann werden Sie viel eher Erfolg haben.