Ich halte das
Erkennen dieses Verhaltens schon bei der Anreise weder für unvorstellbar noch für schwierig. Ich bin ne ganze Weile von hier mit dem Zug nach Köln gependelt, bei allen Gelegenheiten, und du hast immer mal unangenehme Gruppen. Braucht nur Fußball oder Eishockey zu sein...
Ich halte das "saubere Trennen" nach Ankunft auf dem mutmaßlich überfüllten Hauptbahnhof allerdings für eine logistische Herausforderung und halte es durchaus für möglich, dass im Endeffekt, nach Ankunft im Bahnhof, letztlich doch "sicherheitshalber" alle Leute, die irgendwie zu einer der gemeldeten Gruppen gehört haben könnten (es war ja schon Polizei im Zug) direkt "einkassiert" wurden, um nur ja keinen zu verpassen und nicht wieder so schlechte Presse zu kassieren wie im Jahr zuvor.
In Hannover haben sie das nach den Ausschreitungen 1995 an den Chaostagen einige Jahre hintereinander mit den Punks ebenso gemacht. Die haben sich dann drüber lustig gemacht und kamen teils gezielt zum Sit-in auf die Wiese, sprich: Sie kamen auf anderen Wegen angereist, fuhren dann mit den Öffis gezielt zum Einkesselungsort und baten um Einlass (selbst mitgekriegt, aber nicht selbst ausprobiert...
)
Es war allerdings auch so, dass Leute im entsprechenden Outfit an diesen Tagen durchaus auch unfreiwillig dorthin verfrachtet werden konnten, auch wenn sie ganz was anderes vorhatten.
Die Kontrolle war ja nicht (nur) Sinn der Sache, die Festgesetzten sollten außerdem, - wenn diese "Einkesselung" so eingesetzt wurde wie in H, - sicher unter Beobachtung bleiben, bis keine Gefahr mehr gesehen wurde.
Ich erinnere mich dunkel an einen Fall aus H, wo unter den freiwilligen Eingekesselten auch eine 13-jährige Schülerin war, die das alles ganz spannend fand - um 16:00 wollte sie dann aber nach Hause, weil sie sonst Stress mit ihren Eltern kriegen würde, wenn sie bis 18:00 nicht in ihrem Vorort wäre, und die 'gemeinen Bullen' haben sie erst nicht gelassen und ihr nicht geglaubt, und wollten auch keinen Ausweis sehen. Die heulte dann deswegen in der Straßenbahn rum, als ich aus dem Labor kam, nachdem sie da doch noch irgendwie rausgekommen war, ...
(Okay, das Zwinkern ist in dem Fall bisschen gemein, die tat mir schon auch leid. Das war wohl mehr Abenteuer, als sie sich so vorgestellt hatte.)
Das Verfahren muss man nicht gut finden, es ist auch nicht unumstritten. Es soll mW auch nur bei konkreter Gefahr im Verzug eingesetzt werden, um halt potenzielle Gewalttäter am Gewalttun zu hindern - ich schreibe das nur zur praktischen Erläuterung, ohne eigene Wertung.
Du hast weiter oben geschrieben, dass du es besser gefunden hättest, wenn die Polizei ehrlich gesagt hätte, dass sie Leute gezielt festgesetzt hat, und dass es dort vor Ort schlicht nicht möglich war, die Täter von den Unschuldigen zu trennen. Und - wenn ich es richtig in Erinnerung habe - dass sie sich dafür hätte entschuldigen können oder sollen, dass es besser eben unter den gegebenen Umständen für sie nicht zu machen war.
In einer idealen Welt ist das so. In dieser Welt wird das nicht passieren. (Also, okay, hier in meiner - Interferenzen und so - möglicherweise trennt uns beide mehr als der Rhein...
)
Nicht, weil die Eingekesselten Ausländer oder Punks waren. Sondern weil es nach meiner Beobachtung sehr häufig Standpunkt der Polizei ist, dass, wenn eine Maßnahme guten Glaubens zur Gefahrenabwehr passiert, es k
einen Grund zur Entschuldigung gibt - auch wenn es durch einen Fehler oder unglückliche Umstände völlig Unschuldige trifft.
Die Polizei
bedankt sich manchmal. Sie
entschuldigt sich so gut wie nie.
Und wenn es zu Untersuchungen in solchen Fällen kommt, wird aus falsch verstandender Solidarität von Zeugen unter den Kollegen häufig gemauert - weil die "Schuldigen" ja in Dienstausübung und in gutem Glauben gehandelt haben und es ihren Kollegen offenkundig falsch vorkommt, wenn "die Außenseite", die es ihnen schon schwer genug macht, ihnen ständig Steine in den Weg legt, jetzt auch noch Rechenschaft von ihren verlangt.
Ich bedaure das sehr und finde es falsch. Aber das ändert nichts daran, dass es derzeit ist, wie es ist.
Sodass ich deine Erwartung persönlich durchaus berechtigt finde - aber es eben auch für unwahrscheinlich halte, dass sie erfüllt wird.